Nußdorf – Bei der Bürgerversammlung legte Bürgermeisterin Susanne Grandauer einen umfassenden Rechenschaftsbericht über das kommunale Geschehen des vergangenen Jahres vor und gab zugleich einen fundierten Ausblick auf künftige Projekte.
Sie führte aus, dass die Einwohnerzahl 2024 bei 2811 gelegen habe, wobei 2739 Personen mit Erstwohnsitz gemeldet gewesen seien. 20 Geburten, 13 Eheschließungen und 19 Sterbefälle seien registriert worden. Die Altersverteilung zeige, dass rund ein Fünftel der Bevölkerung unter 18 Jahre alt sei, ein Fünftel über 65. Im Bereich Gewerbe wies sie auf 350 gemeldete Betriebe hin, von denen 99 auch Gewerbesteuer entrichteten.
Solide
Haushaltslage
Die Finanzlage der Gemeinde skizzierte sie differenziert. Der Gesamthaushalt belief sich 2024 auf knapp 8,9 Millionen Euro und soll 2025 mit rund 7,6 Millionen Euro etwas geringer ausfallen (wir berichteten). Trotz erhöhter Ausgaben sei die Haushaltslage solide, so Susanne Grandauer
Ein zentraler Themenblock galt der Kinderbetreuung. Der Kindergarten St. Vitus betreue derzeit 71 Kinder in drei Gruppen, die Kinderkrippe zwölf Kinder. Zusätzlich bestehe eine Übergangsgruppe mit 14 Plätzen. Die Gesamtkosten für die Betreuung lagen 2024 bei rund 915000 Euro, wovon etwa 282000 Euro von der Gemeinde zu tragen seien. Dies entspreche einem Aufwand von knapp 2900 Euro pro betreutes Kind. Für 2025 seien Umbauten im Kindergarten geplant, insbesondere zur Schaffung eines Intensivraums und von Personalräumen im Untergeschoss.
In der Grundschule Nußdorf seien aktuell 77 Kinder in vier Klassen eingeschult, was einem Klassenschnitt von 19,25 entspreche. In der offenen Ganztagsschule nehme rund ein Drittel der Schüler an den Betreuungsangeboten bis 14 oder 15.30 Uhr teil.
Die Trinkwasserversorgung erfolge über ein 40 Kilometer langes Leitungsnetz mit vier Pumpstationen. Der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch liege bei etwa 143 Litern. Der Wasserpreis sei mit 1,90 Euro pro Kubikmeter im mittleren Bereich angesiedelt, hinzu komme eine Grundgebühr von 60 Euro jährlich. Beim Abwasser verwies Grandauer auf Investitionen in die Kläranlage, an der sich Nußdorf im Rahmen des Zweckverbands mit 14,5 Prozent beteilige. Im Jahr 2024 habe man rund 94000 Euro für bereits abgeschlossene Maßnahmen gezahlt, für 2025 seien weitere 43000 Euro eingeplant.
Ein Dauerbrenner sei der Hochwasserschutz. Nach mehreren Extremwetterereignissen seien im Jahr 2024 rund 120000 Euro an Sonderausgaben angefallen. Für den Steinbach seien bereits erhebliche Investitionen erfolgt, weitere Maßnahmen stünden bevor. Parallel dazu arbeite man an der Wiederherstellung des Mühltals, wobei genaue Kosten derzeit noch nicht beziffert werden könnten. Als Gast berichtete Josef Hamberger vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim unter anderem über die Hochwasserschutzmaßnahmen am Steinbach.
Im Bereich Tourismus verzeichne man nach der Corona-Delle wieder steigende Übernachtungszahlen, wenngleich der Höchststand von 2022 nicht mehr erreicht worden sei. 2024 seien 9116 Gäste und rund 23800 Übernachtungen gezählt worden. Das Freibad werde am 16. Mai eröffnet, das Kinderbecken sei wieder betriebsbereit. Die Einnahmen aus Eintrittsgeldern hätten 2024 bei gut 24000 Euro gelegen und damit deutlich unter dem Vorjahreswert von über 35000 Euro.
Ein weiteres Augenmerk galt dem Verwaltungsapparat. Die Bürgermeisterin kündigte das planmäßige Ausscheiden des langjährigen geschäftsleitenden Beamten Ludwig Guggenberger an, dem die bisherige Bauamtsleiterin Sonja Lehmann nachfolgt. Als neuer Mitarbeiter im Bauamt wurde Maximilian Hötzendorfer vorgestellt. Als neue Leiterin des Standesamtsbezirks Inntal wurde Katharina Schneider eingeführt.
Für 2025 seien zahlreiche Maßnahmen geplant: Die Digitalisierung der Heizungssteuerung in Turnhalle und Kindergarten, Straßensanierungen in der Tiefenthalstraße, Verbesserungen an Entwässerungseinrichtungen sowie der Umbau des Kindergartens. Auch im Freibad stünden Arbeiten am Beachvolleyballplatz und im Nichtschwimmerbereich an. Zudem wolle man die Bauleitplanung im Bereich „Am Inn III“ neu auflegen.
Mit Blick auf die Gemeindepartnerschaft mit Camblanes et Meynac betonte Grandauer die Bedeutung des Austauschs, insbesondere im Jubiläumsjahr 2025. Es seien zahlreiche Festtage geplant. Für die Unterbringung der Gäste werde noch nach Gastfamilien gesucht, wobei keine besonderen Voraussetzungen nötig seien.
Ein weiterer Gast der Bürgerversammlung war Meinrad Beilhack, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Brannenburg. Er konnte über eine insgesamt rückläufige Entwicklung des Verkehrsunfallgeschehens im Gemeindegebiet berichten – eine erfreuliche Tendenz, wie er betonte.
Weniger erfreulich sei dagegen das wiederholte Verschwinden von Ortseingangsschildern in Nußdorf. Außerdem beobachte die Polizei im Landkreis zunehmend, dass Verkehrszeichen mit Plakaten und Aufklebern versehen werden, wobei vor allem Aufkleber von Sportvereinen verwendet würden. Die Entfernung der Aufkleber sei für die kommunalen Bauhöfe mit erheblichem personellem und materiellem Aufwand verbunden. Darüber hinaus könne das Bekleben von Verkehrsschildern die Sicherheit im Straßenverkehr beeinträchtigen – rechtlich handle es sich dabei um eine Ordnungswidrigkeit, in manchen Fällen sogar um eine Straftat. Beilhack appellierte, verdächtige Beobachtungen der Polizei zu melden.
Besorgnis wegen
Wimmergraben
Zum Ende der Versammlung erhielten auch die Bürger das Wort – und nutzten die Gelegenheit, um auf ein Thema hinzuweisen, das in Nußdorf besonders unter den Nägeln brennt: den Wimmergraben. Der kleine Wildbach unterhalb des Heubergs hat in den vergangenen Jahren immer wieder für Überschwemmungen gesorgt, besonders in den Ortsteilen Hinterberg und Labach. Ein Anwohner erinnerte dabei eindringlich an die schweren Unwetter der vergangenen Jahre. Der Wimmergraben habe sich damals in einen reißenden Strom verwandelt – mit Folgen für die angrenzenden Wohngebiete.
Besorgt schilderte der Bürger die Gefahren, die insbesondere durch Verklausungen im Oberlauf des Grabens entstehen könnten. Durch Schwemmholz und mitgerissenes Geröll komme es immer wieder zu Engstellen, an denen sich das Material staut, den Abfluss behindert und das Wasser in umliegende Flächen drücke. Das Risiko sei nicht zu unterschätzen, da die steilen Hänge des Heubergs das Wasser sehr schnell ins Tal leiteten.
Josef Hamberger vom Wasserwirtschaftsamt nahm die Sorgen des Anwohners ernst. Auch wenn er selbst für den Wimmergraben nicht zuständig sei, kündigte er an, die Anliegen intern weiterzugeben.
Abschließend richtete die Bürgermeisterin ihren Dank an alle ehrenamtlich Engagierten und die Bürger, die mit Ideen, Anregungen und Engagement das Leben in Nußdorf aktiv mitgestalteten. Grandauer appellierte abschließend an alle, sich weiterhin einzubringen – sei es im Vereinsleben, im Gemeinderat oder bei anstehenden Projekten.