Naturkindergarten wieder auf der Kippe

von Redaktion

Weniger Bedarf als erwartet – Gemeinderat Schechen verschiebt Entscheidung

Schechen – Der neue Naturkindergarten in Schechen wird nun doch nicht gebaut – zumindest nicht jetzt und nicht in der geplanten Form. Das ist der Tenor aus der vergangenen Gemeinderatssitzung. Gefallen ist die Entscheidung aber noch nicht, die Beschlussfassung wurde nach ausgiebiger Diskussion vertagt.

Rückblick ins Jahr 2020: In der Gemeinde Schechen besteht ein Defizit an Kinderbetreuungsplätzen. Für das anstehende Kindergartenjahr rechnen die Verantwortlichen mit 20 fehlenden Plätzen. Grund ist der starke Zuzug in die Gemeinde sowie das Auslaufen einer Betriebserlaubnis einer Kindergartengruppe im „Sonnenschein“ in Hochstätt.

Tannenweg nur Übergangslösung

Da diese Einrichtung nicht mehr weiter vergrößert werden kann und gleichzeitig ein neues Gebäude in kürzester Zeit nicht realisierbar ist, hat man in der Gemeinde nach Alternativen gesucht. Die Idee: Der Container-Kindergarten, der damals noch in Pfaffenhofen neben dem kirchlichen Kindergarten „Spatzennest“ aufgrund des dort laufenden Neubaus in Betrieb war, könnte an den Schechener Sportplatz gestellt werden. Der Vorschlag kam gut an und wurde genehmigt. Der Container wurde an den Tannenweg versetzt, wo die Naturkinder ihren neuen Kindergarten mit großer Außenfläche voller Freude in Betrieb nahmen.

Klar war aber auch, dass dies nur eine Übergangslösung sein soll. Vom Landratsamt Rosenheim gab es auch nur eine befristete Baugenehmigung für den Standort. Die Gemeinde hatte vor, einen neuen Naturkindergarten auf der Fläche nebenan zu bauen. Dort befand sich damals noch der Sportplatz, der nun an den nördlichen Ortsrand umzieht. Die freie Fläche ist für einen Supermarkt, Wohnen und Gewerbe sowie – ganz im Süden – für den Kindergarten vorgesehen.

Nun, einige Jahre später, sind die Planungen bereits in vollem Gange. Im Dezember hatte die zuständige Architektin noch die aktuellen Entwürfe vorgestellt: zwei Gebäude, die um einen Innenhof gruppiert sind. Sie sind für zwei Krippen- und zwei Kindergartengruppen ausgelegt. Im südlichen Bereich wäre Platz für einen Erweiterungsbau mit weiteren zwei Gruppen. Das größere Gebäude im Nordosten ist L-förmig gestaltet und beherbergt unter anderem die Krippe. Das westliche, kleinere Gebäude war für den Kindergarten vorgesehen. Die Kostenschätzung lag bei rund 4,3 Millionen Euro.

Daraus wird nun nichts. „Die Anmeldezahlen gehen erheblich zurück“, berichtete Bürgermeister Stefan Adam (CSU) in der vergangenen Sitzung des Gemeinderates. Eine Kita-Gruppe sei aktuell frei, außerdem vereinzelte Kindergartenplätze. Die Gründe seien vielfältig. Neben einem Geburtenrückgang verzeichne man auch einen konjunktur-bedingten Rückgang der Bautätigkeit. Außerdem habe die Gemeinde die Benutzungsgebühren für die Kinderbetreuung erhöhen müssen. Auch das staatliche Familiengeld habe sich geändert: Von einer Zahlung von 6000 Euro verteilt auf 24 Monate hin zu einem Einmalbetrag von 3000 Euro. Der Bürgermeister betonte, dass man aufgrund der befristeten Baugenehmigung vom jetzigen Standort wegmüsse. Doch einen Bau für vier neue Gruppen werde man nicht bauen können. „Das wäre ein Schmarrn, wenn wir nicht wissen, ob wir die belegen können“, so Adam.

Die Gemeindeverwaltung schlug daher vor, nur das geplante kleinere Kindergartengebäude zu bauen. Der Container könnte erworben und dorthin versetzt werden. Er würde dann als Personal-, Küchen- und Gemeinschaftsbereich genutzt werden, außerdem als Notunterkunft für die Waldgruppe. Mit diesem Vorhaben verbaue man sich nichts, wenn man später doch noch größer bauen wolle.

Josef Weber (CSU) wollte wissen, ob man für den Naturkindergarten eine Außenanlage bauen müsse. „Nein, die haben das bisher alles in Eigenregie gemacht“, so der Bürgermeister. Weber zeigte Verständnis, dass sich die Kindergarten-Mitarbeiter ein „richtiges Haus“ wünschen. Aber so baue man vielleicht etwas umsonst. Sabine Altendorfer (CSU) wollte wissen, ob man die Container weiter nutzen dürfe. Ja, informierte der Bürgermeister. Die befristete Baugenehmigung beziehe sich nur auf den Standort am Tannenweg.

Manfred Altenweger (CSU) meinte, er würde nur die Container nutzen, nichts bauen. „Wenn das nicht reicht, würde ich eher einen weiteren Container hinstellen“, sagte er. Josef Weber meinte, die Container seien keine endgültige Lösung. Die Gemeinde sollte sich einen Zeitrahmen geben, um weiterzuplanen.

Maria Ganslmaier-Hainzl (Parteifreie Bürger Schechen) erklärte, dass sie dem Bau des kleinen Gebäudes nicht zustimmen könne, ohne die Kosten zu kennen. Bürgermeister Adam kalkulierte basierend auf der ursprünglichen Gesamtsumme des Vorhabens auf rund 1,5 Millionen Euro. Ganslmaier-Hainzl regte auch an, das Vorhaben ganz zu überdenken. Die Fläche in Gemeindebesitz habe einen hohen Wert und sei vielleicht auch anders zu nutzen. Andreas Rausch (CSU) stellte klar, dass man in Zukunft in Schechen einen Platz für zwei Kindergartengruppen brauchen werde. Dr. Florian Zeller (CSU) meinte, er tue sich schwer damit, ein einzelnes Gebäude aus einem Gesamtkonzept hinzustellen. Rausch hatte die Idee, die Container auf die geplanten Stellplätze zu stellen. Dann behalte man sich die Fläche frei für eine weitere Planung.

Stefan Brüchmann (Parteifreie Bürger Schechen) schlug vor, die gesamte Fläche für den Kindergarten einige Meter zu verkleinern. Dann habe man im Bereich darüber, wo Wohnen und Gewerbe geplant ist und Platzmangel herrscht, mehr Raum.

Wohin geht
die Reise?

Der Vorschlag führte zu Sorgenfalten auf dem Gesicht von Amtsleiter Karl-Heinz Salzborn. „Dann brauchen wir eine neue Bauleitplanung“, meinte er. Manfred Altenweger (CSU) machte erneut klar: „Ich würde da jetzt nicht einfach irgendwas hinbauen.“ Er glaube nicht, dass dies richtig sei, solange man nicht wisse, wohin die Reise geht. Bürgermeister Adam meinte: „Ich finde es schade, alles über den Haufen zu werfen.“ Immerhin habe man den Neubau schon so lange diskutiert.

Schließlich beantragte Volker Schmidt (SPD/ÜW Schechen) einen Aufschub. „Haben wir Zeitdruck? Wenn nicht, dann möchte ich die Entscheidung gerne auf die nächste Sitzung vertagen“, erklärte er. Mit knapper Mehrheit von zehn zu neun Stimmen wurde dem Antrag zugestimmt und die Entscheidung vertagt.

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