Historisches bewahren und der Nachwelt erhalten

von Redaktion

Neubeurer Innschifffahrtsleut feiern ihren 403. Jahrtag – Vortrag über die Holztrift zwischen 1810 und 1876

Neubeuern – Ein herzliches „Nahui in gotts Nam“ verkündete Juliane Tiefenmooser, Vorsitzende der Schiffleutbruderschaft in Neubeuern, zum 403. Jahrtag im Beurer Hof, begleitet von der Band „Fünferlei“.

Sie navigiert in ihrem fünften Amtsjahr als einzige weibliche Ruderführerin im Landkreis und über die Landesgrenzen hinaus den Kurs der Schiffleut entlang des Inns. Ihrer Einladung waren die Vorsitzenden Hans Dettendorfer aus Nußdorf, Emmeran Spötzl aus Wasserburg, Franz Kurz aus Kiefersfelden mit den aktiven Schiffsleut der Innfähre, die Schiffsleut vom Wasserwirtschaftsamt und die Samerberger Rosserer gefolgt.

Zum Auftakt zelebrierte Pfarrer Christoph Rudolph, musikalisch umrahmt vom Kirchenchor, einen Gottesdienst in der Marienkirche Neubeuern und sprach pünktlich um 12 Uhr zum gemeinsamen Mittagessen das Angelusgebet.

Schriftführerin Vroni Spatzier begleitete in der Versammlung die Zuhörer durch ein erlebnisreiches Jahr mit Veranstaltungen und freundschaftlichen Treffen in und außerhalb der Marktgemeinde und gab einen Einblick in das Ferienprogramm, das in Zusammenarbeit mit der Internatsschule Schloss Neubeuern auf dem Wasser stattfand.

So reihte sich in den Veranstaltungskalender 2024 auch der Besuch der Wasserburger Innschiffleut ein. „Geschichte lebendig zu erhalten, in den Fluss der Gegenwart einzubringen und dadurch in die Zukunft zu tragen, das ist eine Aufgabe, die sich mit der Zeit verändert und entwickeln muss“, unterstrich Tiefenmooser und ergänzte: „Historische Informationen zu bewahren und bei Interesse rund um die Uhr abrufen zu können, ist jetzt per QR-Code möglich. Dabei geraten gerade die Menschen, welche diese Informationen sammeln und verfügbar machen, oft in den Hintergrund.“ Einen wollte sie besonders hervorheben: „Reinhard Käsinger, unser Chronist, kümmert sich um die Digitalisierung und Archivierung der bedeutenden Daten, die somit unseren Nachfahren erhalten bleiben.“

Von vielen unbemerkt blieb auch der Einsatz von Max Tiefenmooser, der seit 15 Jahren stolz die Standarte bei allen Feierlichkeiten des Vereins trägt und zusätzlich zu jedem Jahrtag die Prozessionsstangen in der Kirche mit Kränzen schmückt. Ihm gebührte der besondere Dank der Vorsitzenden, die ihre Bedauern über die Abgabe seines Amts zum Ausdruck brachte.

Ebenso dankte sie den engagierten Ehrenamtlichen, die an den Markttagen im Heimatmuseum die Besucher mit lebendigen Erzählungen über die Vorfahren am Innlauf begleiten. Dabei würdigte sie auch das Engagement von Altbürgermeister Jürgen Tremmel, der mit seinem umfangreichen Wissen den Weg durchs Museum und entlang des Schiffleutwanderwegs bereichert.

Kassier Georg Wachinger legte detailliert seinen Finanzbericht offen und verwies dabei auch auf Restaurierungskosten einer alten Geige, die als Nachlass dem Verein zugute kam. Das Erbe verschollenen Gutes der Innschifffahrtsleut und Zuwendungen an die Bruderschaft von Seiten der Bevölkerung bereichern und ergänzen die Ausstellung im Museum. Zur Finanzierung der Restaurierung trägt auch der Mitgliedsbeitrag bei, der vor Ort von den anwesenden Gästen meist aufgestockt wird und als Spende in das Vereinssäckel fließt.

Über den Transport des Holzes zur Gewinnung des weißen Goldes (Salz) ab dem 16. Jahrhundert auf der Holztrift zu Wasser von Gmund zur Saline nach Rosenheim referierte Horst Barnikel in seinem bebilderten Vortrag. Über die 150 Kilometer Triftstrecke mit 15 Triftklausen wurden in der Zeit von 1810 bis 1867 rund 30 Millionen Festmeter Holz zu den Salinen transportiert. 1867 wurde die Trift schließlich eingestellt, weil das Holz als Brennstoff durch Torf und Kohle ersetzt wurde.

Nicht nur das Museum zeigt den Werdegang der Innschiffleut auf, „das Kulturgut erhält auch im neuen Rathaus an der Schanz einen prominenten Platz“, erklärte Bürgermeister Christoph Schneider und lenkte die Aufmerksamkeit auf den Tag der offenen Tür am Freitag, 7. Februar.

Juliane Tiefenmooser kündigte die Georgi-Messe am 23. April an, die mit Schiffsleutlieder in einer Gaststätte am Marktplatz seinen feierlichen Ausklang finden wird. Petra Reischl-Zehentbauer

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