Bad Endorf – Mit dem Stück „Jakobus – Zweifler, Pilger, Donnersohn“ bringt die Theatergesellschaft Bad Endorf in diesem Jahr eine Uraufführung auf die Bühne, die sich mit dem Apostel Jakobus der Ältere befasst. Seine Premiere feiert das aufwendig inszenierte Stück am Pfingstmontag, 9. Juni. Insgesamt 65 Spieler aus jeder Altersgruppe verkörpern die von Julia und Werner Hofmann geschriebenen Rollen auf der Bühne. Die Hauptrolle des Jakobus übernimmt Sepp Kößlinger. Im Interview erzählt er, wie er sich in die Rolle einarbeitet und was für ihn die Faszination am Theater ausmacht.
Sepp, du bist zum fünften Mal Hauptdarsteller im Endorfer Theater. Du hast schon Franziskus, Nepomuk, Benedikt, den Ordensgründer und Augustinus dargestellt. Was heißt es, wieder Hauptdarsteller zu sein?
Für mich ist das wirklich eine sehr große Verantwortung. Ich gehe der Aufgabe mit großem Respekt entgegen – und mit riesengroßer Freude auch in diese Saison. Zum einen ist es unser Kirchenpatron in Bad Endorf und er ist ein Apostel, das ist etwas Besonderes, wenn man damit auch Jesus gegenüber stehen darf. Dann kommt noch das Pilgern dazu, fürs Pilgern steht Jakobus ja auch.
Du spielst Jakobus d. Ältere, den Apostel Jesu. Was reizt dich an dieser Rolle?
Ich bin an einem Punkt, wo ich mich in diese Rolle gerade hineinfinde. Ich muss mich erst einmal mit Rolle und Person beschäftigen, mit dem Probenbeginn wird das ja viel intensiver. Durch das Proben mit den anderen fängt die Rolle zu wachsen an und ich wachse mit der Rolle. In dem Stück sagt Jakobus: Ich möchte das Lebenspilgern besser lernen. Das war für mich ein Schlüssel zum Verständnis meiner Rolle und des ganzen Stückes und der Bezug zum Jakobuspilgern heute. Und diese Erkenntnis den Zuschauern näher zu bringen, das reizt mich. Wenn ich auf der Bühne stehe, will ich den Zuschauer mitnehmen, will ich, dass der Zuschauer den Menschen Jakobus verstehen kann, sich mit Jakobus auf unserer Bühne identifizieren kann, sich in der Rolle entdecken kann.
Jakobus ist der erste Apostel, dessen Leben auf die Bühne in Bad Endorf gebracht wird. Gibt es da besondere Herausforderungen?
Den Apostel Paulus haben wir ja schon gespielt, aber wenn der nicht zählt, weil er Jesus nicht lebend begegnet ist, dann ist Jakobus der erste Apostel. Die Herausforderung ist: Wie soll man Jakobus in den Mittelpunkt stellen, wenn Jesus danebensteht. Das haben aber die Autoren schon gut gelöst: Jesus ist immer wieder Mittelpunkt, aber nicht Mittelpunkt der Handlung.
Du spielst seit 39 Jahren Theater in Bad Endorf. Warum spielst du immer noch mit?
Weil das Theater Endorf, ich meine die Menschen im Theater, die Theaterfreunde, ein Stück weit zweite Heimat geworden sind. Da haben sich tiefe Freundschaften entwickelt und Gegebenheiten ereignet, die ich in meinem Leben nicht missen möchte. Und weil das Theaterspielen in Endorf eine Passion von uns ist und weil wir mit unserem Theater etwas bewirken wollen und können.
Hat das Theaterspielen in den jährlichen religiösen Spielen von Bad Endorf dein Glaubensleben beeinflusst?
Ja!
Es gibt viele Menschen, die das Theaterspielen unterschätzen. Sie sagen: „Du tust ja nur so, als ob Du der Jakobus bist.“ Was würdest du diesen Menschen entgegnen?
Erst einmal muss ich sagen, dass das nicht so ist. Ich würde sie einladen, mal mitzuspielen. Theaterspielen ist kein „Runterleiern“, das ist eine Leidenschaft. Bei uns im Endorfer Theater im Heiligenspiel ist mehr dahinter, da muss man hinter der Sache auch stehen. Wir sind alle mit Leib und Seele dabei. Wenn ich nicht hinter der Rolle, hinter dem Thema stehe, dann wird das nichts. Hier wird auf der Bühne Blut und Wasser geschwitzt!
Es kommen jährlich 3000 bis 4000 Menschen ins Theater nach Bad Endorf. Viele kommen Jahr für Jahr wieder. Was suchen oder finden sie bei euren Aufführungen?
Manche kommen, weil es immer schon so war. Auch das ist sehr wichtig für uns. Manche kommen, weil sie eine bestimmte Thematik suchen, zum Beispiel wie damals, als wir Martin Luther gespielt haben. Es ist auch fließend, manche kommen zu speziellen Themen eben nicht. Ich hoffe, alle haben eine schöne, nachdenkliche Zeit bei uns, mit ein bisserl Input. Auf jeden Fall finden sie Leute auf der Bühne, die es ernst meinen, die dahinterstehen, denen daran gelegen ist, dass die Leute zufrieden, vielleicht nachdenklich, aufgewühlt, bewegt, aber zufrieden nach Hause gehen und davon zehren können. Oder aufgrund unseres Theaters auf Pilgerfahrt gehen. Das habe ich schon erlebt. Als wir nach den Franziskus-Aufführungen zum Theaterausflug in Assisi waren, haben wir auf der Piazza zufällig Leute getroffen, die wegen unserem Spiel damals den Ansporn hatten, selbst nach Assisi zu fahren!
Interview: Anton Hötzelsperger