Edling – Vogelküken, die aus dem Nest gefallen sind, oder ausgewachsene Vögel, die sich verletzt haben, brauchen Hilfe von uns Menschen, erklärt Patrick Mittermaier, Vorsitzender der Wildvogelhilfe Roßhart aus Edling. Doch dabei können viele Fehler passieren. Mittermaier klärt deswegen über falsche Mythen auf und gibt Tipps.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Vogel auf dem Boden sitzt und sich aufheben lässt, braucht er Hilfe. „Ansonsten würde er wegfliegen. Eine Ausnahme bilden hier nur die Amseln und Greifvögel. Hier muss im Einzelfall entschieden werden“, erklärt Mittermaier. Die Tiere dürften auch vom Menschen angefasst werden. Hartnäckig halte sich das Gerücht, dass Vogeleltern ihr Junges verstoßen würden, wenn es mit Menschen in Kontakt komme. „Das trifft jedoch nur auf Säugetiere zu, deren Junges dann nach Menschen riecht. Vögel hingegen können menschlichen Geruch nicht wahrnehmen“, erklärt Mittermaier.
Wer also einen Vogel am Boden finde, der dürfe ihn mit der Hand anfassen. Das weitere Vorgehen sei von der Größe des Tieres abhängig, erklärt Mittermaier. „Ausgewachsene Tiere gehören am besten nach drinnen in einen Karton mit Luftlöchern. Vögel sind visuelle Lebewesen und erschrecken sich vor Menschen. An einem dunklen Platz haben sie weniger Stress“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Vogelküken, sogenannte Nestlinge, hingegen würden sich noch nicht vor Menschen fürchten. „Wichtig ist jedoch, dass sie an einem warmen Ort – zwischen 30 und 35 Grad – gehalten werden. Ansonsten sterben die kleinen Tiere an Unterkühlung“, erläutert Mittermaier. Mittels eines Kirschkernkissens oder einer Wärmflasche könne ein Nest, das aus Socken oder einer Mütze gebaut werden könne, auf Temperatur gehalten werden. Jungvögel, die bereits Federn haben, ein wenig fliegen können und als Ästlinge bezeichnet werden, brauchen laut dem Vereinsvorsitzenden lediglich Raumtemperatur. Allgemein gilt, die Vogelhilfe zu informieren, sobald man einen Nestling, Ästling oder das ausgewachsene Tier an einen sicheren Ort gebracht habe. Von einer Aufzucht zu Hause sollte man absehen, rät Mittermaier. Während sich die Haltung der Vögel unterscheidet, gelten beim Füttern die gleichen Regeln für alle Tiergrößen. Auch hier kann einiges falsch gemacht werden. „Vögeln darf man kein Wasser mit der Pipette oder anderen Instrumenten geben, da es in die Lunge der Tiere fließen kann. Flüssigkeit nehmen Vögel über die Nahrung auf“, betont Mittermaier. Auch Würmer oder Fertignahrung aus der Tierhandlung könnten die Tiere oft gar nicht verdauen. Besonders gefährlich kann es für Vogelküken werden. „Sind diese unterkühlt, dürfen sie gar nicht gefüttert werden, da sie sonst sterben“, warnt der Vorsitzende.
Wobei es besonders schnell gehen müsse, sei, wenn ein Tier von einer Katze verletzt worden sei. „Denn der Speichel der Katze ist toxisch für den Vogel. Ohne Antibiotika stirbt das Tier innerhalb von 24 Stunden. Am besten beginnt eine Behandlung spätestens vier Stunden nach der Verletzung“, betont der Vereinsvorsitzende.
Bei der Wildvogelhilfe Roßhart kümmern sich rund sieben Ehrenamtliche und drei Minijobber unter der Stationsleitung von Sandra Spiel um die kleinen Tiere. Derzeit seien etwa 70 Vögel in Betreuung, wodurch der Verein alle Hände voll zu tun habe und noch weitere Ehrenamtliche suche. Hier könnten sich Interessierte gerne einbringen, so Mittermaier. Auch im privaten Bereich könnten Menschen den Tieren Gutes tun. „Indem sie wieder mehr Brutkästen aufhängen.“ Denn oft würden Vögel unter die Dachschindeln zum Nisten ausweichen. „Wenn die Sonne stark darauf scheint, wird es zu heiß im Nest, weswegen die Jungvögel aus Verzweiflung heraus hüpfen und dann am Boden landen“, erklärt Mittermaier.
Auch die Deutsche Wildvogelhilfe verweist darauf, das eigene Haus samt Garten vogelfreundlich zu gestalten. Demnach würde beispielsweise Efeu an der Hauswand Raum zum Nisten für Spatzen schaffen. Zudem könnten auch andere Vögel dort leicht Insekten fangen, so die Wildvogelhilfe. Auch dichte Hecken bestehend aus Weißdorn würden Freibrütern „dringend benötigten Schutz“ geben.
Das Gleiche gelte für abgeschnittene Äste.
Zu einem Haufen geschichtet, ergibt sich nicht nur ein sicherer Ort für Rotkehlchen oder Zaunkönige, sondern auch für Igel, Erdkröten und Insekten, heißt es von der Deutschen Wildvogelhilfe.
Anna Weinfurtner