Rohrdorf – Eine Infoveranstaltung in Achenmühle widmete sich der Frage, ob es in Rohrdorf prinzipiell die Möglichkeit gäbe, größere Photovoltaikanlagen auf Freiflächen zu errichten. Das Thema ist nicht einfach, schon wegen der Vorschriften, aber auch wegen der Vergütungsmodelle, die beide für Laien schwierig zu durchschauen und zudem derzeit noch in schnellem Wandel begriffen sind.
Der Gemeinderat entschied sich deshalb schon vor zwei Jahren dafür, ein Münchner Beratungsbüro mit der Klärung der Frage zu beauftragen. Die Entscheidung dafür fiel umso leichter, als das Büro „power2nature“ wesentliche Teile dieser Erstuntersuchung kostenlos anbot. Geschäftsführer Alexandru Steininger stellte die Ergebnisse vor.
Die gute Nachricht: Das komplette Gemeindegebiet Rohrdorfs erfüllt die Bedingungen, damit ein eventueller Stromertrag auch tatsächlich über 20 Jahre hinweg zu gesicherten Preisen verkauft werden kann: Die Bodengüte auf den landwirtschaftlichen Flächen Rohrdorfs ist nirgendwo so optimal, dass darauf lukrativer Ackerbau betrieben werden könnte, ganz Rohrdorf fällt damit für das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) unter die Rubrik sogenannter „benachteiligter Gebiete“.
Das Problem dabei: Ob man am Ende tatsächlich eine Abnahmezusage im Rahmen des EEG erhält, ist nicht von vornherein sicher, die Interessentenzahl ist durchgängig deutlich größer als die Zahl der ausgegebenen Verträge. Sicher ist aber, dass die Grundstücksbesitzer bis zu dieser Entscheidung viel Vorarbeit erbringen müssen, die Zeit und Geld kostet: Es wäre, um nur ein Beispiel zu nennen, für so eine Fläche ja ein Bebauungsplan zu erstellen – die Kosten dafür sind von den Grundstücksbesitzern aufzubringen. Für den Einzelnen – das war das Fazit des Vortrags von Alexandru Steininger – ist der Versuch, seine Flächen auf Photovoltaik umzustellen, ein Wagnis mit unsicherem Ausgang.
Anders sieht es aus, wenn sich mehrere Grundeigentümer zusammentun, um gemeinsam für Teile ihrer Flächen ein Photovoltaikprojekt umzusetzen. Dann sei schon mal leichter die Mindestgröße von zehn Hektar zu erreichen, ab der solche Projekte anfangen, rentabel zu werden. Auch alle nötigen bürokratischen Schritte seien im Verbund leichter zu bewältigen. Und nicht zuletzt: Je größer man sei, desto leichter werde es, einen passenden Investor zu finden: Also idealerweise einen, der nicht nur den Aufbau der Anlage finanziert, sondern diese in der Folge auch selbst betreibt.
Und noch einen großen Vorteil gibt es: In einem Verbund würde es auch leichter fallen, gewerbliche Direktabnehmer zu suchen. Gelingt das nämlich, wäre man auf eine Abnahme- und Vergütungszusage im Rahmen des EEG gar nicht mehr angewiesen. In Rohrdorf gäbe es hierfür zumindest theoretisch Potenzial – es gibt ja größere Gewerbe mit sehr hohem Stromverbrauch.
Bürgermeister Simon Hausstetter schlug deshalb vor, dass sich alle Landwirte, die sich auf Teilflächen eine Bestückung mit Photovoltaikanlagen vorstellen könnten, bei der Gemeinde melden sollten – eine Idee, die auf großen Zuspruch bei den Besuchern stieß. Denn die von Alexandru Steininger vorgestellten Vorteile, die vollendete Photovoltaikanlagen für Grundstücksanbieter wie für die Natur bringen, waren einleuchtend. Für die Landwirte bieten sie ein zweites Standbein mit sicherem „Ertrag“, in der Natur erweiterten Lebensraum für Insekten und Kleintiere – vom Beitrag zu einer klimafreundlichen Energieversorgungssicherheit gar nicht zu reden.
Was das weitere Vorgehen anbelangt, so würde die Gemeinde auf der Basis der gesammelten Interessentendaten zusammen mit „power2nature“ das konkrete Flächenangebot dann detailliert auf seine Eignung hin überprüfen. Parallel dazu würden die Gemeinde und das Beratungsbüro ausloten, ob eine Chance dafür besteht, dass Industriebetriebe mit ins Boot geholt werden könnten.jt