Verkehrschaos am Übergang

von Redaktion

Bahn gibt Einblick in die Gleis-Arbeiten in Wasserburg – 30000 Fahrzeuge täglich

Wasserburg – Verkehrschaos für Autofahrer und Zugreisende: Seit Freitag, 11. April, fährt am Bahnhof Wasserburg kein Zug mehr, auch Autofahrer müssen weit umfahren. Der Grund: Der Bahnübergang in Reitmehring ist gesperrt – mal wieder. Stadtbewohner und vor allem Bewohner in Reitmehring kennen das. Alle paar Jahre wird der Bahnübergang gesperrt, dann ist Wasserburg fast ein bisschen abgeschnitten von der Außenwelt. Dieses Mal soll die Problemstelle „Bahnübergang Reitmehring“ dauerhaft verbessert werden, verspricht die Bahn bei einer Pressekonferenz. Deshalb auch die Sperrung für zwei Wochen bis zum 28. April und nicht nur wie sonst, für wenige Tage.

„Die vergangenen Sperrungen waren kleine Verbesserungen, dieses Mal machen wir die große Maßnahme“, sagt Paul Krohe von der Südostbayernbahn.

Er ist Projektleiter der Großbaustelle. Seit knapp zwei Jahren plant die Bahn die Rundum-Sanierung des Bahnhofs und des Bahnübergangs in Reitmehring. 1,3 Kilometer ist die Baustelle insgesamt lang. Es geht um den Austausch von Gleisen, von vier Weichen. Nach dem 28. April werden auch noch zwei Weichen am Bahnübergang Seewies ausgetauscht, so Krohe.

5,5 Millionen Euro investiert die Bahn und erhofft sich davon vor allem eines: Dass Ruhe einkehrt am Bahnübergang. „Reitmehring ist unser meist befahrener Bahnübergang im gesamten Streckennetz der Südostbayernbahn“, sagt Krohe. 30000 Fahrzeuge überqueren den Bahnübergang laut dem Projektleiter täglich, davon sehr viel Schwerlastverkehr. „Jeder Lkw schädigt die Gleise so sehr wie 500 Pkw“, erklärt der Baustellenchef. Dabei leiden nicht nur die Gleise und der Asphalt, sondern auch der Untergrund – dort wo die Weichen untergebracht sind – stark unter der hohen Verkehrsbelastung.

In den vergangenen Jahren habe der Übergang deshalb auch immer wieder gesperrt werden müssen, um die Schäden zumindest notdürftig zu reparieren. Mit der „großen Maßnahme“, die derzeit umgesetzt wird, soll eine dauerhaftere Lösung geschaffen werden. 1,5 Meter buddelt die Bahn momentan in Reitmehring in die Tiefe, dort sollen vier Weichen ausgetauscht werden, die rund 30 Jahre „herhalten“ sollen.

Anschließend werde der Untergrund in vier Schichten aus drei verschiedenen Materialien wieder aufgefüllt. Obendrauf kommen Gleise und Asphalt. Diese sollen im Idealfall fünf bis zehn Jahre halten. Wobei Krohe zugibt: „Versprechen kann ich nichts.“ Es sei schwierig, abzuschätzen, wie lange der Asphalt tatsächlich bestehen bleibt. „Aber auch wir wollen so wenig Sperrungen wie möglich“, sagt er. Schließlich habe auch die Bahn Interesse daran, dass der Zugverkehr fließt und es zu so wenig Baustellen wie möglich kommt, allein wegen der finanziellen Belastung.

Arbeiten auch an anderen Stellen

Um so schnell wie möglich fertig zu werden, arbeite das Team deshalb auch 20 Stunden täglich am Gleis, sieben Tage die Woche. Zwei Schichten mit 55 Mitarbeitern unterschiedlichster Firmen sind laut Krohe hier im Einsatz. Damit auch die 60 Züge, die täglich am Bahnhof in Reitmehring abfahren, bald wieder rollen können. Nebenher laufen aber noch einige weitere „kleinere Baustellen“, betont Krohe. „Wir haben mehrfach Anfragen bekommen, warum die komplette Strecke von Mühldorf bis Rosenheim gesperrt ist, obwohl wir nur an einem kleinen Teil in der Mitte bauen“, sagt er. „Das stimmt so nicht“, betont der Baustellenchef. Neben der Erneuerung am Bahnhof in Reitmehring würde derzeit auch der Bahnsteig in Ramerberg verbessert. Auch in Waldkraiburg läuft derzeit eine Baumaßnahme. „Wir versuchen, so viel wie irgend möglich, während einer Sperrung zu erledigen“, erklärt Krohe.

Irgendwann soll der Bahnübergang in Reitmehring durch den Bau einer Brücke verschwinden. Das sind zumindest die Pläne des Staatlichen Bauamts Rosenheim. Lohnt sich dann die Investition von 5,5 Millionen Euro überhaupt, wenn es mittel- bis langfristig gar keinen Bahnübergang mehr geben wird? Projektleiter Krohe sagt: „Ja“. Zunächst sei zu beachten, dass nicht nur der Bahnübergang erneuert werde, auch die Gleise am Bahnhof müssten ausgetauscht werden sowie die Weichen in Reitmehring und Seewies. Das einzige, was möglicherweise „doppelt gemacht“ werde, sei die Asphaltierung, und diese falle finanziell „nicht sonderlich“ ins Gewicht.

Wann die „große Lösung“ – also die Beseitigung des Bahnübergangs in Reitmehring – erfolgen soll, ist übrigens weiterhin unklar. Noch gibt es keine Entscheidung des Bayerischen Verwaltungsgerichts zur Klage der Firma Meggle gegen diese Baumaßnahme.

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