Eggstätt – Zuerst war es nur eine Puppe. Eine Reanimationspuppe. Gespendet von der Christlichen Frauenbewegung Eggstätt (CBE) an die First Responder Chiemsee Nord (FRCN). Dann kam eine zweite Puppe zu Übungszwecken: gefördert aus EU-Leader-Töpfen. Bei einem Übungsnachmittag im katholischen Pfarrheim Eggstätt wurde jetzt an ihnen geübt. „Die Spende kommt uns wirklich sehr gelegen“, so Christian Glas, Vorsitzender der FRCN.
Schulungen nicht nur
für First Responder
Die Puppen sollen den Aktiven, aber auch anderen Gruppen für weitere Schulungen zur Verfügung stehen. Zu diesem Übungsnachmittag kamen zahlreiche Damen des CBE sowie Eggstätts Bürgermeister Christoph Kraus und Pittenharts Bürgermeister Josef Reithmeier, der gleichzeitig Vorsitzender der LAG Chiemgauer Seenplatte ist.
Reithmeier war eigentlich nur gekommen, weil er den FRCN eine zweite Puppe überreichen wollte. Aber der kurzweiligen Übungseinheit, die Christian Glaser, Zweiter Vorsitzender der First Responder Chiemsee Nord, und weitere Mitglieder der FRCN anboten, wollte sich auch Reithmeier nicht verschließen.
Glaser betonte, dass die Puppe sehr hilfreich sei. Wenn die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) nämlich richtig ausgeführt wird, werde an der Puppe durch Licht der Blutfluss vom Herzen ins Gehirn dargestellt. „So hat der Übende sofort Rückmeldung über die Effizienz seiner HLW.“
Glaser zeigte an der Puppe, worauf es ankommt: prüfen, rufen, drücken. Wenn jemand umfalle, sollte man die Person laut ansprechen oder gar zwicken und die Atmung überprüfen. Wenn ein Mensch nicht auf Ansprache reagiere und nicht normal atme, müsse man bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass er einen Kreislaufstillstand hat. „Dann verständigt man den Notarzt mit 112 und beginnt mit der Herzdruckmassage: zwischen den beiden Brustwarzen in der Mitte des Brustkorbs.“ An diese Stelle, so erläuterte Glaser, „legt man mit durchgestreckten Armen die eine Hand, und die andere darüber“. Am einfachsten sei das, wenn die Schulter über dem Druckpunkt liege.
„Und dann heißt es: drücken, entlasten, drücken, schnell und fest. Etwa fünf bis sechs Zentimeter tief und so fest man kann. Alle zweimal pro Sekunde drücken, also etwa 100- bis 120-mal pro Minute“, verdeutlichte der First Responder. Das sei körperlich sehr anstrengend, aber wichtig, denn jede Verzögerung oder Unterbrechung senke die Überlebenschance. Man könne nichts falsch machen, auch wenn man dem Patienten dabei vielleicht eine Rippe breche. Falsch wäre es, nichts zu tun.
Es reiche auch nicht aus, den Notarzt zu rufen und auf dessen Ankunft zu warten, betonte Glaser. Er empfahl zudem, die App SOS-EU-Alp aufs Handy zu laden. Über diese App kann man in Deutschland, Österreich und in der Schweiz – selbst in den Bergen – einen Notruf absetzen. Über die App werden automatisch die Koordinaten des Standorts übermittelt und schnelle Hilfe eingeleitet.
Glaser ging auch auf automatisierte externe Defibrillatoren (AED) ein, die sich ebenso zur Wiederbelebung nutzen lassen. „Sie beseitigen Herzkammerflimmern mit einem Elektroschock und funktionieren wie ein Reset des Herzens.“ Die AED seien leicht zu bedienen: „Einfach den Anweisungen folgen.“ Ein AED sollte aber nur verwendet werden, so empfahl Glaser, wenn mindestens zwei Helfer vor Ort sind und ein Gerät in unmittelbarer Nähe installiert ist. Dann könne eine Person die Herzdruckmassage durchführen, während die andere den AED holt.
Üben für den
Ernstfall
In drei Gruppen durften die Teilnehmer ran: Sei es das Drehen in die stabile Seitenlage oder das Üben des Ernstfalls, also Reanimation und Einsatz des Defibrillators. Manfred Haider, Kommandant bei der Feuerwehr Eggstätt, warb ebenfalls dafür: „AED sind wichtig. Es brauche mehr davon auf Gemeindegebiet.“
Annemarie Kamysek sprach wohl allen Übenden aus der Seele: „Eine gut investierte Zeit.“ Jetzt traue man sich, ranzugehen und Leben zu retten. Das Spendenkörbchen, das danach herumging, füllte sich schnell. Die Spenden sollen für den Ankauf eines weiteren Defibrillators verwendet werden.