Rohrdorf – Dem Gemeinderat geht es nicht anders als einer Privatperson. Geld ausgeben, weil man sich etwas leisten will und auch kann, ist schön. Geld aber – und davon viel – in die Hand nehmen zu müssen, um Verpflichtungen nachzukommen, ist viel weniger prickelnd. In der jüngsten Gemeinderatssitzung aber war es so: rund viereinhalb Millionen Euro standen da zur Disposition. Nichts davon für etwas, was dem Ort ein weiteres Glanzlicht aufsetzen würde oder für die Bürger einen unmittelbar erfahrbaren, weil augenfälligen Mehrwert brächte. Alles Geld nur für Maßnahmen, die einfach anstehen.
Einer der dicksten Posten: der Anbau ans Thansauer Feuerwehrhaus mit geschätzten Kosten von einer Million Euro. Er wird nötig, weil die Thansauer Wehr ein neues Fahrzeug bekommt, das auch irgendwo unterzubringen ist. Der Bau ein reiner Zweckbau und doch in einer Preislage, die auch Gemeinderatsmitglied Johann Reck, der auch stellvertretender Thansauer Feuerwehrkommandant ist, leicht fassungslos machte. Am Rande: Die Kosten für das Fahrzeug, das Ende 2025 geliefert werden soll, liegen bei knapp 500000 Euro.
Günstigere Lösung
soll geprüft werden
Natürlich nickt ein Gemeinderatsgremium solche Ausgaben, wie die für die Halle, nicht einfach ab, sondern sucht nach Möglichkeiten, ob es nicht doch günstiger geht. Hallen, die nur zum Abstellen eines Fahrzeuges taugen müssen, gäbe es doch wirklich billiger, da seien 400 Quadratmeter Fläche zum Preis von etwa 250000 Euro zu haben, meinten mehrere Gemeinderäte.
Allerdings ist nicht jede Halle auch als Feuerwehrfahrzeughalle tauglich – der Teufel liegt hier oft im Detail der vorgeschriebenen Ausstattung. Der einstimmige Beschluss deshalb: eine Abklärung mit dem Kreisbrandrat über das, was wirklich unbedingt sein muss, um auf dieser Grundlage dann – wenn möglich – nach einer günstigeren Alternative zu suchen.
Vom Betrag her noch größer und dabei ebenfalls teurer als erhofft war die Druckleitung, die in Zukunft die Abwässer aus Lauterbach nach Thansau befördert. Dort werden sie in die normale Leitung eingespeist, die dann zur Kläranlage Bockau führt. Hier geht es um rund drei Millionen Euro. Die Ironie dabei: Bei diesem Beitrag war man schon einmal, bis die Techniker der Gemeinde feststellten, dass das ursprünglich planende Ingenieurbüro hier unnötigen Aufwand hätte treiben wollen. Die Erleichterung war deshalb groß, als Bauhofleiter Georg Schweiger und Tiefbautechniker Gerhard Nevihosteny hochrechneten, dass man an dem Planungsentwurf rund eine Million würde sparen können.
Leider aber stellte sich dann heraus, dass dieser erste Planungsentwurf einerseits zu teuer gewesen war, dafür aber andere wichtige Aspekte gar nicht oder nur unzureichend berücksichtigt hatte. Nur ein Beispiel: die Unterbringung der nötigen Druckpumpe. Sie hätte in einen Schacht versenkt werden sollen und wäre damit zur Wartung nur schwierig, sprich mit aufwendiger Absicherung des Monteurs bei geringer Arbeitsfreiheit, zu erreichen gewesen. Jetzt ist die Pumpe in einem Pumpenhäuschen untergebracht und auch sonst hat nun alles wirklich Hand und Fuß. Dafür liegt die Maßnahme jetzt wieder bei drei Millionen Euro. Sie belastet damit einerseits den Haushaltssäckel der Gemeinde, ohne aber, wie Bürgermeister Simon Hausstetter bedauernd feststellte, von der Öffentlichkeit als das wahrgenommen zu werden, was sie tatsächlich ist: ein entscheidender Beitrag zur Zukunftssicherung des Abwassersystems der Gemeinde.
Teurer
Brandschutz
Nach außen hin noch unscheinbarer, aber ebenfalls unerlässlich sind etwa Maßnahmen zum Brandschutz, wie sie im Altbauteil des Kindergartens in Achenmühle anstehen und dort mit rund 100000 Euro veranschlagt sind, oder die Erneuerung der Brandmelder in der Rohrdorfer Schule, für die immerhin noch 15000 Euro nötig sind. Geprüft werden muss auch die gesamte ortsfeste Elektrik in allen öffentlichen Gebäuden – alle Steckdosen, alle Stromverteiler. Verlangen tut das der Gesetzgeber – die Kosten liegen bei rund 60000 Euro.
Das Fazit, dem sich Gemeinderat und Verwaltung gegenübersehen: Die Gemeindeinfrastruktur Rohrdorfs ist in die Jahre gekommen, weshalb für die nächsten Jahre viele Reparaturen und Austauschmaßnahmen anstehen werden.
Neubauten sind eigentlich nur dann möglich, wenn sie wie beim Feuerwehrhaus oder der Abwasserdruckleitung wirklich alternativlos sind. Alles andere – wie etwa der Wunsch, die alte Thansauer Schule zu erneuern, eventuell sogar aufzustocken, um dort einen richtig attraktiven Kindergarten zu erstellen – muss deutlich abgespeckt und auf jede nur erdenkliche Kostenreduzierung hin abgeklopft werden.
Helfen, so Bürgermeister Simon Hausstetter scherzhaft, würde hier eigentlich nur zusätzliches Geld in Form eines sogenannten Sondervermögens. Da diese Geldbeschaffungsmöglichkeit den Kommunen – anders als der Bundesregierung – allerdings verwehrt sei, bleibe nur eines: jeden Euro nicht nur zweimal, sondern dreimal umzudrehen.