Inntal/Bad Endorf – Die Freude unter den Fahrgästen ist groß, wenn Schaffner Thomas Spillker wieder in den Zügen der Bayerischen Regiobahn (BRB) unterwegs ist. Mit einem schwungvollen „Guten Tag, die Fahrscheine bitte“ begrüßt der Kundenbetreuer, wie sein Job offiziell heißt, den ganzen Waggon. Der 22-Jährige ist mittlerweile von Bad Endorf bis München bei Pendlern bekannt.
„Zu meinem Job bei der BRB bin ich durch meinen Bruder gekommen“, erzählt Spillker. Der arbeite dort als Triebfahrzeugführer. Nachdem Spillker, der aktuell in Prien wohnt, seine Ausbildung zum Straßenbauer erfolgreich abgeschlossen hatte, wollte er den Beruf wechseln. Das Ziel: mehr mit Menschen zu tun haben. „Mein Bruder hat damals gesagt, ich soll mir den Job als Kundenbetreuer mal anschauen“, sagt Spillker. Es passte und mittlerweile ist der Priener seit über zwei Jahren bei der BRB tätig.
Gute Laune schon
bei der Frühschicht
„Ich habe es schon immer geliebt, mich mit Menschen zu unterhalten“, erzählt er. Deshalb arbeitet der 22-Jährige gerne in seinem Job. Der besteht aus mehreren Aufgaben: „Im Zug kontrolliere ich erst einmal, ob alles funktioniert. Wenn wir losfahren, mache ich meine Begrüßungsansage.“ Außerdem kontrolliert Spillker Fahrkarten, kümmert sich um Fahrgäste und schreibt auch mal Strafen.
Die Kundenbetreuer arbeiten im Schichtbetrieb. „Die früheste Schicht geht um 4.30 Uhr los“, sagt Spillker. Manche sind zu dieser Tageszeit noch nicht besonders gut aufgelegt, doch bei Spillker sieht es anders aus. „Morgens muss ich mich ein bisschen zurückhalten“, sagt er und lacht. „Schon wenn ich aufwache, freue ich mich, dass der Tag losgeht. Ich glaube, das ist eine sehr gute Einstellung.“
Seine freundliche und offene Art kommt bei den Fahrgästen gut an. „Ich werde, wenn ich ehrlich bin, jeden Tag darauf angesprochen“, erzählt Spillker. Er höre oft, dass er so weitermachen und sich das Lächeln nicht nehmen lassen soll. Auch seine Hilfsbereitschaft zeichnet den Schaffner aus. So half er etwa einer älteren Dame in Schwierigkeiten. „Ich habe gerade die Fahrgäste kontrolliert und sofort gemerkt, dass die Frau sehr nervös war“, erinnert sich Spillker an den Vorfall. Sie habe ihm gebeichtet, dass sie ihr Handy vergessen habe und deswegen kein Ticket vorweisen könne. „Ich habe ihr erklärt, dass sie sich keine Sorgen machen muss und man das Ticket nachreichen kann“, erzählt der Schaffner. Dennoch sei sie aufgewühlt geblieben.
„Sie hat mir gesagt, dass sie ohne Handy ihren Enkel nicht erreichen kann, mit dem sie sich später treffen wollte.“ Außerdem sei sie unsicher gewesen, in welchen Zug sie als Nächstes einsteigen musste. Spillker erklärte es ihr und gab ihr sein privates Handy, damit sie ihren Enkel anrufen konnte. „Es hat am Ende alles super funktioniert“, erzählt der Schaffner.
Für diese Aktion wurde Spillker als „Eisenbahner mit Herz“ ausgezeichnet. Bei einer Online-Abstimmung der bundesweiten Aktion „Allianz pro Schiene“ wählten Fahrgäste ihn zum Publikumsliebling. „Das war ein sehr schönes Gefühl“, betont der junge Mann.
Schöne Momente erlebt er in seinem Job regelmäßig. „Einmal hat bei meinen Durchsagen der halbe Zug geklatscht“, erinnert sich Spillker. Ein andermal habe er einem Fahrgast geholfen, der einen epileptischen Anfall hatte. „Er hat mir deshalb Blumen und eine Packung Pralinen geschenkt.“
Dass er oft auf seine nette Art angesprochen wird, freue ihn zwar, mache ihn aber auch traurig. „Ich finde es schade. Eigentlich sollte es normal sein, dass wir freundlich sind, etwas zurückgeben und positive Energie ausstrahlen“, sagt Spillker. Das sei heutzutage ein wenig verloren gegangen.
Kickboxen und
Rappen in der Freizeit
In seiner Freizeit postet der 22-Jährige regelmäßig Videos auf Social Media, wie er erzählt. „Ich habe einen Tiktok-Account.“ Ein Video, das sich um seinen Beruf dreht, habe mittlerweile 1,9 Millionen Aufrufe. Aber Spillker ist auch sportlich unterwegs: „Ich mache Kickboxen und gehe ins Fitnessstudio.“ Als Rapper „Tizi“ macht er außerdem Musik, sein größtes Hobby, wie er selbst sagt. Mittlerweile sei das sogar ernster geworden. „Ich habe bei einem Wettbewerb mitgemacht“, erzählt Spillker. In Zukunft will er Musik, Social Media und seinen Job als Kundenbetreuer noch besser unter einen Hut bekommen. „Wichtig ist mir aber vor allem, dass es mir, meiner Familie und meiner Freundin gut geht“, betont er.
Spillker steht gerne im Mittelpunkt, wie er selbst erzählt. „Ich würde lügen, wenn ich das nicht sagen würde“, betont der 22-Jährige und lacht. Er liebe es, unter Menschen zu sein, gerne auch unter vielen. Genau deswegen mache ihm sein Job als Kundenbetreuer bei der BRB auch so viel Spaß. Vor allem, wenn er den Fahrgästen mit seiner Art das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern kann.