Gedenken an Opfer des Todesmarsches

von Redaktion

1945 erschossen SS-Männer zehn KZ-Häftlinge in Schnaitsee

Schnaitsee – Seit Gründung des Heimatvereins vor 20 Jahren wird die Bevölkerung alljährlich aufgerufen, sich im Rahmen einer Gedenkfeier an die Opfer des Todesmarsches von KZ-Häftlingen am 2. Mai 1945 am KZ-Mahnmal bei Sandgrub zu versammeln. Wegen des regnerischen Wetters fand die Feier in der Pfarrkirche Schnaitsee statt.

An Ort und
Stelle erschossen

In seiner Ansprache wies Ortsheimatpfleger Reinhold Schuhbeck darauf hin, dass diese Gräueltat nun 80 Jahre zurückliegt. Bei Kriegsende 1945 trieben SS-Kräfte einen Strom von KZ-Häftlingen auf der Flucht vor den vorrückenden Alliierten-Streitkräften in Richtung der vermeintlichen „Alpenfestung“. Die Geschundenen waren zur Vertuschung ihrer Gewalttaten aus dem Lager Flossenbürg auf den Weg gebracht worden.

Auch durch Schnaitsee bewegte sich ein Zug von ausgemergelten Menschen. Auf der Straße nach Frabertsham, 200 Meter nach der Abzweigung nach Sandgrub, mussten Häftlinge am Waldrand eine Grube ausheben und zehn von ihnen wurden direkt an Ort und Stelle erschossen. Zwei weitere wurden auf der anschließenden Flucht bei Seppenberg ermordet. Der Rest wurde noch bis Seebruck getrieben.

Danach verdrückten sich die SS-Leute und überließen die Geschundenen ihrem Schicksal. Bereits am 5. Mai mussten örtliche NSDAP-Genossen auf Anordnung der US-Streitkräfte die Leichname wieder ausgraben. Pfarrer Martin Bauer leitete die Beisetzung nach katholischem Ritus an Ort und Stelle. 1955 wurden sie in den zentralen KZ-Ehrenfriedhof Flossenbürg umgebettet. Noch 1945 wurde an der Tötungsstelle von Überlebenden ein Holzkreuz mit einer schwarzen Marmortafel errichtet.

Erst 1997 fasste der Schnaitseer Gemeinderat den Beschluss, statt des verfallenden Kreuzes einen würdigen Gedenkort jenseits des Waldes vor Sandgrub zu schaffen. An einem großen Steinblock wurde die Marmortafel mit der Inschrift „Hier ruhen Josef Hamberger (richtig eigentlich Hamburger) und 11 unbekannte KZ-Kameraden, ermordet am 2.5.1945 abends durch die SS. Kriegspolitische Gefangene vom Konzentrationslager Buchenwald. Gott wird die Armen nie vergessen. Denkmal gestiftet von den einzelnen Kameraden der übrig gebliebenen Partie“. Eine Messingtafel weist auf die Mahnmal-Errichtung im Jahr 2000 hin.

Schuhbeck verglich die Zeit des Aufkommens der NSDAP mit heute, 80 Jahre danach: Wieder erstarkten rechtsradikale Kräfte. Mitglieder der AfD bezeichneten die Zeit des Nazi-Terrors nur als einen „Fliegenschiss der Geschichte“ und leugneten den Holocaust. Damit bestehe Gefahr für die freiheitliche Demokratie, so Schuhbeck. Laut dem verstorbenen Papst Franziskus sei das „Krebsgeschwür der Demokratie“ die Gleichgültigkeit. Daraus ergibt sich für Schuhbeck der Auftrag, demokratiefeindlichen Kräften den Kampf anzusagen und die Erinnerung an die damaligen Gräueltaten mit Gedenkfeiern wie dieser wachzuhalten.

Gefahr für
die Demokratie

Im Anschluss an diesen Aufruf schloss sich eine Andacht mit Wortgottesdienstleiter Richard Hellmeier an. Bezugnehmend auf den Eingangs-Choral des Gedenkens „Ich bete an die Macht der Liebe“ wies Hellmeier, unterlegt durch Bibelworte, darauf hin, dass der Mensch zwar Macht ausüben könne, aber der wahre „Machthaber“ der Schöpfergott sei. In den Fürbitten und Gebeten wurde vor Machtmissbrauch gewarnt. Die Ü30-Kapelle des Musikvereins Schnaitsee unter der Leitung von Kapellmeister Rupert Schmidhuber umrahmte die Feier eindrucksvoll mit dem Choral und passenden Marienliedern.

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