Drohende Schließung schockiert

von Redaktion

Caritas will über Zukunft von Heim in Schonstett entscheiden

Schonstett – Die neue Nachricht zum Caritas-Heim in Schonstett verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Der Sozialverband will in den nächsten Wochen über die Zukunft der Einrichtung für Menschen mit Behinderung entscheiden. Denn es soll geprüft werden, ob der Standort erhalten oder die Einrichtung woanders fortgeführt werde, erklärte die Caritas. Sollte das Zuhause für derzeit 42 Personen geschlossen werden, wäre das „ein Fiasko“, sagt Schonstetts Bürgermeister Paul Dirnecker auf Anfrage.

„Riesengroßer
Verlust“

Das Heim besitze in der Gemeinde einen „hohen Stellenwert“ und gehöre „einfach dazu“, erklärt der Rathauschef. „Wenn es die Einrichtung nicht mehr gebe, wäre das ein riesengroßer Verlust und mehr als bedauerlich“, betont Dirnecker. Manche Personen würden dort schon seit über 40 Jahren wohnen und seien ein fester Bestandteil der Gemeinde. Inklusion werde in Schonstett großgeschrieben. „Wir haben uns stets bemüht, die Wege und Straßen im Ort möglichst verkehrssicher für Rollstuhlfahrer zu gestalten. Auch unser Dorfladen ist barrierefrei“, erklärt er.

Auch bei verschiedenen Festivitäten habe man versucht, alle Einwohner der Kommune zusammenzubringen. Zudem würden viele Schonstetter im Caritas-Heim arbeiten – teilweise schon über mehrere Jahrzehnte. Die Nachricht, dass der Verband über die Zukunft der Einrichtung entschiede, sei „wie ein Schlag ins Gesicht“ gewesen, so der Bürgermeister. Sepp Bichler, Zweiter Bürgermeister der Gemeinde, kann sich nur anschließen. „Es ist sehr schade“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion. Allerdings sei die Nachricht für ihn „wenig überraschend.“ Vor fast 20 Jahren seien ihm das erste Mal Gerüchte über eine mögliche Schließung zu Ohren gekommen. „Wir leben schon lange mit diesem Heim, es ist ein Teil von Schonstett“, erklärt er. „Man konnte zuschauen, wie es aufwärts ging – und dann wieder abwärts.“ Früher habe „das halbe Dorf“ dort gearbeitet, „aber dem Heim ist der Zug davongefahren, im Hinblick auf die Standards“, so Bichler. „Über die Jahre hat die Caritas immer wieder ‚Schönheitskorrekturen‘ am Gebäude veranlasst, aber jetzt geht es einfach nicht mehr. Mich überrascht es nicht wirklich“, betont er noch einmal.

Dass die Caritas das Heim womöglich schließen muss, habe mehrere Gründe. Zum einen fordere der Erhalt des Gebäudes und des Grundstücks viel Geld, zum anderen könne der Sozialverband „Inklusion und Teilhabe, wie wir sie im Jahr 2025 verstehen, nicht verwirklichen“, erklärte Birgit Weiß, Geschäftsführerin des Caritas-Bereichs „Teilhabe und Inklusion“, im Exklusiv-Gespräch mit der Redaktion.

Fenster, Balkone, Böden, Wände, Wasserleitungen und vor allem das Dach im Anbau des Hauptgebäudes müssten erneuert werden. „Es sind einfach sehr alte Gebäude. Kaum sind wir an einer Stelle fertig, sind woanders schon wieder Arbeiten fällig. Hier ist leider kein Ende in Sicht“, verdeutlichte Weiß. Auch die öffentliche Anbindung sei in Schonstett nicht optimal, so die Geschäftsführerin. Derzeit berät die Caritas über das weitere Vorgehen. Die Entscheidungsfindung werde jedoch noch einige Wochen in Anspruch nehmen, teilte der Verband mit. Ihm sei bewusst, dass eine mögliche Entscheidung gegen den Standort Schonstett ein Schock für Bewohnerinnen und Bewohner sowie für die Mitarbeitenden werden wird.

Zu wenig Wohnraum für Menschen mit Handicap

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