Kommentar

Eigennutz gewinnt 5:1

von Redaktion

Viel Lärm um nichts! Viel Lärm um mich! – Die „Bürgerbewegung Ganghoferstraße 22“ verbreitet anonym Halbwahrheiten. Ein Anwohner klagt gegen die Baugenehmigung.

Keiner hat sich zuvor an der Bauleitplanung beteiligt, keiner seine Einwände eingebracht. Alle haben abgewartet, bis die Baugenehmigung erteilt wurde. Und einer ist kurz vor Ablauf der Klagefrist noch „eingegrätscht“.

Das ist sein gutes Recht, vor allem aber ist es ein kluger Schachzug. Denn wer nicht will, dass gebaut wird, muss im Rahmen der Bauleitplanung damit rechnen, dass Einwände vom Gemeinderat im Interesse der Allgemeinheit abgewogen und möglicherweise niedergeschlagen werden. An nur einem Sitzungsabend.

Da sorgt eine Klage schon für einen weitaus größeren Zeitgewinn, denn damit muss sich nun ein Verwaltungsgericht beschäftigen. Und jeder weiß, dass die aufgrund von Klagefluten völlig überlastet sind. Es könnte also Monate, wenn nicht sogar Jahre dauern, ehe an der Ganghoferstraße 22 Bestandskraft eintritt und gebaut werden wird.

Die Nachteile einer solchen Taktik:

Der Bauträger hat schon Zehntausende Euro für Planungen und Gutachten gezahlt. Die regionale Baufirma, die im Frühjahr anfangen sollte, muss ihre Auftragsbücher neu füllen.

Die katholische Kirchenstiftung bleibt vorerst auf ihrem Grundstück sitzen, denn der Kauf sollte mit bestandskräftiger Baugenehmigung erfolgen. Der Verkaufserlös wiederum war für die Planungen der Pfarrgemeinde vor Ort gedacht, die nun ad acta gelegt werden können. Und sieben Familien – die potenziellen Mieter – werden sich anderweitig nach Wohnraum umschauen müssen.

Doch das Ganze hat auch einen entscheidenden Vorteil: Die Anwohner der Ganghoferstraße haben weiter ihre Ruhe. Der Eigennutz hat das Spiel mit 5:1 gewonnen. Zumindest vorerst.

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