Surberg/Rosenheim – Ohne Gegenstimme unterstützte der Gemeinderat Surberg in seiner Sitzung den Antrag der „Initiative Erinnerungskultur – Stolpersteine für Rosenheim“ und der „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten“, Kreisverband Traunstein/Berchtesgadener Land, dem Wunsch von Sonja Reinhardt, der Tochter von Ernestine Reinhardt, zu entsprechen und deren Stolperstein auf öffentlichen Grund am Rand des Kirchplatzes in Surberg zu verlegen. Die Kosten für die Herstellung und Verlegung werden von einer Patin übernommen. Die Vorbereitung der Verlegestelle soll laut Antrag der Surberger Bauhof übernehmen.
Wer war
Ernestine Reinhardt?
Ernestine Reinhardt wurde laut der Ausführungen von Bürgermeister Michael Wimmer als Sintiza von den Nationalsozialisten rassistisch verfolgt und 1943 an ihrem Wohnort in Wiesen 3 in Surberg verhaftet. Als junge Frau musste sie im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, im Frauenkonzentrationslager Ravensbrück und im Außenlager Sieben des Konzentrationslagers Buchenwald – unter lebensgefährlichen Umständen Zwangsarbeit verrichten. Ende 1944 wurde sie aus nicht geklärten Gründen aus dem KZ Buchenwald mit der Auflage entlassen, sich nach Wiesen zu begeben und eine Arbeit aufzunehmen. So überlebte sie den Naziterror. Nach ihrem Aufenthalt in der Gemeinde Kapell wohnte sie ab 1952 an verschiedenen Orten in Oberbayern, wo sie eine Familie gründete. Sie starb im April 2000 im Alter von 74 Jahren.
Stolpersteine werden seit fast 30 Jahren von dem Künstler Günter Demnig für die Opfer des nationalsozialistischen Terrors verlegt, in der Regel im Gehweg vor deren letztem Wohnsitz, vor Schulen, Arbeitsstätten oder anderen öffentlichen Orten. Anliegen ist es, dass möglichst viele Menschen den Stolperstein sehen und damit zum Nachdenken angeregt werden. Im Fall von Ernestine Reinhardt erscheine der genannte Ort dafür am sinnvollsten, hieß es im Antrag. Mit weltweit über 100000 Steinen ist das Stolpersteinprojekt das größte Flächendenkmal der Welt.
Geschichtsbewusstsein
wecken
Der Bürgermeister nannte den Platz am Kirchplatz einen guten Ort, weil dort die Leute vorbeigingen und an eine schlimme Zeit erinnert würden. Robert Hintereder (CSU-Kommunale Wählervereinigung) fand es „wunderbar, dass man sich dieses Themas annimmt“. Es sei besonders in der heutigen Zeit sehr wichtig, das Geschichtsbewusstsein zu wecken.