Tierquäler köpft Tauben

von Redaktion

Der Schock sitzt tief, nachdem in Halfing drei geköpfte Tauben gefunden wurden. War es die Tat eines grausamen Menschen oder war es ein Tier? Die Polizei sucht noch nach Zeugen. Was bisher bekannt ist.

Halfing – Ein grausiger Fund an einem abgelegenen Ort: Am 3. Oktober 2024 entdeckt eine Spaziergängerin in Halfing grausam zugerichtete Vögel. Im Bereich der Kläranlage, an der Verbindungsstraße nach Irlach, findet sie die Kadaver. Drei Tauben waren geköpft, ihre Körper und Köpfe gut sichtbar im Umfeld einer Bank abgelegt worden. Sie zeigt die Tierquälerei bei der Polizei an.

Wasserschutzpolizei
Prien ermittelt

Bei Verstößen gegen den Tierschutz ermittelt die Wasserschutzpolizei Prien. Sie geht davon aus, dass es ein Mensch und damit ein „bisher unbekannter Täter“ war, der im Gemeindebereich die Tauben köpfte. Auch, weil erst wenige Monate zuvor – im Juni 2024 – eine Taube im Bereich Halfing angeschossen worden war. „Vor allem aber, weil Tierquälerei oder die Tötung von Tieren Straftaten sind“, erklärt eine Polizeisprecherin: „Wer ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund tötet oder einem Wirbeltier aus Rohheit erhebliche Schmerzen oder Leiden zufügt, wird nach Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft.“

Die Polizei Prien bittet Zeugen um Hinweise unter der 08051/90570 und macht klar: „Es ist durchaus möglich, dass die toten Tauben dort bewusst abgelegt wurden, die Tat aber an einer anderen Örtlichkeit begangen wurde.“ Einem Besitzer konnten die Tiere nicht zugeordnet werden, informiert die Polizeisprecherin.

Auf Nachfrage im Geflügelzuchtverein Halfing erfährt das OVB, dass dort keine Tiere fehlen. „Es waren auch keine Zuchttauben“, betont der Vorsitzende. „Wir denken, dass es sich bei den getöteten Tieren um wilde Stadttauben handelt, zumal sie auch nicht beringt waren.“ Im Geflügelverein war die Tierquälerei lange Thema. Die Fotos in den sozialen Medien hat jeder Züchter gesehen: „So etwas macht kein normaler Mensch.“

In Deutschland waren Tauben früher eine echte Delikatesse, in Frankreich sind sie es noch immer. Der Mensch züchtet und tötet Tauben seit Jahrhunderten. Doch werden Tauben geschlachtet, gelten klare Regeln. „Das Töten von Tieren ohne Betäubung ist gesetzlich verboten. Deshalb muss das Schlachtgeflügel vorher betäubt werden, um dem Tier unnötige Todesqualen zu ersparen“, erklärt der Züchter.

Die Tauben von Halfing aber wurden geköpft und dann öffentlich zur Schau gestellt. Welche Motive es dafür gegeben haben könnte, bleibt im Dunkeln, solange der Täter nicht gefasst wurde. Es gibt viele offene Fragen. Auch die, ob es sich möglicherweise um einen tierischen Täter handeln könnte?

Eine Online-Recherche spuckt Dutzende Beiträge über geköpfte Tauben aus. In vielen Foren wird nach möglichen Erklärungen gesucht. In Wiesbaden, in Wertheim, in Neumünster oder Florstadt. Deutschlandweit. Immer ermittelt die Polizei, immer wird ein menschlicher Täter vermutet.

Anders in der Mahndorfer Marsch, einem Landschaftsschutzgebiet in Bremen: Auch dort fanden Spaziergänger im Oktober 2021 mehrere tote Vögel, wie der „Weser-Report“ berichtete: „Die leblosen Enten, Möwen und Tauben wiesen alle die gleichen Merkmale auf: Ihnen fehlte der Kopf, er war abgetrennt.“ Der Forstwissenschaftler Josef Teupe fand damals eine natürliche Erklärung für den grausigen Fund.

Er soll beobachtet haben, dass Wanderfalken in der Nähe brüteten und erklärte: „Wenn die Wanderfalken mit ihrem Nachwuchs Beuteschlagen üben, schlagen die Altvögel zuerst einen Vogel, trennen diesem dann den Kopf ab und lassen das kopflose Tier fallen. Die jungen Wanderfalken sollen das nun in die Tiefe stürzende Tier im Flug fangen.“ Falls die Jungvögel allerdings noch recht ungeübt seien, wird er vom Weser-Report zitiert, könne die Beute schon einmal auf dem Boden landen und werde von den Wanderfalken dann nicht wieder aufgenommen.

Als Katharina Weinberger das hört, muss sie spontan lachen: „Das ist totaler Quatsch.“ Die Eggstätter Falknerin versorgt nicht nur verletzte Wildvögel. Seit fast 20 Jahren bildet sie auch Greifvögel für die Jagd aus. Wanderfalken kennt sie gut. „Sie können im Flug einer Taube nicht den Kopf abtrennen“, weiß sie. Zudem schlage ein Greifvogel eine Taube nicht zum Spaß. „Man würde Fraßspuren sehen. An Kopf oder Brust. Ein Wanderfalke würde nie Kopf und Körper liegenlassen.“ Natürliche Feinde der Tauben sind neben Greifvögeln auch Krähen, Marder, Ratten oder Katzen. „Ein Tier jagt, um zu fressen. Selbst wenn es gestört werden würde, käme es zurück zu seiner Beute“, sagt Wildbiologin Dr. Christine Miller vom Verein Wildes Bayern. Auch sie ist der Meinung, dass ein Wanderfalke den Kopf einer Taube nicht im Flug abtrennen könne: „Das geht anatomisch gar nicht. Falken haben einen kleinen Schnabel. Sie töten ihre Beute durch einen Biss in den Nacken.“

Wurden die
Tiere also „entsorgt“?

Bleibt also wirklich nur der Mensch als vermeintlicher Täter? Möglicherweise auch als Verursacher einer unsachgemäßen Tierkadaverentsorgung. Ein solcher Fall wurde 2022 in Dornburg-Camburg (Saale-Holzland-Kreis) bekannt, wo 87 enthauptete Tauben auf einem Feld entdeckt wurden. Blöd nur, dass drei der Tauben noch beringt waren. So kam die Polizei dem Täter auf die Spur.

Solch einen Fall hat es in der Region Rosenheim noch nicht gegeben. Auch waren die Tauben von Halfing nicht beringt. Doch dass Tauben gequält werden, kommt leider auch hier sehr häufig vor. Im Bad Endorfer Tierschutzverein „Federn und Pfoten“ geht es zu wie in einem Taubenschlag, so viele Tauben werden dort abgegeben. Derzeit leben in der Voliere 28 Tauben, die verletzt oder ausgesetzt wurden. Auch Zuchttauben: „In Eggstätt wurden vor einem Jahr junge Zuchttauben ausgesetzt, die noch nicht flugfähig waren“, berichtet Vorsitzende Nicola Kohoutek. Wenigstens eine Taube konnte der Verein retten. Die andere hat sich eine Katze geholt.

Artikel 1 von 11