Attacke auf Kinder wirft Fragen auf

von Redaktion

Schüsse auf dem Schulhof – Statistik zeigt: Gewalt unter Heranwachsenden nimmt zu

Stephanskirchen – Der Vorfall vom vergangenen Sonntagnachmittag, 6. April, wirft noch immer viele Fragen auf. Auch Tage später bewegen die Geschehnisse viele Menschen – allen voran Eltern. Vier Kinder zwischen acht und elf Jahren wurden von zwei Jugendlichen zwischen 13 und 15 Jahren auf dem Schulhof der Grundschule Schloßberg – außerhalb der Unterrichtszeiten – zuerst mit Plastikkügelchen aus Softair-Waffen beschossen. Nachdem sich die Kinder zur Wehr gesetzt hatten, kam es zu einem Streit, bei dem sich einer der Jugendlichen provoziert fühlte und zuschlug. Außer einer Schürfwunde am Handgelenk durch die Schüsse und einer kaputten Weste hatte der Junge jedoch keine größeren Verletzungen.

Vorfall wird zum Dorfgespräch

Wie bereits die Mutter von zwei der beteiligten Kinder gegenüber dem OVB berichtete, schlug der Vorfall große Wellen unter den Eltern. In einer Chat-Gruppe der Erziehungsberechtigten seien Medienartikel über die Prügelei geteilt worden. Auch in den folgenden Tagen war es Dorfgespräch.

Juliane Ascher, Schulleiterin der Grundschule Schloßberg, zeigte sich besorgt über den Vorfall, darüber, dass ältere Kinder auf jüngere losgehen – und nicht von ihnen ablassen. Sie betont aber: „Ich kann mich nicht an einen derartigen Vorfall erinnern.“ Für sie sei der Angriff „sicherlich nur ein Einzelfall“ und nicht die Regel. Auch an der Schule gebe es derartige Szenen nicht. Sie wollen das Thema mit den Kindern im Unterricht aufgreifen und besprechen, und so eventuelle Ängste nehmen.

Gleichzeitig habe die Polizei zugesagt, stärker am Schulgelände Streife zu fahren, erklärt die Schulleiterin. Denn das Schulgelände sei ein öffentlicher Raum, insbesondere die Turnhalle, die auch von Vereinen genutzt wird. Dass sich an dem Gelände auch Jugendliche treffen, sei bekannt. Bis auf herumliegenden Müll habe es in der Vergangenheit deswegen aber keine größeren Probleme gegeben.

Um Gewaltdelikte unter Kindern zu verhindern, setze die Schule auf Prävention. Auf Wunsch des Elternbeirates bietet die Schule einen Gewaltpräventionskurs in allen Klassen an, erklärt Ascher. Dabei lernen die Kinder, wie sie sich verhalten müssen, wenn es zu Konflikten kommt oder wenn sie von Fremden auf der Straße angesprochen werden. „Wir wollen die Kinder stärken. Vor allem darin, sich Hilfe zu holen.“

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd veröffentlicht jedes Jahr einen Sicherheitsbericht, der unter anderem Aufschluss über die Kriminalität im Präsidialbereich gibt. Dieser beinhaltet auch Zahlen zur Jugendkriminalität, also alle Straftaten, die von Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden unter 21 Jahren begangen werden. Aus dem Bericht geht hervor, dass im Jahr 2024 im Bereich des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd 9754 Straftaten der Jugendkriminalität erfasst wurden. Im Vorjahr (2023) waren es 11297.

Gesunken sind die Zahlen bei Diebstählen bei den Jugendlichen (-7,4 Prozent; 2024: 1318) und Rauschgiftdelikten (-55,8 Prozent; 2024: 524). Einen leichten Anstieg gab es bei den Rohheitsdelikten (+0,1 Prozent; 2024: 1486). Dazu gehören Raub, Körperverletzung oder Freiheitsberaubung. Den größten Anstieg gab es bei der Verbreitung von pornografischem Material (+35,5; 2024: 420)

Damit steht der Präsidialbereich – und auch die Region – im bundesweiten Vergleich gut da. Denn die Kriminalstatistik für ganz Deutschland verzeichnet einen Anstieg im Bereich der Gewaltkriminalität, insbesondere bei tatverdächtigen Kindern um 11,3 Prozent (2024: 13755 Fälle) und bei Jugendlichen um 3,8 Prozent (2024: 31383 Fälle).

Bayerns Schulen werden gefährlicher

Auch in Bayerns Schulen geht es rau zu. Laut Landeskriminalamt gab es 2022 8931 registrierte Straftaten, die im Bereich der Schule begangen wurden. Gut 25 Prozent davon machen Körperverletzungen aus. „Klar zu erkennen ist, dass die Gewalt an Schulen im Zehn-Jahres-Vergleich eine wellenförmige Entwicklung hat. Dies trifft für Gewaltkriminalität gleichermaßen zu wie für vorsätzliche leichte Körperverletzung“, heißt es in dem Bericht. Nach 2019 sei ein Umbruch zu erkennen, der mit der Corona-Pandemie in Zusammenhang steht. Enorme Zuwächse lassen sich von 2021 auf 2022 beobachten: „Sowohl bei der Gewaltkriminalität als auch bei der vorsätzlichen leichten Körperverletzung steigen die Tatverdächtigenzahlen um mehr als das Doppelte an (+121 Prozent und 117 Prozent). Damit erreichen die Deliktsformen ihren höchsten Wert der letzten zehn Jahre.“

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