Neubeuern – In diesem Jahr fand die Bürgerversammlung zum ersten Mal in der großen Halle im neuen Rathaus statt. Schwerpunkte waren diesmal die Asylsituation und der Hochwasserschutz.
Seit Juni 2022 gibt es eine interkommunale Stelle für Asylberatung zwischen den Gemeinden Samerberg und Neubeuern. Die Beauftragte für Asylberatung, Bernadette Scheffter, stellte sich vor und berichtete über ihre Arbeit und die Situation in Neubeuern. In der Marktgemeinde Neubeuern befinden sich 90 Geflüchtete, davon sind 35 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren und 13 Familien und Alleinerziehende. 59 kommen aus der Ukraine, sechs aus Nigeria und 25 aus Afghanistan. 78 Geflüchtete haben bereits einen Aufenthaltstitel, zwölf sind im Asylverfahren oder geduldet.
Fünf Unterkünfte
in der Gemeinde
Alle 90 Flüchtlinge sind vom Landratsamt Rosenheim nach Neubeuern verteilt worden und wohnen in den fünf Asylunterkünften des Landratsamtes. Geflüchtete, die bereits in eigenen Wohnungen in Neubeuern wohnen, sind in der Statistik nicht berücksichtigt. Ihre Aufgabe ist es, die Geflüchteten bei der Integration zum Beispiel in Kindergarten, Schule, bei Ärzten, in Deutschkursen, bei Wohnungs- und Arbeitssuche zu unterstützen und Hilfe im Umgang mit Behörden zu leisten. Besondere Erwähnung fand die gute Zusammenarbeit mit dem Asylhelferkreis.
Dr.-Ing. Florian Pfleger, Geschäftsführer der cfLab GmbH in Prien, erläuterte die Schwachstellenanalyse der Hochwassersituation und gab einen Überblick über Bereiche mit starkem Handlungsbedarf beim Hochwasserschutz. Das „Starkregenjahr“ 2024 habe die Schwachstellen und Gefährdungspotenziale im Gemeindegebiet deutlich aufgezeigt. Bei gleichmäßig verteiltem Starkregen können ihm zufolge hohe Wassermengen ohne Schäden im Siedlungsbereich abgeführt werden. Gefährlich wird es bei Starkregenereignissen, die in einem kurzen Zeitraum vonstatten gehen. So wie am 3. Juni 2024, als innerhalb von rund zwölf Stunden 180 Liter pro Quadratmeter fielen. Teilweise wurden große Mängel an entscheidenden Abflussstellen festgestellt. Deshalb werden diverse Verbesserungen im Unterhalt im ganzen Ortsgebiet wie das Spülen von Durchlässen, das Räumen von Gräben und die Entfernung von Bäumen aus dem Bachbett beim Autobahndurchlass veranlasst. Auch der Objektschutz soll verbessert werden, etwa durch die Anschaffung von Hochwassersperren. Ein Verschraub-System kann Objekte wie Tiefgaragen oder Einzelanwesen an Straßen mit Gefällen schnell schützen. Für die Feuerwehr soll auch eine „Hochwassergarage“ am öffentlichen Parkplatz am Sportplatz eingerichtet werden. Dort können Pumpen und Hochwassersperren eingelagert werden. Zudem ist eine interkommunale Beschaffung mit etlichen Feuerwehren und der Firma Krones in Raubling geplant und wird teilweise bereits durchgeführt.
Bürgermeister Christoph Schneider (Unabhängige Neubeurer) berichtete, dass es seit der letzten Einwohnerstatistik 280 Zuzüge und 263 Wegzüge gab. Laut Zensus hat die Gemeinde damit 4539 Einwohner. Zudem gab es 53 Kirchenaustritte. Beim Finanzbericht legte er dar, dass 2020 die Einnahmensituation nicht schlecht war, aber es einen außerordentlich hohen Investitionsstau in der Gemeinde gab.
Der Vermögenshaushalt ist ein Indikator, ob eine Gemeinde aus eigener Kraft investieren kann. Im Durchschnitt gab es seit 2019 eine Zuführung von 1,2 Millionen Euro in den Vermögenhaushalt, doch für 2024 wird es voraussichtlich eine Negativzuführung geben.
Das Volumen des Vermögenshaushalts zeigt an, wie viel Investitionstätigkeit durch die Gemeinde getätigt wurde und lag im Durchschnitt etwa bei 4,9 Millionen Euro. Bis Ende 2024 wurden rund 30 Millionen investiert und ein beträchtlicher Teil des Investitionsstaus aufgelöst.
Pro-Kopf-Schulden von 2000 Euro
Der Schuldenstand betrug zum Jahresende 2024 9,3 Millionen Euro. Das bedeutet eine Pro-Kopf-Verschuldung von 2000 Euro. 2025 sind diverse Tiefbaumaßnahmen vorgesehen: der Ausbau von Erlenweg und Geigerstraße, der Bau einer Ampelanlage in Altenbeuern und die Fertigstellung bereits laufender Investitionen. Die Einnahmensituation soll über die Erweiterung des Gewerbegebiets Heft gestärkt werden. Die Erschließung soll Ende des Jahres abgeschlossen sein.
Im vergangenen Jahr konnte die Erweiterung der Kläranlage abgeschlossen und in Betrieb genommen werden. Die Verbrauchsgebühren wurden zum Jahr 2025 schon leicht gesenkt und liegen jetzt bei 4,20 Euro pro Kubikmeter. Die Kläranlage hat nun einen Ausbauzustand, welcher die Gemeindeentwicklung wieder unproblematisch zulässt.
Schneider berichtete weiterhin über das genossenschaftliche Wohnen an der Rosenheimer Straße, das Wohn- und Geschäftshaus Auerhof, den Bebauungsplan Hinterhörer Straße und den aktuellen Stand zum geplanten Biomasse-Heizkraftwerk. Außerdem informierte er über die Verleihungsfeier 2024 an der Wachinger Mühle als Fair-Trade-Gemeinde, das E-Car-Sharing am Rathaus und die Tagespflege in Fröschenthal.