Rott – Es ist eine Aufgabe, vor der alle Gemeinden in Deutschland stehen. Mit dem Jahr 2024 ist das Gesetz für die kommunale Wärmeplanung in Kraft getreten. Mit diesem soll der Umstieg auf klimafreundliches Heizen im Land erreicht werden. Und das bedeutet für die Kommunen, dass sie Wärmepläne für ihr Gemeindegebiet erstellen müssen. In diesen wird aufgezeigt, wo welche Wärmeversorgung sinnvoll ist und was umgesetzt werden kann. Je nach Einwohnerzahl muss das bis 2026 beziehungsweise 2028 erledigt sein.
Zwischenbilanz
im Gemeinderat
Die Gemeinde Rott hat das Institut für nachhaltige Energieversorgung (INEV) in Rosenheim für die Erstellung eines Wärmeplans beauftragt. Nachdem eine Zwischenbilanz bereits dem Gemeinderat vorgestellt wurde, fand nun eine Infoveranstaltung im Landgasthof Stechl statt. Das Angebot nutzten jedoch nur 20 Gemeindebürger.
Adrian Hausner, Projektmanager für Energie- und Klimaschutzberatung, und Nils Schild, Teamleitung Kommunale Energie- und Klimaschutzberatung, beide bei INEV tätig, standen den Gästen ausführlich Rede und Antwort. Dabei gingen sie auch auf die Ergebnisse ihrer Recherchen ein.
Sie führten eine Bestandsanalyse durch und erstellten dabei eine Energie- und Treibhausgasbilanz. Zudem untersuchten sie Gebäude- und Siedlungstypen, Baualterklassen und die Versorgungsstruktur. Als Grundlage dienten Daten aus dem Jahr 2022 von Kaminkehrern, kommunalen Liegenschaften oder Stromnetzbetreibern.
In Rott betrug der Gesamtverbrauch an Wärme demnach insgesamt rund 46700 MWh/a (Megawatt-Stunden pro Jahr). Gut 62 Prozent davon entfallen auf Heizöl, gefolgt von Biomasse mit etwa 12700 MWh. Die meiste Wärme wird dabei in privaten Haushalten verbraucht.
In der Potenzialanalyse hat das Unternehmen INEV anhand von Geodaten ermittelt, welche erneuerbaren Energien möglich und auch sinnvoll seien. Hausner und Schild begannen in ihrem Bericht mit der Installation von PV-Anlagen auf Dächern. 2022 wurden damit bereits knapp 5000 MWh/a erreicht. Werden bis 2045 weitere 40 Prozent genutzt, wird ein Ertrag von gut 15000 Megawattstunden erwartet. Etwas weniger sind die Ergebnisse der Solarthermie auf Dachflächen. Wenn hier 15 Prozent des maximal möglichen Potenzials umgesetzt werden, dann wird für 2045 eine Wärmeenergie von etwa 13400 Megawattstunden pro Jahr erwartet.
Zudem zeigte Adrian Hausner die Vor- und Nachteile von Luft- beziehungsweise Grundwasser-Wärmepumpen auf. Während Erstere zwar ohne große bauliche Maßnahmen einfach zu installieren seien, werde hier jedoch eine geringere Effizienz erreicht. Die Grundwasser-Wärmepumpen seien zwar effektiver, allerdings auch standortabhängig und die Genehmigung stelle sich als aufwendig dar.
Davon abgesehen kamen die beiden Experten in ihrer Potenzialanalyse zu dem Ergebnis, dass eine tiefe Geothermie, also Erdwärme, kein Potenzial in Rott aufweise, weil die Abnehmerzahl zu gering sei. Auch Wasserstoff und Wind als Energie würden keine Wirtschaftlichkeit in der Gemeinde erreichen. PV-Freiflächen seien entlang der Bahnstrecke sinnvoll. Ebenfalls viel Potenzial würde Biomasse bieten, wenn Anlagen die umliegenden Gebäude versorgen würden.
Untersucht wurde im Detail außerdem, welchen Nutzen mögliche Wärmenetze in einzelnen Gemeindeteilen erbringen. So im Gewerbegebiet „Am Eckfeld“. 61 Gebäude wurden betrachtet. Würden 100 Prozent an ein Wärmenetz angeschlossen, so würden sie 852 Kilowattstunden pro Trassenmeter im Jahr (kWh/a∙m) erzielen. Damit die Maßnahme wirtschaftlich sei, müssten – je nach Betreibermodell – aber 1200 kWh erreicht werden. Das sei bei einer Anschlussquote von 100 Prozent im Rotter Ortskern der Fall und in Lengdorf, wo die Wärmebelegungsdichte bereits bei einer Anschlussquote von 60 Prozent auf rund 2400 kWh/a∙m geschätzt werde. In Lengdorf stehe und falle die hohe Wärmebelegungsdichte und somit die Wirtschaftlichkeit jedoch mit einem Großverbraucher.
Fragerunde und
nächste Schritte
Jetzt waren die Gäste an der Reihe mit ihren Fragen. Hier wurde die Firma Alpma genannt, die ihre Wärme von einer Hackschnitzel-Heizanlage bezieht – das aber erst seit vergangenem Jahr. Somit müssten die Werte von 2022 erst noch angepasst werden. Hausner stimmte zu und berichtete, dass es zeitnah Gespräche mit dem Unternehmen geben soll, inwiefern weitere Haushalte mit dem Heizwerk versorgt werden können. Ein anderer Gast wollte wissen, ob die Gemeinde mit dem Gesetz für Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze verpflichtet sei, ein Wärmenetz aufzubauen. Das ist laut den Experten aber nicht der Fall. Lediglich die Planung sei vom Bund vorgeschrieben, betonte Schild. Sie soll als Grundlage für Umsetzungen dienen. Betreiber hätten somit einen Anhaltspunkt, was in den Kommunen möglich sei.
Und auch über die nächsten Schritte informierten Schild und Hausner. Der Gemeinderat sei nun an der Reihe. Das Gremium müsse den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie erteilen. Im Rahmen dieser werde die Bevölkerung nach ihrem aktuellen Verbrauch und weiteren Daten gefragt – auch, ob sie Interesse habe, sich an ein Wärmenetz anzuschließen. Somit könnten genauere Daten erhoben werden. Ebenso hätten zukünftige Betreiber Einsicht, wie groß das Interesse in einzelnen Bereichen der Gemeinde sei. So können auch Faktoren wie Ertrag und geeignete Positionen für Anlagen konkreter ermittelt werden. Die Präsentation des Unternehmens INEV soll laut Zweitem Bürgermeister Alfred Zimpel auf der Homepage der Gemeinde veröffentlicht werden.