Oberaudorf – Selten war die Oberaudorfer Kirche so voll wie beim Trauergottesdienst für Josef Schiermeier, dem „Metzger Sepp“. Er verstarb am 13. Mai 2025 nach längerer Krankheit. Die große Anteilnahme beim Requiem war eine Ehrenbezeugung für einen geschätzten Bürger aus Mühlbach-Kiefersfelden. Gekommen waren auch zahlreiche Verwandte und Bekannte aus seiner Heimat Niederbayern. Josef Schiermeier wurde 1948 als fünftes von 13 Kindern geboren, auf einem Bauernhof in Oberdiendorf, Landkreis Passau. Eine Zeitungsanzeige lockte den gelernten Metzger 1966 mit 18 Jahren zur damaligen Metzgerei Höss in Oberaudorf. Dort blieb er bis zu deren Geschäftsaufgabe 1991. Seine Frau Marlies heiratete er 1972 und zog mit ihr und den beiden Töchtern Doris und Eva bald nach Mühlbach. 1978 erschütterte ein Schicksalsschlag die junge Familie. Die vierjährige Tochter Doris wurde durch einen tragischen Unfall aus dem Leben gerissen. Die Familie meisterte diese schwere Zeit gemeinsam mit Liebe und den Glauben an Gott. Diese Kraft hob Pfarrer Hans Huber beim Trauergottesdienst besonders hervor. Er berichtete auch, dass Sepp Schiermeier sich als Schlusslied „Großer Gott wir loben dich“ gewünscht hatte.
Für viele Freunde in Oberaudorf und Kiefersfelden blieb Josef Schiermeier noch der „Metzger Sepp“ als er ab 1991, mehr als zwei Jahrzehnte lang, beim Hauptzollamt Rosenheim arbeitete. Privat engagierte er sich mit viel Freude und Herzblut im örtlichen Vereinsleben. 1977 kam er als 28-Jähriger zum Oberaudorfer Trachtenverein. Ein Jahr später auch zu den Audorfer Gebirgsschützen. Überall erwarb er sich dabei Sympathie und Anerkennung. „Er war immer zur Stelle, wenn er gebraucht wurde, verlässlich und vielgeachtet für Rat wie Tat“, lobte Toni Eis, Vorsitzender des Trachtenverein Oberaudorf in seiner Trauerrede. 24 Jahre war Schiermeier bei den Trachtlern im Vorstand, dazu stets ein Helfer bei Festen, beim Aufräumen, beim Theaterspielen oder dem Austragen der Trachtenzeitung“. Für 40 Jahre Einsatz wurde Sepp Schiermeier 2017 zum Ehrenmitglied des Trachtenvereins ernannt.
Hochgeschätzt war Schiermeier auch bei den Audorfer Gebirgsschützen. Hauptmann Stefan Leitner schilderte in seiner Trauerrede, hörbar bewegt, „das Vorbild, das Pflichtbewusstsein und die Treue des Sepp. Er hat sein Herz immer am rechten Fleck gehabt, aber uns Junge schon mal zurechtgewiesen, wenn wir es gebraucht haben. Immer grad raus und mit trockenem Humor. Und wenn es etwas zu tun gab, half er mit!“. Für seine langjährige Treue wurde Schiermeier vom Bund der bayerischen Gebirgsschützen mehrfach geehrt.
Bei dem vom Oberaudorfer Kirchenmusiker Markus Steinhardt gestalteten Gottesdienst, mit Orgel, Bläsern und der Zithermusik von Robert Schmid, gab es noch einen besonderen Moment. Das Zithersolo „Mia san vom Woid dahoam“. Sepp Schiermeier hatte es sich als letzten Gruß an seine nie vergessene Heimat Niederbayern gewünscht. Am Grab ehrten ihn die Gebirgsschützen mit einem Ehrensalut.