Durchbruch beim Baugebiet Kirchensur

von Redaktion

Trotz Widerstand und Planänderung – Wohnraum nun realisierbar

Amerang – Bei der Realisierung eines Baugebiets in Kirchensur gab es gleich mehrere dicke Bretter zu bohren. Rund drei Jahre musste die Gemeinde Amerang viel Überzeugungsarbeit bei Behörden und Bürgern leisten, denn obwohl die Nachfrage nach Wohnraum und Bauflächen in der Gemeinde groß ist, gab es teils heftigen Gegenwind. Einige Surer hatten befürchtet, dass das Dorf mit der geplanten Bebauung und dem Anstieg der Bevölkerung seine Identität verliere.

Erschließung
ein Knackpunkt

Ein Knackpunkt von Anfang an war auch die geplante Erschließung des Baugebiets. Aus Sicht einiger Kirchensurer war die vorgesehene Anbindung über die Bach- und Schnaitseer Straße aufgrund der geringen Straßenbreite unzureichend. Sie hatten eine rückwärtige, außerörtliche Anbindung des Baugebiets an die B304 auf Höhe der Gemeindeverbindungsstraße nach Amerang angeregt. Aus naturschutzrechtlichen und kostenrelevanten Gründen wurde diese Variante jedoch nicht weiterverfolgt. Die genehmigte Erschließungsplanung sieht vor, die Reiterbergerstraße auf viereinhalb Meter zu verbreitern und eine Ausweichstelle für den Begegnungsverkehr vorzusehen.

Große Bedenken hatte bis vor Kurzem auch die Regierung von Oberbayern, die die geplante Ausweisung eines neuen Baugebiets in Amerang komplett infrage stellte. In der frühzeitigen Beteiligung hatte die Höhere Landesplanungsbehörde klargemacht, dass die Planung in der Gesamtschau nicht mit den Belangen einer nachhaltigen Siedlungsentwicklung vereinbar sei. Der Bedarf eines weiteren Baugebiets im Gemeindebereich wurde angezweifelt, das zudem zu weit vom Hauptort entfernt sei, keine bedarfsgemäße ÖPNV-Anbindung habe und überhaupt den Festlegungen des Regionalplans widerspreche. „Das wäre der K.o. für den ländlichen Bereich. Damit wäre keine Siedlungspolitik mehr möglich“, stellte Bürgermeister Linner dazu fest. Mittlerweile konnte die Gemeinde Amerang den Wohnraumbedarf im und um den Ortsteil anhand der aktuellen Einwohnerzahlen und rund 1750 Arbeitsplätzen in den Gewerbegebieten der Gemeinde nachhaltig darstellen.

Letztlich kam es zu einer Änderung der Planung. Mit der Ausweisung des Baugebiets „Reiterbergerstraße“ in Kirchensur wird sich dementsprechend für deutlich weniger Gemeindebürger der Traum vom eigenen Heim erfüllen. Die Größe des Baugebiets, das jeweils zur Hälfte von der Gemeinde und dem Grundstücksbesitzer verwertet wird, wurde nämlich beinahe halbiert. Das städtebauliche Konzept sieht nun in einem Zeitraum von mehreren Jahren zunächst die Bebauung der circa 1,65 Hektar großen westlichen und zentralen Flächen mit etwa zehn Wohngebäuden vor. Die Erschließung erfolgt über eine Stichstraße mit Wendebereich. Dabei ist der erste Bauabschnitt so gestaltet, dass eine mögliche spätere Erweiterung an die bestehende Erschließung angelegt werden könnte und die ursprünglich geplante Ringerschließung mit der Bebauung der angrenzenden östlichen und südlichen Flächen im zweiten Planungsabschnitt hergestellt würde.

Die veranschlagten Erschließungskosten von rund 1,33 Millionen Euro bleiben damit in etwa gleich. Allerdings müssen sie nun auf deutlich weniger Anlieger umgelegt werden.

Wie das beitragsrechtlich gelöst werden kann, will der Gemeinderat gesondert beraten. „Da wird es keine einfache Lösung geben“, sagt Kämmerer Anton Görgmayr auf Nachfrage. Ablösevereinbarungen mit aktuellen Bauwerbern seien schwierig, weil man derzeit nicht sagen könne, auf wie viele Bauwerber die Kosten letztendlich umzulegen sind. Es sei unklar, ob und wann eine Erweiterung jemals komme. Die Straßen müssten aber dennoch gebaut werden. Im Falle einer Baugebietserweiterung seien dann nur noch geringfügige Maßnahmen notwendig. Laut Geschäftsleiter Stadler hat der aktuelle Bebauungsplan eine Gesamtfläche von 1,26 Hektar oder 12600 Quadratmetern. In diesem Abschnitt sollen auf 8400 Quadratmetern Wohngebäude gebaut werden.

„Wahnsinn, was hier
möglich wird“

„Wahnsinn, was hier für Kirchensur möglich wird“, brachte Andi Schauberger (GLA) die Genugtuung des kompletten Rats auf den Punkt. Das Verfahren sei auf der Kippe gestanden und habe viele Nerven gekostet. Nun habe die Gemeinde die Chance, den Ort zu entwickeln. Kirchensur könne zur Erfolgsgeschichte werden. „Großes Lob für die Verwaltung, die die Zielsetzung, Wohnraum für die Surer zu schaffen, so vehement verfolgt hat“, betonte Schauberger. Ludwig Niedermaier fragte schon mal vorsorglich, wann sich die Surer denn für einen Bauplatz bewerben könnten. Laut Planer beginnt voraussichtlich im Herbst die Ausschreibung, im Frühjahr sollen die Erschließungsarbeiten beginnen. Bürgermeister Konrad Linner stellte in Aussicht, dass eine Bewerbung wohl zum Jahresende möglich sei. „Vorausgesetzt, es gibt bei der erneuten Auslegung keine Überraschungen mehr“, betonte Linner.

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