„Josef Filser“ feiert Premiere

von Redaktion

Neues Theaterspiel des Rohrdorfer Trachtenvereins sorgt für Begeisterung

Rohrdorf – Opfer einer Erpressung zu sein, ist nie eine schöne Sache. Schon gar nicht, wenn man königlich bayerischer Landtagsabgeordneter ist. Noch dazu, wenn es Kreise gibt, die von dieser Erpressung Wind bekommen haben und sie sogleich für ihre finsteren Zwecke auszunützen beginnen. Genau in dieser misslichen Lage jedoch befindet sich der Abgeordnete Josef Filser.

Viel zum Lachen
und Schmunzeln

Man könnte die Geschichte aber auch ganz anders anfangen: Die Stücke von Ludwig Thoma sind quasi Allgemeingut. Jeder kennt die von ihm geschaffenen Theaterfiguren. Bei einem Stück, in dem etwa Josef Filser vorkommt, weiß man von vornherein, dass es viel zu Schmunzeln und zu Lachen geben wird. Zu toppen wäre das eigentlich nur noch, wenn dann der Ludwig Thoma auch noch selbst aufträte.

Im neuen Theaterspiel des Rohrdorfer Trachtenvereins ist genau das der Fall, womit wir wieder bei der Ausgangssituation wären: Der königlich bayerische Landtagsabgeordnete Josef Filser braucht Hilfe und die findet er in keinem geringeren als dem Rechtsanwalt Dr. Ludwig Thoma.

Der vermutet gleich, dass die Erpressung, die – was sonst – von einer angeblichen Frauengeschichte herrührt, in sich zusammenfallen wird, wenn man ein wenig nachbohrt. Doch dieses Nachbohren geht nicht von jetzt auf gleich. Weshalb die Urheber der mehr oder weniger fein gesponnene Intrige, die sich ganz im Hintergrund die Erpressung zunutze machen möchten, ihr schandbares Netz zunächst weiterweben können.

Und in der Tat, Josef Filser zappelt darin auch schon ganz gewaltig, den absoluten Supergau vor Augen: Dass Marie Filser, seine Gattin und mit ziemlich handfestem Charme gesegnet, davon auch noch Wind bekommen könnte. Mehr sei nicht verraten, nur so viel: dass der Autor, Hans Fitz, der Gründer der bekannten Künstlerfamilie Fitz, mit diesem Stück sozusagen kongenial in die Fußstapfen von Ludwig Thoma getreten ist: Wüsste man es dank Programmzettel nicht besser, würde man beim Zuschauen vermuten, dass sich Thoma hier tatsächlich selbst auf die Bühne geschrieben hat.

Dass das so wirkt, liegt aber in erster Linie auch an den Theaterspielern vom Trachtenverein. Die prallen Figuren von Thoma, beziehungsweise Fitz, muss man erst einmal auf die Bühne bringen können. Was nicht leicht ist, wenn man nicht nur drei oder vier starke Spieler benötigt, sondern gleich 23. So zahlreich ist nämlich das Personal des Stücks Josef Filser und die werden auch alle gebraucht. Nebenrollen, in denen man sich gewissermaßen halb in der Requisite verstecken könnte, gibt es hier keine.

Besondere Leistung
der Bühnenbauer

Einzelne Namen hervorzuheben, wäre deshalb absolut unfair. Schon der Hinweis, dass auch bei diesem Stück Toni Wufka als Filser und Georg Dick als Ludwig Thoma zu ganz großer Form auflaufen, ist eigentlich nicht zulässig: Denn da ist ja noch das tolle Spiel von Jakob Wagner als der Pfarrer von Mingharting, Christof Sanftl als sein Kooperator sowie Rupert Wagner, Wirt von Mingharting und Freund von Josef Filser – und, und, und, 18 Mal: und.

Eigens festhalten darf und muss man aber auf jeden Fall die besondere Leistung von all jenen, die sonst eher selten genannt werden: Die Männer, die den Bühnenbau bewältigten. Es sind dies Christoph Koll, Martin Schmid, Martin Hamberger, Tobias Zaus, Jonas Hangl, Sebastian Schmid und Jakob Limmer.

Denn ein Stück, in dessen Verlauf 23 Personen auftreten, ist verständlicherweise nicht mit einem Bühnenbild zu bewältigen. Es braucht derer viele und die müssen so konzipiert sein, dass sie nicht nur direkt mit hineinführen ins Stück, sondern vor allem: einen leichten Wechsel von einem Bild zum nächsten Ermöglichen. Von der immensen Arbeit, die dahintersteckt, kriegt der Zuschauer naturgemäß so gut wie nichts mit – und das ist auch schon das höchste Lob, dass man den Männern zollen kann. Dass hier das Schaffen „neuer Welten“ ganz reibungslos vor sich geht.

Diese Welten, auch das kann man im Lauf des Stückes erkennen, sind von der heutigen Zeit gar nicht so weit entfernt. Manches Urteil, beziehungsweise Vorurteil, über „die da oben in der Politik“ scheint es schon damals, zu Zeiten eines königlich bayerischen Landtags gegeben zu haben. Auch deswegen wohl war das Premierenpublikum von der Aufführung am Samstag restlos begeistert.

Wer genau wissen will warum, hat noch reichlich Gelegenheit dazu: Sieben Aufführungstermine gibt es noch, bei denen man die Chance hat, nicht nur Josef Filser, sondern auch dessen Schöpfer, Ludwig Thoma, Aug in Aug gegenüberzutreten.

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