Eggstätt – Wie viele Feuerlöscher 2021 im Gewerbegebiet Natzing im Gulli illegal entleert wurden, ist nicht bekannt. Nur eines: Mit dem Feuerlöschschaum wurden etwa vier Kilogramm Umweltgifte in die Oberflächenentwässerung gespült. Nur wenige Meter vom Wasserschutzgebiet entfernt. Durch die sofortige Krisenintervention der Gemeinde konnte ein Umweltschaden vermieden werden. Das alte Rententionsfilterbecken – darin wird das Oberflächenwasser des Gewerbegebietes gesammelt, in mehreren Bodenschichten gereinigt und danach über Sickerschächte wieder in den Boden geleitet – musste komplett abgerissen werden.
Riesenaufwand für
vier Kilo Umweltgift
Danach wurde gründlich geputzt: „Bei der Spülung des Kanalsystems mit Aktivkohlefiltern wurden etwa 420000 Kubikmeter Wasser gereinigt und dabei etwa zwei Kilogramm per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, sogenannte PFAS-Stoffe, herausgefiltert“, erinnert sich Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, der die Sanierung als amtlicher Sachverständiger begleitete. Zudem wurden aus dem Retentionsfilterbecken etwa 1000 Tonnen Bodenmaterial abgetragen und analysiert. „Dabei wurden weitere 1,7 Kilogramm des Umweltgiftes entsorgt“, so Roch.
Trotzdem ist der Boden unterhalb des neu gebauten Retentionsfilterbeckens noch immer mit PFAS-Resten belastet und bleibt daher ein Altlastenstandort. Eggstätts neue Bauamtsleiterin Regina Maier war damals noch nicht im Amt. Sie hat in Unterlagen recherchiert. Trotzdem fand sie keine Antwort auf die Frage, „wer die Entscheidung getroffen hat, auf einen Komplettaushub zu verzichten und eine PFAS-Restschicht von 60 Zentimetern zu belassen“.
Dr. Hadumar Roch vom Wasserwirtschaftsamt kann sich an die Gespräche mit der Gemeinde noch erinnern: „Die Konzentration des Umweltgiftes war damals schon niedrig, wurde auf der etwa 412 Quadratmeter großen Sohle des Beckens auf etwa 20 Gramm geschätzt.“ Eine Konzentration, bei der im Einzelfall abhängig von der Geologie und Mobilität der Bodenschichten abgewogen werden müsse, ob die Sanierung fortgeführt wird. „Unsere Empfehlung war, eine weitere Bodenschicht zu entnehmen, fordern konnten wir dies aber aufgrund der geringen Restbelastung nicht“, so Roch. Das sei aber nicht erfolgt. Wer in der Gemeinde diese Entscheidung getroffen habe, könne aber auch das Wasserwirtschaftsamt nicht nachvollziehen. Nur so viel: „Es war in jener Zeit, in der kein Bürgermeister im Amt und die Eggstätter Verwaltung führungslos war.“
Fakt ist: Das neue Retentionsbecken wurde auf einer kontaminierten Bodenschicht gebaut. Und so bleibt es trotz einer Investition von zwei Millionen Euro in die Sanierung des Umweltschadens weiter im Altlastenkataster. Doch es gibt Hoffnung. „Das vierteljährliche Grundwasser-Monitoring muss vorerst weitere zwei Jahre fortgeführt werden. Danach wird abhängig von den Messwerten neu entschieden, ob der Bereich im Altlastenkataster verbleiben muss und weiteres Monitoring erforderlich ist“, kündigt Roch an.
Doch die verbliebenen Altlasten sind nicht das einzige Problem in Natzing. Das neue Retentionsfilterbecken funktioniert auch nicht richtig. Das Wasser versickert zu langsam, sodass sich ein Rückstau im Becken bildet. Vermutet wird, dass die Sickerschächte verschlammt sind. Deshalb hat das Wasserwirtschaftsamt jetzt dem Vorhaben der Gemeinde zugestimmt, die drei Sickerschächte mit Bohrungen zu reinigen.
Es bleibt
ein Restrisiko
Doch ein Restrisiko bleibt, denn ob sie danach funktionieren, ist fraglich: „Früher war in diesem Bereich eine alte Kiesgrube, die mit bindigem Material verfüllt wurde“, weiß Roch. Die Sickerschächte reichen bis zu einer Tiefe von etwa zehn Metern. Dort vermutete er ein Gemisch aus Kies, Sand und Ton: „Deshalb wäre es ratsam, die Sickerschächte an einem anderen Standort neu zu bauen.“
Doch diese Möglichkeit gibt es in Natzing nicht. „Wir haben uns leider erfolglos darum bemüht, dafür ein Stück des angrenzenden Grundstücks zu erhalten“, informiert Bauamtsleiterin Regina Maier. Der Gemeinde bleibt also nichts anderes übrig, als zehn Meter tief zu bohren: In der Hoffnung, dass die Sickerschächte danach funktionieren und die Investition nicht umsonst war.