Brannenburg – Nach über 53 Jahren fiel für den ehemaligen Lehrer Helfried Wachter an der Dientzenhofer-Realschule in Brannenburg der letzte Vorhang. Schon Anfang der 1970er-Jahre brachte der engagierte Pädagoge an seiner ersten Schule in Neutraubling mit seiner Theatergruppe kontroverse Themen auf die Bühne. In Brannenburg wurden seine Inszenierungen zu einer Institution, die nicht nur vom Publikum mit viel Beifall bedacht wurden, sondern auch schauspielerische und musische Talente förderten, die nach ihrer Schulzeit in vielen Ensembles im Inntal und Landkreis weiter für Aufsehen sorgten.
Höhepunkte waren zum einen die viel beachtete Inszenierung des Stücks von Felix Mitterer „Kein Platz für Idioten“ und die ihm übertragene Aufgabe, im Jahr 1995 die Schulspieltage für die bayerischen Realschulen auszurichten.
Bis zu seiner Pensionierung vor 16 Jahren wurden fast jedes Jahr kürzere, oft abendfüllende Stücke auf der Bühne im Keller der Schule, im evangelischen Gemeindehaus oder in der Turnhalle aufgeführt und immer wieder auch ehemalige Schüler zum Mitspielen gewonnen. Auch im Ruhestand blieb Helfried Wachter aktiv und nach den beiden Corona-Jahren wurde die Schulspielgruppe mit Unterstützung von Rektor Alois Plomer erfolgreich wiederbelebt.
Mit den drei Aufführungen des Stücks „Rüpel in feiner Gesellschaft“ am vergangenen Wochenende sollte aber nun Helfried Wachters Engagement, zeitgleich mit seinem 81. Geburtstag, zu Ende gehen. Für den Schlusspunkt seiner Schulspiellaufbahn hatte sich Helfried Wachter bei den ganz Großen des Welttheaters Themen entliehen: bei Shakespeare Szenen aus dem Sommernachtstraum, das Spiel im Spiel von Pyramus (Anton Kathrein) und Thisbe (Betty Fürbeck) und bei Richard Wagners Tristan und Isolde.
Die klassischen Themen verknüpfte er mit einer entlarvenden Satire auf die heutige Schickeria-Gesellschaft, die auf der Party eines Unternehmers (Manfred Weidenthaler) über „lebenswichtige“ Entscheidungen debattiert, so zum Beispiel, ob man dem Töchterchen eines Oldtimersammlers (Toni Schönfelder als Charly Maserati) für eine Drei auf dem Zeugnis schon einen Ferrari schenken sollte, oder ob zum Abendkleid der Gastgeberin (Claudia Maier) besser eine Armani- oder Gucci-Tasche passt.
Im Kellertheater der Schule wurde die mit viel Beifall bedachte Aufführung auf sehr engem Aktionsraum vor einem von Maria Spannagel geschaffenen Bühnenbild mit musikalischer Begleitung von Eva Baumgartner inszeniert.
Wie seit vielen Jahren gewohnt, waren Kostüme und Maske (Frauke Göschel und Pia Reitzig) von nahezu professioneller Qualität und bei Charly Maserati wurde man nicht gerade zufällig an die Figur eines Moderators der Fernsehsendung „My Style rocks“ erinnert.lüe