Riedering – „1939 habe ich meinen ersten Fisch aus dem Simssee gezogen“ – der Senior (91) aus dem östlichen Landkreis, der lieber anonym bleiben möchte, lebt seit 18 Jahren in der Region. Jedoch sei er schon als Kind während der ersten Kriegsjahre mit seinen Eltern zum Urlauben an den Simssee gekommen.
Früher ganze
Schwärme
Damals habe es dort noch ganze Schwärme von Lauben, auch Ukelei genannt, im Bereich des Badeplatzes in Pietzing gegeben. Jetzt sehe er nur noch sehr wenige der kleinen, silbrig-schimmernden Fische. Für ihn ist klar: Die Badegäste sind schuld daran. Denn sie zertrampeln den Laichplatz der Fische und tragen so dazu bei, dass der Bestand schwindet.
Die Lauben gehören zu den karpfenartigen Fischen und werden etwa 15 Zentimeter lang. Sie leben in größeren Schwärmen in Seen und langsamen Fließgewässern und ernähren sich hauptsächlich von Plankton und kleinen Insekten an der Wasseroberfläche. Die Lauben sind nicht geschützt. Da sie als Nahrungsfisch für größere Raubfische dienen, bilden sie dennoch einen wichtigen Teil des Ökosystems in einem See.
Die Laichzeit dieser kleinen Fische ist von Mai bis August. Dabei legen sie ihre Eier in flachen Gewässern im Kies ab. Der Badestrand in Pietzing bietet ihnen perfekte Bedingungen. Allerdings nicht nur den Fischen. Der weitläufige Badeplatz mit seinen Schatten spendenden Eichen und dem seichten Einstieg ist aufgrund dieser Bedingungen bei Familien und Wassersportlern beliebt.
Früher habe man viel mehr Lauben in Ufernähe entdeckt, berichtet der 91-jährige Fischer dem OVB. „Da hat es hier nur so gebritschelt.“ Den abgelegten Laich könne man mit bloßem Auge nicht erkennen. Beim Planschen und ins Wasser gehen würden hunderte Badegäste diesen zerstören. Daher fordert er eine temporäre Sperrung des Laichgebiets und daher des Badestrandes – zumindest in Teilen. „Der Strand ist breit genug, um links und rechts an der Bootseinlass-Stelle, wo kaum Laichbetrieb stattfindet, ohne Weiteres ins Wasser gehen zu können“, sagt er.
Doch stellen die Badegäste wirklich eine Gefahr für die Fische dar? Wie Andreas Haas von der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern erklärt, seien natürliche Schwankungen der Population normal. Ein Rückgang von Lauben am Simssee sei bei der Fachberatung bislang nicht bekannt.
„Lauben und Mairenken, die ebenfalls wie die Lauben zu den karpfenartigen Fischen gehören und laut FFH-Richtlinien als schützenswert gelten, kommen im Simssee, Chiemsee, Starnberger See vor“, so Haas. Früher seien diese Fischarten auch im Schliersee heimisch gewesen, seit dem Zweiten Weltkrieg seien die Populationen dort aber eingebrochen. Seit 2019 gibt es ein Projekt der Fischereigemeinschaft Schliersee zur Neuansiedlung von Mairenken aus dem Simssee. „Da der Bestand dort stabil ist“, erläutert Haas. Dass der Lauben- und Mairenkenbestand im Simssee so stabil ist, liegt laut Julius Klöpfer, Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Simssee, daran, dass die Fische zum Laichen in die Thalkirchener Achen ziehen. Das Fließgewässer entsteht nahe Frasdorf und mündet im Nordosten zwischen Hirnsberg und Innthal in den Simssee. Der Bach gehört neben der Antworter Achen zu den größten Zuflüssen des Simssees.
„In der Thalkirchener Achen finden die Lauben das Kiessubstrat, das sie zur Ablage ihrer Eier brauchen“, sagt Klöpfer. Zwar kann es vorkommen, dass einzelne Fische an den Badeplätzen laichen und durch den Badebetrieb Eier beschädigt werden. Jedoch bedrohe dies laut Klöpfer nicht die Bestände.
Niedriger
Wasserstand
Die wesentlich größere Gefahr für den Fischbestand sei die derzeit vorherrschende Trockenheit. „Die Thalkirchener Achen führt grundsätzlich sehr wenig Wasser“, sagt Klöpfer. Durch das Hochwasser im vergangenen Jahr im Mai und September sei eine große Menge an Kies und Geröll eingespült worden, sodass der Zufluss teilweise oder ganz verstopft ist. „Ich befürchte, dass dadurch kaum Lauben und Mairenken zum Laichen in die Achen kommen könnten.“