Stephanskirchen – Informationsveranstaltungen für Senioren sind kein Selbstläufer. Zumindest nicht von Anfang an. Denn zunächst muss man das Angebot erst einmal unter die Zielgruppe bringen. Und dann zahlreiche „Hinderungsargumente“ überwinden. Die reichen bei den angesprochenen Senioren von „Ich geh abends nur ungern außer Haus“ bis zu „Was soll ich dort? Da sind ja nur alte Leute!“
In Stephanskirchen aber hat man es geschafft, eine Informationsreihe nicht nur zu starten, sondern sogar dauerhaft zu etablieren und das überaus erfolgreich: Den „Beratungsmittwoch im Rathaus“ gibt es seit Oktober 2022 und er hat seither deutlich über 1000 Senioren angelockt.
Hemmschwellen
beseitigen
Hinter diesem Erfolg stehen Renate Hanzekovic, die Seniorenbeauftragte, und Ursula Dreischl, die im Rathaus zuständig für die Seniorenarbeit ist. „Uns war klar“, so sagt Ursula Dreischl, „dass man mit einer einfachen Beratungsmöglichkeit nur wenige erfolgreich ansprechen kann. Ein bloßes Angebot, an einem festen Tag Fragen beantwortet zu bekommen, ist zu vage und vor allem hat es eine zu hohe Schwelle: Man muss im Rathaus und damit in einem Amt vorsprechen“.
Renate Hankovic und ihr, so erklärt Ursula Dreischl weiter, habe ein Senioren-Angebot vorgeschwebt, bei dem klar sei: Hier kann jede und jeder kommen, völlig ohne Anmeldung, ohne Zugehörigkeit zu einem Verein oder der Kirche und sich in einem Vortrag, der von Fachleuten gehalten wird, über ein spezielles Thema informieren lassen.
Das Konzept dieser inhaltsreichen, aber trotzdem lockeren Treffen ging auf. „Es kommen“, so sagt Ursula Dreischl, „immer wieder bekannte Gesichter, die nicht selten aber auch neue Zuhörer mitbringen“. Das ganze habe sich dabei mittlerweile auch über den Informationscharakter hinaus entwickelt: „Man merkt“, so Dreisch, „dass die Besucher auch deshalb gerne kommen, weil man hier andere Leute treffen kann und sich am Rande der Veranstaltung auch der eine oder andere Ratsch ergibt“.
Dieser Erfolg des Angebots, das jeweils am letzten Mittwoch im Monat stattfindet, liegt zweifellos auch an der geschickten Auswahl der Vortragsthemen. Dabei ging es zum Beispiel einmal um Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung – Bürokratisches, das man für sich alleine meist nur ungern in Angriff nimmt, dem aber ein guter Vortrag viel von seinem Schrecken nimmt. Oder es gab Wohnberatung, denn es gibt viele Kniffe, die Senioren das Leben in den eigenen vier Wänden ungemein erleichtern können und dabei gar nicht viel Geld kosten – man muss nur jemand haben, der einen darauf bringt. Und auch um gesunde Ernährung geht es immer wieder mal und darum, hier die Spreu der Mythen und Meinungen vom Weizen echten Wissens zu trennen.
Kurz: Ursula Dreischl und Renate Hanzekovic bemühen sich mit großem Erfolg, die Vortragsthemen so auszuwählen, dass sie wirklich den Nerv der Besucher treffen. Und auch die Vortragenden werden mit viel Bedacht ausgewählt: Es geht darum, konkretes Wissen ansprechend anzubieten und zwar so, dass die Gäste damit wirklich etwas anfangen können.
Prüfung der
Pflegestufen
Der nächste Vortrag, der an diesem Mittwoch um 16 Uhr stattfindet, ist dafür ein gutes Beispiel. Es geht um die Pflegebegutachtung. Auch das ein Thema, dem sich viele nur ungern nähern. Schließlich kennen nicht wenige jemand, der wiederum jemand kennt, der damit sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben soll. Diesen Befürchtungen möchte die Vortragende, Peggy Merdan vom Medizinischen Dienst Bayern, auf den Grund gehen – und damit allen helfen, die irgendwann für sich einen Antrag stellen wollen. Denn abgelehnte Anträge, so der medizinische Dienst, beruhten nicht selten darauf, dass die Antragsteller keine oder nur unklare Vorstellungen darüber hätten, welche Kriterien eine Pflegedürftigkeit ausmachen. Es wird, so Ursula Dreischl, auch in diesem Vortrag darum gehen, Vermutungen und Befürchtungen durch echtes Wissen zu ersetzen. Und damit die Scheu zu nehmen, die man vor Unbekanntem hat.