Vogtareuth will sich solidarisch zeigen

von Redaktion

Gemeinde vermietet Grundstück für Flüchtlingscontainer an Landratsamt

Vogtareuth – Zu überdimensioniert, zu weit weg vom Schuss, zu viele Menschen: Während Rott, Riedering und Stephanskirchen gegen den Bau großer Container-Anlagen beziehungsweise die Unterbringung von Flüchtlingen in Lagerhallen durch das Landratsamt Rosenheim am Verwaltungsgericht Klage eingereicht haben, hat sich Vogtareuth freiwillig dazu bereit erklärt, dem Landkreis ein Grundstück für den Bau einer mobilen Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung zu stellen. Allerdings sollen dort nur 36 Geflüchtete unterkommen. Zum Vergleich: In Rott sollen es 270, in Riedering etwa 150 und in Stephanskirchen etwa 100 Menschen sein.

36 Flüchtlinge
sollen einziehen

Wie das Landratsamt nun mitteilte, unterzeichneten die Behörde und die Gemeindeverwaltung jetzt einen entsprechenden Pachtvertrag mit sechs Jahren Laufzeit. Das Landratsamt wird auf dem Grundstück in der Sunkenrother Straße einen Containerbau für insgesamt 36 Geflüchtete errichten. Voraussichtlich im dritten Quartal 2025, also noch im Sommer, sollen die Flüchtlinge dort einziehen.

Bei der geplanten Einrichtung handelt es sich um eine sogenannte Anschlussunterkunft. Diese dient insbesondere der Unterbringung von Asylsuchenden mit positiver Bleibeperspektive. Wer dort einziehen wird, sei aber nicht bekannt. „Das entscheidet das Landratsamt.“ Lediglich bei der Anzahl habe man sich laut Vogtareuths Bürgermeister Rudolfs Leitmannstetter (ÜWG) auf 36 Flüchtlinge verständigt. „Das war von unserer Seite die Obergrenze“, so Leitmannstetter.

Wie der Bürgermeister auf Nachfrage des OVB erklärt, seien die Pläne für die Verpachtung eines gemeindlichen Grundstücks bereits im vergangenen Frühjahr entstanden. „Wir haben das Thema bei einer Klausurtagung des Gemeinderates besprochen und im Mai während einer nicht-öffentlichen Sitzung beschlossen“, so Leitmannstetter. Im Oktober sei der Vertrag mit dem Landratsamt unter Dach und Fach gewesen.

Der Grund, warum die Angelegenheit im nicht-öffentlichen Rahmen besprochen wurde, liege laut dem Bürgermeister daran, dass mehrere Grundstücke zur Verfügung standen. Und Vertragsangelegenheiten, so Leitmannstetter, seien immer nicht-öffentlich zu führen. Letztlich sei die Wahl wegen der Lage auf das Grundstück an der Sunkenrother Straße gefallen. Dieses liege unmittelbar an der Umgehungsstraße, außerhalb des Ortskerns. „Trotzdem ist alles fußläufig erreichbar.“ Auch eine Busanbindung nach Rosenheim sei vorhanden.

Erstmal öffentlich verkündet hat der Bürgermeister die Nachricht über die künftige Errichtung der Asylunterkunft auf der Seniorenversammlung am 6. November 2024. Wiederholt hat er dies am 27. November in der Bürgerversammlung. „Komischerweise gab es nur wenig Rückfragen und Kritik“, sagt Leitmannstetter.

Bereits während der ersten Flüchtlingswelle seien die Situation und das Engagement der Bürger laut Leitmannstetter durchweg positiv gewesen. „Mein Dank richtet sich an alle Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde, die bereits in der Vergangenheit großartige Integrationsarbeit geleistet haben. Ihr Engagement, ihre Offenheit und Hilfsbereitschaft sind der Schlüssel zu einer gelingenden Integration.“ Auf diese Offenheit baue er auch bei dieser Entscheidung. Auch wenn sich die Stimmung aufgrund des Anschlags in Aschaffenburg und der bevorstehenden Bundestagswahl verändert habe: „Wir denken, dass der Standort für die Anlage, so wie wir ihn gewählt haben, zum jetzigen Zeitpunkt am verträglichsten ist.“

Landrat lobt
Zusammenarbeit

Wie Leitmannstetter erklärt, will sich Vogtareuth mit der Entscheidung solidarisch zeigen. „Wir liegen hier in der Gemeinde unter der geforderten Zahl bei der Verteilung der Flüchtlinge“, sagt er. Sehr zur Freude des Landrates. Denn wie Lederer im Juli 2024 bei einer Bürgerveranstaltung in Rohrdorf erklärte, käme alle zwei Wochen ein neuer Bus mit 50 Flüchtlingen, die er verteilen müsse. „Die konstruktive Zusammenarbeit mit der Gemeinde Vogtareuth ist ein gelungenes Beispiel für kommunale Solidarität und gemeinsame Verantwortung“, sagt Landrat Otto Lederer. „Solche partnerschaftlichen Lösungen helfen uns, unsere Aufgaben bei der Unterbringung von Asylbewerbern verantwortungsvoll zu erfüllen.“

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