Hochzeitslader „Hias“ gibt sein Debüt

von Redaktion

Anstich beim Starkbierfest des Trachtenvereins Unterinntal in der Vogtareuther Turnhalle

Vogtareuth – Ausgelassene Stimmung und jede Menge Gaudi herrschte beim Starkbierfest in Vogtareuth. Höhepunkt war die mit Spannung erwartete Fastenpredigt vom Hochzeitslader „Hias“, der sein Debüt als Festredner gab.

Beinahe bis auf den letzten Platz besetzt war die untere Schulturnhalle, wo der Trachtenverein GTEV Unterinntaler traditionell sein Starkbierfest feiert. Vorsitzender Helmut Hofstetter freute sich über die hohe Besucherzahl von knapp 200 Gästen. Immerhin seien die Zahlen in den vergangenen Jahren etwas eingebrochen. Erst sorgte Corona für Ausfälle. Dann musste das Fest im vergangenen Jahr ohne Fastenpredigt auskommen, weil das bisherige Redner-Duo Johannes Herzog alias „Dr. Kontrabas“ und Redenschreiber Florian Eichberger nicht mehr zur Verfügung stand. Dieses Jahr sorgte die Premiere von Matthias Frai, der als Hochzeitslader bekannt ist, für gespannte Erwartung.

Zusammenhalt wird
großgeschrieben

„Besonders freue ich mich, dass so viele Gastvereine gekommen sind“, so Hofstetter. Das zeige, dass man im Dorf zusammenhalte und das Brauchtum großgeschrieben werde. Unter den Gästen befanden sich auch zahlreiche Gemeinderäte und Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter.

Stolz war der Trachtenvereinsvorsitzende auch auf die neue Gestaltung der Festlocation. Eine Tribüne sorgte für einen „Saal-Charakter“ der Turnhalle. Die musikalische Begleitung des Abends übernahm die Vogtareuther Dorfmusik um Kapellmeister Georg Stephan.

Zu Beginn seiner Fastenpredigt stellte sich Debütant „Hias“ vor: „Ich bin in Vogtareuth aufgewachsen, Musiker, Hochzeitslader, gelernter Werkzeugmacher, römisch-katholisch, FC-Bayern-Fan, 1,74 groß, bissl über 100 Kilo schwer, Single, gutaussehend, Fleisch und Fisch essend, hab an gültigen Führerschein und hoffe, dass ich heute die richtigen Worte finde. Und was noch wichtiger ist, ich bin der zweite Sohn der Seniorenbeauftragten in Vogtareuth.“

Seine Mutter Berta sowie sein Bruder Stephan, der im Gemeinderat sitzt, haben ihn mit den notwendigen Infos für seine Fastenpredigt versorgt. So zog er dann auch genüsslich über die lokale Politik her. Zur Vorbereitung sei er extra in einer Gemeinderatssitzung gewesen. „Die dreieinhalb Stunden waren wirklich für die Katz“, meinte er.

Allen bauwilligen Bürgern riet Hias, sich nicht lange wegen einer Genehmigung aufzuhalten. Man solle einfach bauen – dann könne es sich der Bauausschuss auch einmal vorstellen, wie das aussehen soll.

Auch über das neue Feuerwehrhaus in Zaisering zog Hias her. „Das ist ja schon wieder zu klein, die brauchen jetzt eine Doppelgarage.“ Der Vorschlag: Die sollen die Antenne des neuen Aggregats doch einfach einklappen.

Nicht unbemerkt blieb dem Hochzeitslader auch, dass im nächsten Jahr Kommunalwahlen anstehen. Dann werde es plötzlich in der Kirche immer voller. „Dabei sollten die doch in die Kirche gehen, wenn sie schon im Gemeinderat sind, da können sie viel mehr anstellen“, so Hias.

Dass überhaupt jemand Bürgermeister in Vogtareuth werden wolle, sei ihm sowieso ein Rätsel. So habe die Gemeinde kein Geld und mit der Wasserquelle laufe es ebenfalls nicht optimal. Jetzt habe es zeitweise sogar zwei Interessenten aus der CSU für den Posten als Gemeindeoberhaupt gegeben. „Ganz nach dem Motto: miteinander gegeneinander.“

Nicht ganz verstehen kann Hias den Sinn der Dorferneuerung. Wahrzeichen wie der Wasserturm versauerten, aber Sunkenroth bekomme eine neue Straße. „Immerhin ist der neue Dorfplatz nicht ganz brutal greislig geworden.“ Das Problem: Der Dorfplatz brauche halt Pflege. Wer solle das machen? „Die Gemeinde Vogtareuth besitzt einen neuen Bauhof mit neuen Fahrzeugen und motivierten Mitarbeitern“, so Hias. Doch die verneinten die Aufgabe, sie seien keine Landschaftsgärtner. „Wenn ihr im Winter nicht räumen wollt, macht’s ein Schild hin mit ‚Kein Winterdienst‘ – für was seid ihr überhaupt da?“

Imponiert habe ihm hingegen der Sportverein unter der neuen und fast rein weiblichen Vorstandschaft. „Das erste Heimspiel unter der neuen Führung haben die gleich gewonnen.“ Zum Schluss und angesichts einer bekannten Vogtareuther Chat-Gruppe riet er den Gemeindebürgern: „Wir brauchen keine Gruppe, wo Leute von einer Meinung überzeugt werden sollen, wo Verschwörungen aufgestellt werden, Konflikte öffentlich ausgetragen werden und Leute für ihre Meinung angegriffen werden. Lasst’s des doch einfach bleiben!“ Man solle doch lieber in die Gruppe stellen, wo ein Fest stattfindet oder ein Blitzer steht. „Werdet nicht politisch, sondern haltet zam“, so die Aufforderung.

Verschwitzt,
aber zufrieden

„Das hat er wirklich super gemacht“, meinte Bürgermeister Rudolf Leitmannstetter anschließend. Es sei auf den Punkt gewesen, aber nicht verletzend. Etwas verschwitzt, aber zufrieden zeigte sich auch Matthias Frai selbst nach seiner Rede. „Ich war mir davor schon oft unsicher, wie scharf man sein darf“, gestand er. Aber die Leute seien gut gelaunt gewesen, da denke er, es habe schon gepasst. Jetzt falle ihm schon ein Stein vom Herzen. Für zukünftige Auftritte auf dem Starkbierfest sei er aufgeschlossen.

Für die Trachtler vom GTEV Unterinntaler und ihre Gäste ging es gesellig mit süffigem Starkbier, Schmankerln und Blasmusik durch den restlichen Abend.

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