Brannenburg – Seit September 2023 ist die Gemeinde Brannenburg eine zertifizierte Fairtrade-Town. Nun steht die Rezertifizierung an, für die eine fortwährende Erfüllung der notwendigen fünf Kriterien – Ratsbeschluss, Steuerungsgruppe, Produkte, Zivilgesellschaft sowie Medien und Öffentlichkeitsarbeit – nachgewiesen werden muss. Helmut Enzinger, Leiter der örtlichen Steuerungsgruppe, verdeutlichte die bisher erreichten Eckpunkte eines fairen und nachhaltigen Handels in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Mittlerweile bieten sieben Geschäfte in Brannenburg Fairtrade-Produkte an. Zudem konnten auch die beiden Kirchengemeinden und drei Vereine als Fairtrade-Partner gewonnen werden. Mit Veranstaltungen, Vorträgen und Filmen informiert die Steuerungsgruppe über Möglichkeiten, den fairen Handel weiter auszubauen und noch stärker in den Alltag zu integrieren. Diskutiert wurde in der Sitzung eine Beschlussvorlage, um im Beschaffungswesen und bei Ausschreibungen auf Produkte zu verzichten, die mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt wurden. Enzinger hatte der Gemeinde eine an die Stadt Sonthofen angelehnte Erklärung übermittelt, die nun allerdings in „eingedampfter Form“ von Bürgermeister Matthias Jokisch erläutert wurde. In manchen Fällen sei die Umsetzung schwierig oder es lasse sich nicht bis ins letzte Detail nachvollziehen und kontrollieren, ob bei jedem Produktanteil auf ausbeuterische Kinderarbeit verzichtet wurde, so das Gemeindeoberhaupt. Mehrere Räte verwiesen auf das Lieferkettengesetz, das die Einhaltung von Menschenrechten in globalen Lieferketten regelt. Laut Helmut Enzinger bezieht sich das Lieferkettengesetz allerdings auf die unternehmerische Verantwortung, weshalb für die Gemeinde eine eigene Verpflichtung anzustreben sei. Ein „Bemühen“, wie es in der Beschlussvorlage hieß, sei bei diesem Thema zu wenig, war aus dem Gremium zu hören.
Zudem sei auch ein Umdenken bei gemeindlichen Geschenken anzustreben, auch wenn dies mit manchen Traditionen breche. „Regional ist optimal“, bilanzierte Bürgermeister Jokisch zum Ende der Diskussion. Mit drei Gegenstimmen beschloss das Gremium schließlich, dass sich die Gemeinde künftig bei Beschaffungsmaßnahmen und Ausschreibungen bemühen wird, nur noch Produkte zu berücksichtigen, die ohne ausbeuterische Kinderarbeit hergestellt wurden. Mit nur einer Gegenstimme fiel der Beschluss, weiterhin den Weg als Fairtrade-Gemeinde zu verfolgen. mc