Überflutungssituation simuliert

von Redaktion

Geländemodellierung in der Schützenstraße. Mit einer etwa 80 Zentimeter hohen Bodenwelle kann ein Regenrückhalt erreicht werden. Foto Gemeinde Aschaui

Aschau – Für die Menschen im Inntal war das Jahr 2024 eine Katastrophe: Wild abfließende Oberflächenwasser und Wildbachhochwasser überschwemmten am 3. Juni Achenmühle, Rohrdorf, Samerberg, Raubling, Riedering, Nußdorf, Brannenburg, Flintsbach und Bad Feilnbach und verursachten verheerende Schäden. Zwischen Katastrophe und Normalität lagen damals nur wenige Kilometer. Aschau beispielsweise hatte Glück im Unglück: Es lag am Rande der gewaltigen Niederschlagszelle, die sich über dem Inntal ergoss.

Doch was wäre passiert, wenn die Zelle nur einige Kilometer weitergezogen wäre? Antworten darauf finden die Aschauer jetzt auf der Homepage ihrer Gemeinde: in zwei interaktiven Karten für Aschau und Sachrang. Diese simulieren die Überflutungssituation bei einem 100-jährlichen Starkregenereignis, zeigen Fließwege und Wassertiefen in überfluteten Gebieten.

Starkregen
und Sturzfluten

Im Rahmen eines kommunalen Sturzflutrisikomanagements hat sich das Ingenieurbüro Kokai im Auftrag der Gemeinde mit den Risiken von Starkregen und Sturzfluten beschäftigt und die Gefährdungsgebiete in der Gemeinde ermittelt. Dafür wurden unter anderem Bodennutzungen, Einzugsgebiete, topografische und hydrologische Daten zusammengetragen. Im digitalen Abflussmodell wird mit einem 100-jährlichen Starkregen nun der „Worst Case“ simuliert. Die Aschauer können ihre Adresse eingeben und genau erkennen, woher das Wasser im Katastrophenfall käme, ob und wie tief ihr Bereich überflutet wäre. „Das ist ein wichtiger Baustein für die Vorsorge“, betonte Bürgermeister Simon Frank auf der jüngsten Bürgerversammlung. „Und auch für unsere Feuerwehren ist es ein wichtiges Instrument, um die Hotspots in ihren Bereichen zu erfassen und vorbereitende Maßnahmen zu treffen.“ Die Ergebnisse der Sturzflutuntersuchung fließen in die Bauleitplanung der Gemeinde ein. Ein erstes Beispiel dafür ist die Zinnkopfstraße, die heuer ausgebaut werden soll. Hier wurden nun zusätzliche Sinkkästen zur Entwässerung eingeplant.

Beim digitalen Abflussmodell wird es in Aschau nicht bleiben. Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim hat drei Wildbäche im Blick. In ihrem aktuellen Zustand können Lochgraben, Fuchsluger Bach und Ramsgraben den Abflussmengen eines 100-jährlichen Hochwassers nicht standhalten, erklären die Experten.

Von einem Hochwasser wären viele Wohn- und Geschäftshäuser sowie wichtige Infrastruktur betroffen. Wie das Wasserwirtschaftsamt informiert, sind aufwendige Umbaumaßnahmen notwendig. So soll der Lochgraben einen völlig neuen Flussverlauf bekommen, während der Fuchsluger Bach und der Ramsgraben an anderen Stellen in den Lochgraben eingeleitet werden.

Zudem, so informierte Bürgermeister Frank, müsse die Geschiebesperre am oberen Lauf des Lochgrabens saniert und erhöht werden. Sie weise Unterspülungen auf. Das Rückhaltevolumen soll um 1300 Kubikmeter erhöht werden. Das Wasserwirtschaftsamt will nicht nur den Hochwasserschutz verbessern, sondern gleichzeitig Natur, Landschaft und Sozialfunktion erhalten. Derzeit läuft das Planfeststellungsverfahren. Die Grundstücksgespräche sind abgeschlossen. Mit der Umsetzung sei frühestens 2026 zu rechnen. Die Maßnahmen könnten schätzungsweise 645000 Euro kosten. Zehn Prozent davon muss die Gemeinde tragen.

Ein weiterer Problemfall ist der Kalkgraben. Die Planungen hat das Ingenieurbüro Kokai übernommen. Schon 2025 soll im ersten südlichen Bauabschnitt im Bereich der Schützenstraße eine Geländemodellierung erfolgen, wie der Bürgermeister ankündigte. Mit einer etwa 80 Zentimeter hohen Bodenwelle könne ein Regenrückhalt erreicht werden.

Der zweite und nördliche Bauabschnitt ist für 2026 geplant. Hier soll vor allem die Siedlung Herbststraße geschützt werden. „Geplant ist der Bau einer Mulde mit Einlaufbauwerk im Bereich Dreilinden“, erläutert Frank. „Das Wasser soll über einen offenen Graben abgeleitet werden.“ Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf etwa 700000 Euro. Die Gemeinde hofft auf eine Bezuschussung von bis zu 50 Prozent.

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