Photovoltaik-Park Asham scheidet Geister

von Redaktion

Gemeinderat befasst sich mit Energie für Amerang – Änderungsverfahren beschlossen

Amerang – Das gibt es bei einer Gemeinderatssitzung in Amerang eher selten, dass der Zuhörerraum im großen Sitzungssaal bis auf den letzten Platz gefüllt ist. Grund für das große Interesse der gut 50 Besucher an der Sitzung am Mittwochabend waren der geplante PV-Park Asham und möglicherweise auch eine anonyme Flugblattaktion, die von Gegnern des Projekts kürzlich gestartet worden ist. Sie befürchten, dass die Energiewende vor Ort gegen den Erhalt der heimischen Natur ausgespielt und die Gemeinde damit gespalten werde. Sie kritisieren, dass „profitgierige Landwirte“ ihr Ackerland in Industrieland verwandeln würden. Indirekt warnen sie darin auch vor der geplanten Fernwärmeversorgung mit ihrer Meinung nach unkalkulierbaren Kosten und fordern, weitere Alternativen auf freien Dachflächen großer Industriebetriebe im Ort, um so den Verlust von Ackerboden und Landschaftszerstörung zu vermeiden.

Bürgermeister spricht
von „Meilenstein“

Bürgermeister Konrad Linner (GLA) begrüßte das große Zuhörerinteresse und betonte, dass der geplante PV-Park ein Meilenstein für die weitere Gemeindeentwicklung sei. Ziel der Planung sei die Errichtung eines Solarparks mit Batteriespeicher, um zukünftig eine nachhaltige Energieeigenversorgung für die Region sicherzustellen. Die geplante Anlage solle im Anschlussbereich Strom für rund 2000 Einwohner und die dort angesiedelten Gewerbebetriebe liefern und vor allem in Kombination mit Hackschnitzeln eine wichtige Säule beim Thema Heizen werden. „Die PV-Anlage spielt eine zentrale Rolle für die Fernwärmeversorgung. Mit dem PV-Strom wollen wir im Sommerhalbjahr Wärme erzeugen. In dieser Jahreszeit wird mehr Warmwasser gebraucht als Heizenergie und damit ist der Betrieb von Hackschnitzelkesseln unwirtschaftlich. In Kombination können wir über einen langen Zeitraum von mindestens zehn Jahren einen stabilen Wärmepreis anbieten. Dafür wird es eine direkte Stromleitung ins Heizwerk geben,“ erklärte Linner.

Das Projekt solle nun mit einem vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf den Weg gebracht werden. „Vorhabenbezogen“ deshalb, weil die Genehmigung, laut Bürgermeister Linner, nur für den Zeitraum der Nutzung des Areals als PV-Park gelte. Sollte dies nicht mehr der Fall sein, müssten die Anlagen zurückgebaut und die Flächen wieder der landwirtschaftlichen Nutzung zugeführt werden. Die Belange von Natur und Landschaft würden demnach im Rahmen der Bauleitplanung behandelt. Neben der Ausweisung von Bauflächen würden grünordnerische Maßnahmen im Plangebiet festgesetzt, um den Eingriff in Natur und Landschaft zu minimieren. Die Ziele gelten analog für die Änderung des Flächennutzungsplanes, so der Rathauschef. So werde präzise festgeschrieben, wie beispielsweise die Ausrichtung der Module zu erfolgen habe.

Batteriespeicher
und Trafostation

Im vorläufigen Planentwurf wird, laut Planer, eine Nettofläche von 135000 Quadratmetern von PV-Elementen und 400 Quadratmeter von einem Batteriespeicher und Trafostationen belegt. Die Module sollen mit einem, in die Erde gerammten, bodenschonenden U-Profil befestigt werden. Der Bodenabstand soll etwa 80 Zentimeter und die Modulneigung etwa 20 Prozent betragen. Die darunterliegenden extensiven Wiesenflächen sollten nicht mehr gedüngt und eventuell beweidet werden. Die Gesamthöhe der Elemente betrage 3,5 Meter.

Aktuell umfasst die Planung 28,2 Hektar. Davon entfielen 26,4 Hektar auf den PV-Park, 1,5 Hektar auf die umgrenzende Eingrünung und der Rest auf Verkehrsflächen, so der Planer. Zur Eingrünung seien an den entsprechenden Stellen mit Büschen und Bäumen gemischte Pflanzstreifen zwischen acht und zehn Metern Breite vorgesehen. Dabei sei berücksichtigt, dass es zu keiner Verschattung landwirtschaftlicher Flächen komme. 

Grundsätzlich hatte der Gemeinderat im Mai vergangenen Jahres grünes Licht für den PV-Park Asham gegeben. Bisher ist allerdings noch keine Beteiligung der Öffentlichkeit und der betroffenen Ämter und Behörden erfolgt. Ein Grund dafür war laut Bürgermeister Linner, dass die notwendigen Grundstücksverhandlungen noch nicht abgeschlossen gewesen seien. Zwischenzeitlich wurde die vorläufige Planung noch um einen Batteriespeicher erweitert und der Geltungsbereich angepasst. 

Mindestens
150 Meter Abstand

Durch die Arrondierung der Flächen in Osten und Westen besteht aktuell zu den anliegenden Wohnbebauungen in Halfurt ein Abstand von zumindest 150 Metern beziehungsweise zum Weiler Suranger von mehr als 200 Metern. Der Batteriespeicher liegt 350 Meter von der nächsten Bebauung entfernt.

Nun war das Vorhaben vor Beginn des Beteiligungsverfahrens erneut Thema im Rat. Der scheinbar aufkeimende Widerstand gegen den PV-Park ließ auch die Gemeinderäte nicht unberührt. So forderte Simon Strell (CSU) nach der Erweiterung mit dem Batteriespeicher eine aktuelle Wirtschaftlichkeitsberechnung. Sebastian Stadler (CSU), Franz Oberloher und Wolfgang Wittwer (beide FW Kirchensur) haderten mit der Größe und regten eine Verkleinerung des PV-Parks an.

Beim Infoabend könnten sich die Bürger genau mit dem Vorhaben auseinandersetzen, riet Matthias Schmid (GLA). Vor zwei Jahren habe der Rat ein extrem wichtiges Energieinfrastrukturprojekt aufgrund einer aussagekräftigen Wirtschaftlichkeitsberechnung beschlossen. „Energie aus Amerang für Amerang“. Damit könne ein ganzes Dorf mit regenerativen Energiequellen versorgt werden. Natürlich gebe es Gegner, weil damit verbundene größere Änderungen nicht wegzudiskutieren seien, aber Amerang wolle sich nicht drauf verlassen, dass der Strom einfach aus der Steckdose komme. „Wir brauchen den PV-Park nicht nur für die Fernwärme, sondern auch als Stromlieferant für die Gemeinde Amerang“, brachte es Schmid auf den Punkt.

Wirtschaftlichkeit
im Fokus

Er gab zu bedenken, dass unabhängig von der Strommenge eine Leitung zum Umspannwerk nach Obing gegraben werden müsse. Am Ende müsse die Wirtschaftlichkeit im Fokus bleiben, denn es könnte eine Bürger-PV-Anlage werden, die sich rentieren solle. Damit würden die Ameranger zu hundert Prozent profitieren. „Ich freue mich, dass wir den Mut haben, dieses wegweisende Projekt auf die Wiese zu bringen.“

Mut, der den anonymen Gegnern scheinbar gefehlt habe, so Schmid. „Der Gedanke, dass es wirtschaftlicher wird, wenn es kleiner wird, bringt nichts“, sagte Andi Schauberger (GLA) und warnte vor einer Verkleinerung. Allein die Verknüpfung von Fernwärme und PV-Park sei mit der Ergänzung des Batteriespeichers ein wichtiger Baustein für die dringend notwendige regionale Energieversorgung.

Bürgermeister Konrad Linner zeigte grundsätzlich Verständnis für die Bedenken einiger Bürger. Allerdings würden umfangreiche Eingrünungsmaßnahmen dafür sorgen, dass die Anlage nicht schon von weiten zu sehen sei, versprach der Bürgermeister. Fakt sei, dass es die Entscheidung aktiver Landwirte gewesen sei, ihre Flächen zur Verfügung zu stellen. „Die massiven Anschuldigungen und „Fake-News“ auf den anonymen Handzetteln haben natürlich schon zu Irritationen geführt “, bedauert Linner. Deshalb sei es auch so wichtig, das Verfahren weiterhin so transparent wie möglich zu gestalten und im Beteiligungsverfahren öffentlich zu diskutieren.

Alternative
Flächen geprüft

Alternative Flächen seien im Vorfeld geprüft worden. Gegner hätten beispielsweise das Ameranger Moos ins Spiel gebracht. Hier wäre die Ausweisung einer größeren Fläche unter anderem wegen der Biotopkartierung, als Folge geschützter Moore, gemeindlicher Ausgleichsflächen und landschaftlicher Vorbehaltsflächen sehr schwierig. Außerdem seien hier nur wenige kleine Flächen gemeldet worden „und ohne die Bereitschaft der Grundeigentümer kann keine Planung gemacht werden“, sagte Linner auf Nachfrage der Wasserburger Zeitung.

Mit den Gegenstimmen von Franz Oberloher (FW Kirchensur) und Sebastian Stadler (CSU) beschloss der Gemeinderat schließlich die Einleitung des Änderungsverfahrens zum Flächennutzungsplan. Mit der Gegenstimme von Sebastian Stadler wurde die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens beschlossen.

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