Frabertsham – Der Begriff Schädlingsbekämpfung mag auf den ersten Blick negativ erscheinen und ist sogar mit Ekel verbunden. Für Peter Wimmer bietet aber sein Beruf Abwechslung und Spannung. Wie viele Kammerjäger kam auch er als Quereinsteiger in die Branche.
„Ich hatte Gelegenheit, reinzuschnuppern – und schon war ich dabei. Die Ausbildung ist nicht ohne, der TÜV prüft und fordert viel von den Anwärtern“, weiß der gelernte Waffenmechaniker.
Das Wissen rund um Schädlinge und deren Bekämpfung muss in Form von Fortbildungen und Seminaren regelmäßig aufgefrischt und erweitert werden. Auch weil sich Regelungen und Vorgaben ständig ändern, muss man auf dem Laufenden bleiben. Seit 2014 gibt es die Schädlingsbekämpfung Wimmer in Frabertsham.
Umgang mit Tod
und Verwahrlosung
Berührungsängste sollten möglichst keine vorhanden sein – und ein dickes Fell ist durchaus von Vorteil. Denn nicht selten werden Peter Wimmer und seine Mitarbeiter zu einem Messie-Haus voller Müll und Verwahrlosung gerufen, in dem es von Ungeziefer nur so kreucht und fleucht. Das geht häufig auch mit Schimmelbefall einher.
Auch an Leichenfundorten unterstützen sie in enger Zusammenarbeit Tatortreiniger wie Daniela und Thomas Aigner aus Burghausen. „Das belastet sowohl psychisch als auch emotional und darf nicht unterschätzt werden. Solche Einsätze gehören aber nicht zu unserem Alltagsgeschäft“, sagt Wimmer.
Das Einsatzgebiet des Kammerjägers ist weitläufig: Mit Ausnahme der Landeshauptstadt München fährt Peter die angrenzenden Landkreise rund um Traunstein bis nach Österreich ab. Ein Kunde hat seinen Sitz in Kelheim, ein anderer benötigte Hilfe in Bad Birnbach.
Was ihn an der Arbeit fasziniert, ist die Vielfalt. Größere und mehrtägige Aufträge stellen marode Dachstühle an Schulen oder einsturzgefährdete Kirchengemäuer dar – häufig in Absprache mit dem Denkmalschutz. Doch nicht jedem besorgten Anruf folgt auch ein Einsatz. „Den Auftrag eines Waldkindergartens, der sich an Ameisen störte, habe ich abgelehnt“, erinnert sich Peter Wimmer schmunzelnd.
Denn Artenschutz wird großgeschrieben. Geschützte Tiere werden ohnehin in Ruhe gelassen. Wespennester entfernt er nur, wenn es nicht anders geht und sie eine Gefährdung darstellen. Hornissen rührt er gar nicht an. Auch Maulwürfe oder Siebenschläfer haben eine Daseinsberechtigung. Hier sei es wichtig, die Leute aufzuklären und sie davon zu überzeugen, dass ein Miteinander durchaus funktionieren könne. Bei Nagern wie der Wühlmaus oder Raubtieren wie dem Marder sowie invasiven Schädlingen, die sich in der Region etablieren, sieht es schon wieder anders aus. Auf dem Vormarsch ist neben der Bettwanze auch die Deutsche Schabe, weiß der Kammerjäger. Einem Schädlingsbefall vorzubeugen, ist Peter Wimmer zufolge schwierig: „Wer beispielsweise organisches Material auf seinen Komposthaufen im Garten verrotten lässt und wenige Meter daneben die Vögel füttert, muss damit rechnen, dass sich hier über kurz oder lang unliebsame Gäste wohlfühlen. Im schlimmsten Fall wird sogar das Haus angefressen.“
Obacht bei ungebetenen Gästen
Die Arbeit geht Peter so schnell wohl nicht aus: Existenzängste muss er als Schädlingsbekämpfer nicht haben. „Kammerjäger ist ein altmodischer Beruf, der gerade in der heutigen Zeit mehr als wichtig ist. Industrie, Handel und die Lebensmittelbranche stellen unser Hauptgeschäft dar. Niemand möchte Bettwanzen im Hotel, Mäuse im Supermarktregal oder Kakerlaken im Krankenhaus. Ein Rattenbefall kann für einen landwirtschaftlichen Betrieb böse enden. Und natürlich fahren wir auch zu Oma Liesl, die Angst vor Mäusen hat.“
Peter Wimmer sieht sich als „Dienstleister“ und „Problemlöser“. „Jeder Einsatz macht mir Freude. Ich bin glücklich und stolz, wenn ich helfen kann. Ein bisserl wie ein kleiner Alltagsheld“, unterstreicht er mit einem Lächeln.