Raubling/Großholzhausen – „Den geplanten Festzug können wir wegen des Regenwetters leider nicht durchführen, wir bitten um Verständnis“, diese Absage eines der Höhepunkte beim Jubiläumsfest 100 Jahre Fahnenweihe des Trachtenvereins D`Sulzbergler Großholzhausen am vergangenen Wochenende fiel Festleiter Michael Kreckl denkbar schwer, war aber den Wetterverhältnissen nach unumgänglich. Auch der Festgottesdienst wurde im Festzelt gehalten, den Pfarrer Martin Gehringer leitete. An die 20 Fahnenabordnungen rahmten den Zeltaltar ein.
Bereits im Jahr 2021 war die Enttäuschung im Trachtenverein groß, nachdem sein bereits damals großteils organisiertes 100-jähriges Gründungsfest wegen des Coronavirus ausfallen musste. Als Alternative hat man nun Festtage zum 100-jährigen Jubiläum der damaligen Fahnenweihe ausgerichtet und dabei eindrucksvoll gezeigt, welche Strahlkraft der Trachtenverein heutzutage hat.
Farbenprächtiges
Bild im Festzelt
Ein farbenprächtiges Bild bayerischen Brauchtums gaben die Trachtler, ob jung oder alt, im Festzelt ab. „Rund 1200 aus vielen benachbarten Trachtenvereinen, angeführt vom Patenverein Edelweiß aus Raubling und einigen Holzhauser Ortsvereinen, hatten sich angemeldet“, so Schriftführer Dr. Wolfgang Kreckl. „Heute müssen wir statt der Kirchenglocken mit den Gläsern z´samm läuten“, leitete der Geistliche den Festgottesdienst ein, den er mit Diakon Bernhard Kinne zelebrierte. „Natürlich wären wir lieber draußen gewesen. Dafür leuchtet die Sonne aber in unserem Inneren, wenn sie uns draußen schon nicht vergönnt ist.“ In seiner Ansprache hob er den „Frieden, wie ihn der Herr uns gibt“ hervor. Trachtenvereinsvorsitzender Roland Magger bat, sich zum Gedenken an die verstorbenen Mitglieder zu erheben, und ließ eine Gedenkkerze durch Monika Bauer entzünden. Die musikalische Umrahmung hatte die Musikkapelle Großholzhausen, geleitet von Stephan Heinke, der zwischen der „Musi“ und dem Kirchenchor als Dirigent hin und her wechselte. „Großer Gott wir loben dich“ und die Bayernhymne sind bei solchen Festen obligatorisch und beendeten den festlichen Gottesdienst, an dem sich der Vorsitzende des Inngau-Trachtenverbands, Pankraz Perfler, mit vielen lobenden Grußworten anschloss. Statt des Festumzugs tanzten und plattelten die Trachtler vom Jubiläumsverein D´Sulzbergler und vom Patenverein Edelweiß Raubling, dass den Beobachtern ein Herz für das bodenständige Brauchtum aufgegangen sein mag. Glückwünsche brachten die Kinder vom Kindergarten Sankt Georg, begleitet von Christiane Helmel und ihren Erzieherinnen, mit lustigen Gesangseinlagen wie „Kickerikicki“ und ließen den begeisterten Beifall kaum mehr verstummen.
„In da Hosn in da Ledan, mit nackade Knia, aufn Huat a Feder, so kemman hoit mia“, so die launige Begrüßung von Schriftführer Dr. Wolfgang Kreckl beim Festabend am Vortag, ehe es knallhart mit dem „Holzhacker“ von den Burschen des Vereins und mit einem Block an Tänzen von den Kindern bis zu den Aktiven des Veranstalters im abwechslungsreichen Programm weiterging.
Ein Blick in die Geschichte des Vereins über den langen Zeitraum und speziell auf die erste Fahne im Jahre 1925 durfte nicht fehlen. Der Schirmherr, Raublings Bürgermeister Olaf Kalsperger, sagte: „Die Tradition, das Brauchtum, die Tracht und die bairische Sprache zu erhalten, ist momentan Mode und insofern ist und war dies für die Vereine eine große Aufgabe, wie bei euch in Hoizhaus´n, und dass ihr das über hundert Jahre gschafft habt, sieht man bei dieser Feier“, würdigte er den Festverein.
Bravouröse
Aufführung
Ein Höhepunkt folgte auf den anderen. So gab es sogar eine „Hoizhauser Uraufführung“ durch die Aktiven Gruppe mit der sehr schwierig geltenden Aufführung des Marsches „Maxglaner“ von Tobi Reiser, die bravourös gelungen ist. Der Patenverein Edelweiß Raubling stand dem nicht nach und bot ebenfalls eine Glanzvorstellung mit der „Olympiasternpolka“. Die beiden Vorsitzenden Anderl Obermair senior und junior ließen als „Göd“ ein Fassl Bier als Jubiläumsgeschenk an Robert Magger und Michael Kreckl aushändigen. Dazu meinte Obermair senior: „Frühra ham ma amoi scho gemeinsam so guad g´feiert, dass unsere Vereinskasse drauf ganga is.“
Der „Kronentanz“ der ehemaligen Hoizhauser Aktiven und die Bayernhymne, gespielt von der Hoizhauser Festmusi, beendeten einen Festabend, den man als Paradebeispiel an bodenständigem Brauchtum nicht so schnell vergessen dürfte.