Kiefersfelden – Anfang des Jahres ist im Gemeindewesen immer die große Zeit der Finanzen, da tun sich wichtige Fragen auf: Reichen die Einnahmen oder müssen Kredite aufgenommen werden, um die einzelnen Vorhaben, Verpflichtungen und Aktivitäten finanzieren zu können? Darüber gab die Kämmerin der Gemeinde, Karin Stelzer, den Gemeinderatsmitgliedern in der jüngsten Sitzung detaillierte, vor allem positive Auskunft. Und so erfolgte die Zustimmung zum Haushalt des Jahres 2025 einstimmig, ohne kontroverse Diskussionen oder gar Einwände der Delegierten.
Griff in
die Rücklagen
Die Frau des Geldes hatte zuvor die Eckdaten in Wort und Bild eindrucksvoll den Räten präsentiert. Danach hat der diesjährige Haushalt ein Volumen von rund 23,6 Millionen Euro (Vorjahr: 30,7 Millionen), gesplittet in den Verwaltungshaushalt mit knapp 17,8 Millionen Euro (20,2) und den Vermögenshaushalt, der mit 5,9 Millionen Euro (10,6) etatisiert ist. Allerdings beinhalten diese Zahlen auch eine Unterdeckung des Verwaltungshaushalts mit 422400 Euro, die vom Vermögenshaushalt zugeführt werden muss, und noch deutlich höher ist die Rücklagenentnahme von 4,65 Millionen Euro, um den Haushalt ausgleichen zu können. „Positiv ist jedoch die Tatsache, dass es für die gesamte Finanzierung unseres Haushalts keiner Kreditaufnahme bedarf und alles aus Eigenmitteln, in diesem Fall aus Rücklagen, finanziert werden kann“, so die Kämmerin.
Bei den Einnahmen des Verwaltungshaushalts springen drei große Bereiche ins Auge. Der größte Posten sind Steuern und Zuweisungen (10,6 Millionen Euro) mit einem Einnahmeanteil bei der Einkommensteuer von 4,6 Millionen Euro, gefolgt von der Gewerbesteuer (3,6 Millionen) und der Grundsteuer, die 900000 Euro in die Gemeindekasse spült. Dazu kommt in 2025 wieder eine Schlüsselzuweisung mit 385000 Euro. Die Einnahmen aus Verwaltung und Betrieb summieren sich auf knapp 6,07 Millionen Euro, worunter die Benutzungsgebühren für das Freizeitbad „Innsola“ fallen (zwei Millionen), die Einnahmen aus Verkauf, Vermietung und Verpachtung und auch die Förderung zum Betrieb der Kindertagesstätten. Unter den Titel „Finanzeinnahmen“ mit 1,09 Millionen Euro fallen die Konzessionsabgabe der Gemeindewerke (250000), Einnahmen aus kalkulatorischen Kosten (400000) und die zuvor erwähnte Zuführung vom Vermögenshaushalt (422400).
Bei den Ausgaben stehen ganz vorne die Personalkosten mit rund 6,30 Millionen Euro, gefolgt vom „Sächlichen Verwaltungs- und Betriebsaufwand“ mit knapp 5,9 Millionen Euro. Das bezieht sich auf den Unterhalt von Gebäuden, Grundstücken und Fahrzeugen sowie Kosten für Versicherungen, Ausbildungskosten, Gebäudereinigung und Schülerbeförderung. Die Kreisumlage steht mit gut 4,6 Millionen Euro bei den Finanzausgaben (5,05 Millionen) ganz vorne, dagegen ist die Gewerbesteuerumlage mit glatt 400000 Euro sehr moderat. Schließlich erreichen Zuweisungen und Zuschüsse an Sportvereine, Kindergärten soziale Einrichtungen und Schulsozialarbeit heuer 552400 Euro.
Sicher interessant und auf Dauer beobachtungswert ist der Kostendeckungsrad verschiedener gemeindlicher Einrichtungen. So ist der Kostendeckungsgrad im Bereich der Kläranlage innerhalb des zurückliegenden Jahres von 68 auf 81 Prozent gestiegen, im Gegensatz zum Freizeitbad Innsola, das mit rückläufiger Tendenz von 57 Prozent (61) aufwartet. Um zehn Prozentpunkte gestiegen auf 68 Prozent ist dagegen der Kostendeckungsfaktor bei der Kieferer Tourist-Info.
Die Einnahmen im Vermögenshaushalt (5,9 Millionen Euro) werden dominiert von der Rücklagenentnahme in Höhe von exakt 4,65 Millionen Euro. An Zuwendungen und Zuschüssen fließen 1,09 Millionen Euro ein und schlussendlich werden heuer an Beiträgen 118700 Euro erwartet. Bei den Ausgaben (5,9 Millionen Euro) ist der Bereich der Baumaßnahmen dominierend. Dafür sind 4,1 Millionen Euro veranschlagt. Der Erwerb von beweglichem Anlagevermögen verschlingt 676000 Euro und die Kosten für Grunderwerb schlagen mit 605000 zu Buche. Die vorgesehenen Baumaßnahmen umfassen hauptsächlich Investitionen in die Schulanlage mit 106000 Euro und der Neubau des Jugendcafés „ChillOut“ kostet 580000 Euro. Hinzu kommen im Innsola die Dachsanierung mit 225000 Euro, und die Installation einer Photovoltaikanlage kostet 85000 Euro. Straßenbaumaßnahmen allgemein sowie die Erschließungsanlage Sonnenweg, Geh- und Radwegschaffung an der Staatsstraße 2089 sowie Brückenbaumaßnahmen und die Straßenentwässerung in der König-Otto-Straße belasten den Gemeindesäckel mit weiteren knapp zwei Millionen Euro.
Positive Ausnahme
im Landkreis
Die Rücklagenentwicklung ist geprägt von einem dicken Minus wegen der Entnahme von 4,7 Millionen Euro. Damit stehen am Jahresende wohl nur noch 2,7 Millionen Euro auf der Habenseite. Allerdings ist die Gemeinde nun schuldenfrei, was eher die Ausnahme in Kommunen und Städten nicht nur im Freistaat ist. So gesehen fielen natürlich auch die Stellungnahmen der Fraktionen im Gemeinderat durchwegs positiv aus. Josef Steigenberger (UW) sieht seine Gemeinde „gut aufgestellt“ und Tobias Fritz von der CSU bescheinigt ihr „einen soliden Haushalt“. Auch Georg Fuchs (SPD) ist angetan von dem „super Zahlenwerk“, und für die Grünen schloss sich Dr. Jessica Lemke „ohne Wenn und Aber“ ihren Vorrednern an. Schlussendlich bescheinigte Bürgermeister Hajo Gruber (UW) allen Beteiligten, die an diesem Haushalt mitgewirkt hatten, „professionelle Arbeit“ und er dankte dem Gemeinderat und der Gemeindever- waltung.