Von Heiligenscheinen und Schirmherrschaften

von Redaktion

Beim Starkbieranstich nimmt die Theatergemeinschaft Neubeuern wieder die lokale Prominenz aufs Korn

Neubeuern – Die Theatergemeinschaft Neubeuern lud zum diesjährigen Nockherberg in den Beurer Hof ein, wo sich unter dem Thema „Farbenspiel“ die Weltpolitik im Dorfgeschehen Neubeuerns widerspiegelte.

Der Autor und Regisseur des Singspiels, Sebastian Berndt, versuchte in seiner Rede nicht nur, die politischen Farben und die Farben der Fußballvereine auseinanderzuhalten, sondern er deckte auch noch einen der größten Vertuschungsskandale Neubeuerns auf: Bürgermeister Christoph Schneider habe heimlich geheiratet. Und um den Skandal komplett zu machen, ignoriere Christoph Schneider nicht nur den von ihm gegründeten Standesamtsverbund von Neubeuern mit Nußdorf und Samerberg, sondern sei mit seiner Braut auf alten Schmugglerwegen über Erl in Tirol zum Standesamt nach Kiefersfelden geschlichen.

Unbeschadet dieses Skandals tauchte er, dargestellt von Fabian Berndt, beim Singspiel unter den Klängen von Wandas „Columbo“ wieder auf. Gemeinsam mit seinem Zweiten Bürgermeister und Bäckermeister Wolfgang Sattelberger, gespielt von Markus Leitner, ebenfalls Bäckermeister, besang er, was für gute Projekte sie beide auf den Weg und im Haushalt von Neubeuern untergebracht hätten. Das beste davon sei natürlich das neue Rathaus. „Aber“, meinte Sattelberger, „hat es diese großen, kreisrunden und sehr teuren Lampen in der Halle wirklich gebraucht?“ „Selbstverständlich“, so Bürgermeister Schneider, „denn das sind keine Lampen, sondern unsere Heiligenscheine.“

Plötzlich rief Wolfgang Sattelberger: „Herr Bürgermeister, Haltung bitte. Da kommt der Schatt Walter, der Größte der Gemeinde, mit seiner wunderschönen Ursula“. Walter Schatt (gespielt von Markus Babl) betrat die Bühne und erläuterte nach der Melodie „Junge Römer“ von Falco, was Unternehmern so am Herzen liege. Hinter ihm erschien seine Frau Ursula (Miriam Thoma) mit vielen Schirmen im Arm. An Bürgermeister gewandt meinte Ursula: „Die meisten Schirme hast ja du ihm aufgedrückt, die sind von den ganzen Schirmherrschaften, die der Walter übernommen hat.“ Daraufhin meinte Walter: „Ich muss meine Schirmherrschaften loswerden, denn die Ursula, die schleppt so schwer“.

„Ich war immer ein Vordenker“, führte Walter weiter aus. „Ich hab alles schon gewusst, da haben die anderen noch nicht mal dran gedacht. Ich hab mir Nächte lang einen Plan gemacht und bin jeden Schritt im Geiste schon mal gewandelt. Das ist doch viel anstrengender als diesen Weg dann tatsächlich zu gehen.“ „Du hast ja so Recht, Walter“, nickte Ursula und sang: „Ich bin reif für die Insel“.

Dr. Josef Mager (dargestellt von Sebastian Heibler, genannt Bichibauer Wasti), der Bichibauer Wasti (gespielt von Dr. Josef Mager) und Tommi Grabl (spielte sich selbst) unterhielten sich über die Vorkommnisse beim Altenbeurer Gaufest und Neubeurer Befindlichkeiten und öffneten, nachdem sie die ganze Zeit vergeblich auf Wolfgang Fritsch, den Schwiegersohn von Walter Schatt (Fabian Berndt übernahm auch diese Rolle), gewartet hatten, dessen Garage, um endlich die ganzen Schirme loszuwerden.

Und in der Garage standen an ihren Staffeleien Laurent Schwarz, der Mini-Picasso aus Neubeuern (unübertrefflich Markus Leitner) und neben ihm Wolfgang Fritsch, der versuchte, Laurent zu kopieren. Laurent sang, ganz in seine Malerei versunken, ein Lied. Als er dann die Zuschauer entdeckte, streckte er allen die Zunge raus und lief davon.

„Das ist schon ein Wahnsinn“, resümierte Wasti, „was der kleine Künstler aus dem Hause Schwarz für einen Rummel ausgelöst hat. Die Bilder werden in die ganze Welt hinaus verkauft. Er war in jeder Zeitung der Welt. Sogar der Botschafter von Katar kam nach Neubeuern“.

Doch Wolfgang Fritsch ist etwas Bemerkenswertes aufgefallen: Seitdem der Laurent malt, hat sein Opa Richard Schwarz (Gründungsmitglied des Neubeurer Künstlerkreises) kein einziges Bild mehr gemalt. Seine Vermutung: Der Laurent hat sich alle seine Pinsel von seinem Opa geholt.

Nach den Überlegungen von Josef Mager und dem Bichibauer Wasti, ob sie nicht im neu geplanten Auerhof eine Kleinkunstbühne eröffnen könnten, ging mit Musik und Tanz und unter lang anhaltendem Beifall ein unterhaltsamer Abend zu Ende. Edith Riedl

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