Wasserburg – Eigentlich ist der Fasching in Wasserburg vorbei und die Fastenzeit hat Einzug gehalten. Ein paar Nachwehen sind allerdings noch in der Stadt zu spüren, denn zwischen der Wasserburger CSU, dem Kunstverein AK68 und Star-Designer Lorand Lajos ist ein Streit ausgebrochen. Anlass für den Konflikt: ein fröhlich-lächelnder Pudel.
Einige Wasserburger werden sich möglicherweise noch daran erinnern: Anlässlich der großen Kunst-Ausstellung des AK68 schmückte im vergangenen Sommer der „Trojanische Pudel“, geschaffen vom Münchner Künstler Lorand Lajos, den Marienplatz. Er erfreute viele Altstadt-Bürger. So weit, so gut. Danach war der Pudel wieder aus dem Stadtbild verschwunden.
CSU nutzt Pudel beim Faschingsumzug
Aufmerksame Beobachter konnten das Kunstwerk dann aber am Faschingssonntag in den Wasserburger Straßen entdecken. Er fuhr auf dem Wagen der CSU mit. Zwischen Personen mit T-Shirts mit der Aufschrift „Cool, Sexy und Unwiderstehlich“ tuckerte der Pudel auf einem Traktor-Anhänger durch die Altstadt. Vorne prangte ein Schild, auf dem groß „CSU“ stand. An der Seite angebracht, der Spruch: „In unserer Stod Kunst di Pudl wohl fühln“.
Künstler Lajos zeigt sich nun allerdings wütend über die Aktion. „Ich muss sagen, ich war schockiert, als ich das gesehen habe“, sagt Lajos gegenüber der Wasserburger Zeitung und wasserburg24.de. „Diese Aktion war weder cool noch sexy und schon gar nicht unwiderstehlich“, kritisiert er.
Das Problem: Er habe nicht gewusst, dass der Pudel beim Faschingsumzug für eine Partei verwendet werden soll. Das Kunstwerk habe Robert Zeislmeier, Inhaber der Tankstelle Zeislmeier, erworben. Das wusste Lajos nach eigenen Angaben, ein Kaufvertrag wurde abgeschlossen. Er habe auch Kenntnis davon gehabt, dass der „Trojanische Pudel“ beim Faschingsumzug mitfahren soll. Lajos habe sich darüber sogar gefreut, sagt er.
Er habe allerdings nicht gewusst, dass die Wasserburger CSU, in der Zeislmeier als Beisitzer tätig ist, einen Wagen mit seinem Kunstwerk bauen werde. Erst über Fotos, die ihm von Freunden in der Stadt zugesendet worden seien, habe er davon erfahren und sei „schockiert“ gewesen. Denn Lajos findet: „Ich hätte gefragt werden müssen.“ Möglicherweise hätte er sogar zugestimmt. So sei es aber eine „Respektlosigkeit“ und „Dreistigkeit“ seitens der CSU. Es sei „nicht in Ordnung“, sein Kunstwerk „einfach so zu instrumentalisieren“, erklärt Lajos.
Grundsätzlich sei es für ihn auch nebensächlich, welches politische Spektrum sich den in seinen Augen als „Fehler“ einzuordnenden Vorgang erlaubt habe. Es sei grundsätzlich „kein gutes Auftreten für eine Partei, die in einem Rechtsstaat agieren will“, denn mit der unerlaubten Instrumentalisierung seines Pudels würde sie „unrechtlich handeln.“ Dass es ausgerechnet die CSU sei, habe für ihn das Fass zum Überlaufen gebracht. „Der Pudel ist ein Kunstwerk, es hat eine Botschaft“, sagt Lajos. Es solle ein „Symbol der Fröhlichkeit“ sein und zeigen, „dass wir alle gleich sind.“ Eine Botschaft, die nach seiner Ansicht in weiten Teilen das genaue Gegenteil sei von dem, was die CSU vermittle, findet der Künstler. Als Beispiel nennt er, wie die Partei nach seiner Meinung der queeren Szene gegenüberstehe.
Bei der CSU Wasserburg stößt diese Kritik allerdings auf Unverständnis. Vorsitzender Wolfgang Schmid gibt selbst an, nicht beim Bau des Faschingswagens involviert gewesen zu sein. Er kenne auch keine Details zum Kauf des Pudels. „Das lief alles über Robert Zeislmeier und die Vorsitzende des AK68, Katrin Meindl“, sagt Schmid. Er sei am Faschingssonntag lediglich als Traktor-Fahrer „angestellt“ worden. Den Ärger von Lajos könne er aber trotzdem nicht nachvollziehen. Es sei ja „keine partei-politische Aussage“ getroffen worden und der Wagen habe „keine negative Message“ vermittelt. Im Gegenteil: Die Botschaft „In unserer Stod Kunst di Pudl wohl fühln“ sei doch grundsätzlich positiv, findet er.
Ähnlich sieht dies Robert Zeislmeier, seit einigen Monaten nun Inhaber des „Trojanischen Pudels“. „Das verwundert mich schon, unser Wagen war nicht politisch“, sagt Zeislmeier. Es sei ein Vereinswagen wie jeder andere auch gewesen, betont Zeislmeier, der die Reaktion von Lajos „schäbig“ empfindet. Insbesondere, da er stets sein Vorhaben „offen kommuniziert“ habe. Er habe zwar nie selbst mit Lajos gesprochen. Die Kommunikation habe über Katrin Meindl stattgefunden. Er habe ihr mehrfach mitgeteilt, dass er den Pudel für den Faschingsumzug nutzen wolle. Er habe auch gesagt, dass es sich um den Wagen der CSU handle, so Zeislmeier.
Katrin Meindl, Vorsitzende des AK68, wiederum bestätigt auf Anfrage, dass sie den Kauf eingefädelt habe. Zeislmeier sei auf sie zugekommen, habe sich selbst als „Kunstbanause“ bezeichnet, der allerdings Interesse am „Trojanischen Pudel“ habe. Sie habe das Kaufangebot an Lajos weitergegeben und habe dem Künstler auch erklärt, dass Zeislmeier den Pudel als Faschingswagen nutzen wolle. Dass Zeislmeier von einem CSU-Wagen gesprochen habe, dementiert sie allerdings. „Davon wusste ich nichts“, sagt Meindl.
Entsprechend habe sie es auch nicht an Lajos weitergeben können. „Und weder Lorand noch ich haben nachgefragt“, gibt sie zu. Grundsätzlich habe sie die Aktion für einen „netten Faschings-Gag“ gehalten und sehe dies auch immer noch so. Bei der Botschaft sei auch die Partei austauschbar gewesen, sagt Meindl.
Zudem freue sie sich immer, wenn über Kunst geredet und diese auch gekauft werde. „Wenn wir mit unseren Statuen so viel Aufmerksamkeit bekommen, dass sogar ‚Kunstbanausen‘ sich dafür interessieren, ist das meiner Meinung nach etwas Gutes“, findet die Vorsitzende.
Unklar, wie es mit Pudel weitergeht
Wie es mit dem Pudel nun weitergeht, ist fraglich. Künstler Lorand Lajos jedenfalls erwägt rechtliche Schritte. Er habe sich von mehreren Anwälten beraten lassen, die ihm bestätigt hätten, dass die CSU ihn vor dem Bau des Wagens hätte fragen müssen.
Auch Pudel-Besitzer Robert Zeislmeier weiß nicht, was er mit dem Kunstwerk tun wird. Aktuell stehe es in seinem Garten. „Eigentlich wollte ich ihn als Dauer-Leihgabe dem kbo-Inn-Salzach-Klinikum anbieten in Wasserburg“, sagt Zeislmeier. Doch ob er dies auch noch nach dem kleinen Eklat tun wolle, müsse er sich noch überlegen.