Vogtareuth – Feuerwehrler haben, das darf man vermuten, ein durchaus gutes Verhältnis zum Wasser. Für sie ist es, zumindest wenn es sich um Löschwasser handelt, ein echter Kamerad. Und vielleicht lag es daran, dass in Vogtareuth am Donnerstag immer wieder Schauer durchgezogen sind. Denn da krönte ein „Blaulichttag“ das Fest zum 155. Jubiläum der Vogtareuther Feuerwehr: Rund 130 Fahrzeuge und 60 Einsatzgruppen aus dem gesamten Landkreis und sogar aus dem benachbarten Österreich hatten sich da versammelt. Aber nicht nur Feuerwehrler waren vertreten, auch Rettungsdienste vom Bayerischen Roten Kreuz über die Johanniter bis zu den Maltesern waren dabei, natürlich auch das THW. Und möglicherweise sorgte diese Vielfalt dafür, dass das Wetter im Lauf des Tages deutlich besser wurde.
Wobei die Beteiligten selbst dem schlechten Wetter zu Beginn und dem deshalb anfangs nur verhaltenen Besucherstrom durchaus Positives abgewinnen konnten. Von überall war zu hören, dass das eine prima Gelegenheit sei, sich anzuschauen, wie andere Wehren und Einsatzgruppen ihre Fahrzeuge aufgebaut und bestückt hatten.
Mit schwerem
Gerät am Werk
Für die „normalen“ Besucher aber war der Tag voll eindrucksvoller Aha-Erlebnisse, nicht zuletzt bei den beiden Vorführungen am Nachmittag: Da wurde zunächst einmal durch die Pruttinger Feuerwehr die Rettung eines Verunfallten aus einem Fahrzeug gezeigt. Beeindruckend war es, wie schnell bei dem Demonstrationsfahrzeug Türen und Dach demontiert wurden, um den „Verletzten“ aus dem Wrack zu retten.
Den Verletzten spielte kein Feuerwehrler, der ja gewusst hätte, was gleich geschehen wird. Sondern es wurde ein Freiwilliger aus dem Publikum gesucht und in Thomas Mayer gefunden. Der konnte sich nur sehr mühsam auf den Fahrersitz des bereits beschädigten Fahrzeugs einfädeln, sodass er darin dann fast wie ein echtes Unfallopfer feststeckte, während unmittelbar neben ihm und um ihn herum die Pruttinger Wehr mit gewaltigen Scheren und Spreizern arbeitete. Wirkliches Unbehagen habe er dennoch nicht verspürt, meinte er hinterher. Wie bei einem echten Unfall wurde ein Feuerwehrmann als Ersthelfer abgestellt, der sich mit ins Auto zwängte, um den Verunglückten zu beruhigen und ihm alles zu erklären, was sich gerade um ihn herum ereignet. „Dass da einer ist, der sich unmittelbar um einen kümmert und auch beschreibt, was um einen herum passiert, hat mich beruhigt und wird jedem wirklich Verletzten echt helfen“, sagte Mayer hinterher.
Ein weiterer Höhepunkt war die Vorführung an einem Brandcontainer: Der ist wie ein normales Wohnzimmer eingerichtet, das dann in Brand gesetzt wird. So können die Zuschauer sehen, wie schnell sich ein Brand ausbreiten kann und wie die Feuerwehr dann vorgeht, um ihn zu löschen. Zu diesem Zweck ist der Container an einer Seite offen und genau diese Tatsache verhinderte den beabsichtigten Vollbrand des Demozimmers: Die Rauchgase, die normalerweise dafür sorgen, dass sich der Brand in Minutenschnelle von einem kleinen Feuer auf den gesamten Raum ausbreitet, zogen durch die geöffnete Seitenwand zu schnell ab. So wurde aus der vergessenen Zigarette kein Komplettbrand, wie es in der Realität wohl gewesen wäre, sondern ein Brand, der nur Teile des Zimmers verwüstete.
Eindrucksvolle
Vorführungen
Für die Zuschauer war es dennoch eindrucksvoll: Fast hautnah konnte man erleben, wie die Feuerwehr – in diesem Fall die aus Griesstätt – beim Löschen vorgeht und vor allem unter welchen Bedingungen die Feuerwehrleute bei einem echten Brand arbeiten müssen: Beim Öffnen der Türen nicht zu wissen, was einen erwartet, eine Sicht, die durch den Rauch gegen null geht, dazu eine Affenhitze und das alles in schwerer Montur mit Sauerstoffausrüstung.
Der Blaulichttag war von der Vogtareuther Feuerwehr bis ins kleinste Detail perfekt organisiert worden. Und der Respekt vor der Leistung der Feuerwehren und aller anderen Rettungsdienste wird bei allen Besuchern deutlich gewachsen sein. Oder, um es mit den Worten von Thomas Mayer, dem „Unfallopfer“ zu sagen: „Im Falle eines Falles weiß man zumindest eines: Man wird bestens betreut und versorgt“.