Stephanskirchen – „In der Regel haben wir in Hochzeiten 60 bis 90 erkrankte Schülerinnen und Schüler”, erklärt Florian Burggraf, Leiter der Otfried-Preußler-Schule. Doch schon seit Freitag, 17. Januar, stieg die Zahl der fehlenden Kinder bedenklich an.
Fünf Tage später blieben gleich 172 von insgesamt 532 Schülern krank zu Hause. Spätestens da war dem Schulleiter klar, dass er reagieren muss. „Ich nahm Kontakt mit dem Schulamt sowie dem Gesundheitsamt auf und wir kamen überein, dass eine Unterbrechung der Infektionskette unbedingt notwendig sei”, sagt Burggraf.
Keine Präsenz ab Quote von 40 Prozent
Die Folge: In allen Klassen mit einer Krankheitsquote von mindestens 40 Prozent musste das passieren, was viele noch allzu gut aus der Corona-Pandemie kennen – Unterricht aus der Distanz. Am Mittwoch vor einer Woche traf es bereits acht Klassen der Grund- und Mittelschule. „Seitdem kamen drei weitere Klassen dazu”, sagt Burggraf, der sich im ständigen Austausch mit dem Gesundheitsamt befindet. Betroffen seien dabei alle Jahrgangsstufen von eins bis zehn.
Dabei sind die Schüler in Stephanskirchen kein Einzelfall. Auch an der Leo-von-Welden-Schule in Bad Feilnbach musste bereits die Notbremse gezogen werden. „Wir beobachten derzeit ein deutlich erhöhtes Infektionsgeschehen an mehreren Bildungseinrichtungen in Stadt und Landkreis Rosenheim”, bestätigt Sibylle Gaßner-Nickl, Pressesprecherin des Rosenheimer Landratsamtes, auf OVB-Anfrage. In Feilnbach und Stephanskirchen waren die Infektionszahlen demnach so hoch, dass es dort zum Fernunterricht kommen musste.
„Hauptverursacher sind am ehesten Influenza-Viren“, meint Gaßner-Nickl. Daher richten sowohl das Gesundheitsamt als auch die Schulen einen Appell an die Eltern, potenziell erkrankte Kinder nicht in die Schule zu schicken. Zudem kommen laut Landratsamt weitere Vorschriften wie das Einhalten eines Mindestabstands von 1,5 Metern, besonders im Klassenzimmer, eine Husten- und Niesetikette und das Vermeiden von Berührungen von Augen, Nase und Mund. Das Tragen von Masken wird prinzipiell empfohlen, ist jedoch nicht verpflichtend.
Um den Lernstoff dennoch an die Kinder zu bekommen, wird in Stephanskirchen differenziert. „Ab der Mittelschule wird der komplette Unterricht per Videokonferenzsystem abgehalten, begleitet durch unsere digitale Plattform”, erläutert Burggraf. Wenn die Schüler nicht krank sind, sind sie genauso wie im normalen Unterricht dazu verpflichtet, an den Konferenzen teilzunehmen. „Das klappt laut Rückmeldung der Lehrkräfte gut”, berichtet der Schulleiter.
Für die Grundschüler wird versucht, den Unterricht mithilfe von Materialpaketen und Arbeitsaufträgen, bis hin zu Hausbesuchen der Lehrer, möglichst persönlich aufrechtzuerhalten.
Zahl der Erkrankten ist rückläufig
Durch die schnelle Reaktion der Schule scheint die erste Welle abgefedert worden zu sein. Die Krankmeldungen sind mittlerweile wieder auf 87 zurückgegangen. Die ersten Klassen kehren eine Woche nach der Umstellung bereits am Mittwoch dieser Woche wieder in die Klassenzimmer zurück. „Wir werden sehen, ob uns die nachhaltige Eindämmung der Infektionswelle gelungen ist”, sagt Burggraf. Bisher sehe es ganz gut aus.