Beeindruckende Menschlichkeit

von Redaktion

Familie Rieg dankt nach Großbrand ihres Hofes in Evenhausen allen Helfern

Amerang/Evenhausen – Es war in diesem Jahr einer der ersten Großeinsätze für die Feuerwehren der Region: der Brand auf einem Bauernhof in Eichleiten bei Evenhausen (Amerang). Über Stunden fraßen sich die Flammen fast vollständig durch den Heustadl im Wirtschaftstrakt, mehrere Autos und ein Boot im Inneren brannten komplett aus.

Circa 120 Einsatzkräfte der Feuerwehren Amerang, Evenhausen, Kirchensur, Schönberg, Babensham, Schonstett, Obing sowie der Stadt Wasserburg waren stundenlang im Einsatz. Mit einem Gerätewagen-Atemschutz war außerdem die Rosenheimer Wehr unterstützend vor Ort, ebenso wie die gesamte Kreisbrandinspektion des Landkreises.

Noch gemütlich
angezogen

Gemeinsam kämpften sie gegen die Flammen, die auch drohten, auf das Wohnhaus der Familie Rieg überzugreifen. Diese möchte sich nun bei allen beteiligten Helfern für ihren unermüdlichen Einsatz bedanken.

„Es war einfach Wahnsinn, was wir für eine Hilfsbereitschaft erfahren haben“, erzählt Marina Rieg. Sie, ihr Ehemann Tobias und die drei gemeinsamen Kinder lebten bis zum Brand in einer Wohnung im Dachgeschoss des Anwesens. Das Ehepaar spricht von einem „riesigen Schock“, als sie den Brand bemerkten. „Draußen vor unserer Wohnung ist der Rauchmelder angegangen. Zuerst dachten wir uns nichts dabei“, erzählt Tobias Rieg. In der Vergangenheit sei der Melder schon öfter ohne Grund angesprungen. Er habe sich noch gemütlich angezogen. „Ich wollte ihm noch einen Besen mitgeben, damit er das Ding einfach herunterschlagen kann“, erinnert sich Marina Rieg.

Doch dann der Schock, als die beiden die Wohnungstüre öffneten. „Das Treppenhaus war bereits so verraucht, dass wir nicht mehr durch konnten.“ Sie weckten die Kinder, flohen über das zweite Treppenhaus und warnten noch Tobias Riegs Eltern, die im Erdgeschoss des Hauses lebten. In der Zeit, in der Marina Rieg die Feuerwehr alarmierte, stand der wirtschaftliche Trakt des Anwesens schon lichterloh in Flammen.

Das Feuer habe ihnen beinahe alles Hab und Gut genommen. Vieles ist verbrannt, der Rest durch Löschwasser und Schadstoffe belastet. In ihrer Wohnung kann die fünfköpfige Familie seitdem nicht mehr leben. Derzeit wohnen sie in einer Ferienwohnung in Amerang. Doch trotz dieser Umstände sind die beiden vor allem eines: dankbar gegenüber den Feuerwehren, den Nachbarn, den Freunden, den ortsansässigen Firmen, die sofort zur Stelle gewesen seien, um zu helfen. „Wir wissen selbst gar nicht, wer alles da war“, sagt Marina Rieg. So groß sei die Unterstützung gewesen. Ehemann Tobias stimmt ihr zu. Schon am Brandtag seien „ein Haufen Leute“ vor Ort gewesen. Ein paar Beispiele können die beiden aber doch nennen und erzählen von der Nachbarin, die den Kindern, die mitten in einer Februarnacht nur mit Pyjama und ohne Schuhe aus dem Haus fliehen mussten, gleich etwas zum Anziehen gab. Oder von den Pizza-Flitzern, der Metzgerei Gassner und dem Edeka Helma, die die Familie und alle Helfer mit Essen und Getränken versorgt hätten. Von vielen Seiten sei ihnen auch „sofort“ eine Unterkunft angeboten worden. „Zu keinem Zeitpunkt mussten wir Angst haben, kein Dach über dem Kopf zu haben“, sagt Marina Rieg. Der Zusammenhalt in der Gemeinde sei einfach „unglaublich“. Vor allem seien sie aber dankbar gegenüber den Feuerwehren, die um 4.30 Uhr anrückten und mehrere Stunden löschten. „Wir finden, das muss man auch anerkennen und wertschätzen“, sagen Marina und Tobias Rieg. „Diese Leute springen freiwillig aus dem Bett und stellen sich stundenlang hin und bekommen keinen Cent dafür.“ Der Teamgeist, den die Feuerwehrleute gezeigt hätten, sei „einfach bewundernswert“ gewesen. „Sie waren so schnell vor Ort und haben alles gegeben, um den Brand zu bekämpfen“, erzählt Tobias Rieg. Dank ihres Einsatzes habe auch das Wohnhaus von Tobias Riegs Eltern gerettet werden können, die weiterhin in dem Gebäude leben. „Ohne sie wäre das Haus wohl ebenfalls verloren gewesen“, vermutet Tobias Rieg.

Ursache ist
weiter ungeklärt

Es sei beruhigend zu wissen, dass es solch engagierte Menschen gebe, die in kritischen Momenten zur Stelle seien. Marina Rieg spricht auch von einer „beeindruckenden Menschlichkeit“ aller Beteiligten und erzählt von einem Feuerwehrmann, der mitten im Einsatz daran dachte, ihre Handtasche mit wichtigen Unterlagen wie Ausweis und Geldbeutel aus dem Haus zu retten. „Regelmäßig haben sie während des Einsatzes gefragt, ob bei uns alles gut ist“, erzählt sie. Grundsätzlich hätte ihr die Unterstützung und Solidarität aller in dieser schwierigen Zeit unendlich viel bedeutet und sie sehr berührt.

Wie das Feuer entstand, ist bis heute ungeklärt. Die erste Vermutung, dass ein Hybridauto, das zum Laden angeschlossen war, schuld sein könnte, habe sich im Nachhinein nicht bestätigt. „Wir wissen nicht, woher der Brand kam“, sagt Marina Rieg. Doch egal, warum es dazu kam, für die Hilfe möchten sich die Riegs „einfach herzlich bedanken.“

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