Brücke für Katastrophenfall gewappnet

von Redaktion

Trotz doppelter Baukosten wird Hochwasserschutz am Zellgraben verbessert

Aschau im Chiemgau – Zwei schwere Unwetter haben es 2024 gezeigt: Die Brücke am Zellgraben ist zu eng. Die Wassermassen eines hundertjährlichen Hochwassers würden zu Überschwemmungen führen. Die Gemeinde Aschau im Chiemgau will die Siedlungen an Zinnkopf- und Hochriesstraße besser schützen. Das sind die Pläne.

Die Zinnkopfstraße wird für etwa eine Million Euro saniert. Auf einer Länge von 375 Metern sollen unter anderem Wasserleitungen, Asphaltierung und Bankette erneuert werden. Im Ergebnis entsteht eine fünf Meter breite Fahrbahn mit versetzten, zwei Meter breiten Parkbuchten.

Zu enger Abfluss
verursacht Rückstau

Die Entwässerung der Straße wurde vom Planungsbüro Bichler & Klingenmeier auf Grundlage des neuen Sturzflutmodells der Gemeinde berechnet. Im Ergebnis wurden zusätzliche Sinkkästen eingeplant. Da das Abflussmodell genaue Hinweise auf die Fließrichtungen des Wassers gibt, können die insgesamt 26 Sinkkästen gezielt platziert werden. Damit soll gewährleistet werden, dass bei Starkregen die Wassermassen nicht auf die Grundstücke, sondern kontrolliert in den Hammerbach abfließen.

Auch die Brücke am Zellgraben ist Bestandteil der Straßenbaumaßnahme. Im Rahmen der Anliegerversammlung Anfang April wurde die Verwaltung gebeten, den Durchfluss der Brücke am Zellgraben noch einmal zu berechnen. Diese, so die Beobachtung der Anwohner, sei schon beim Starkregen 2024 an ihre Kapazitätsgrenze gestoßen.

Das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim ermittelte daraufhin die Abflussmenge für ein hundertjährliches Regenereignis (HQ100) des Zellgrabens und bestätigte die Beobachtung der Anwohner: Das Sohlgefälle der Brücke und die Maße des Durchlasses reichten im HQ100-Katastrophenfall nicht aus. Der Abflussquerschnitt wäre für die zu erwartende Durchflussmenge nicht ausreichend. In der jüngsten Sitzung (3. Juni) wurden dem Gemeinderat nun die neuen Planungen für ein HQ100-sicheres Brückenbauwerk vorgestellt.

Bislang war geplant, die intakten Widerlager weiter zu nutzen und darauf eine Brücke aus Fertigteilen zu setzen, also nur den Oberbau der Brücke zu sanieren. Die Kosten hätten circa 84000 Euro brutto betragen. Für den HQ100-Hochwasserschutz müsste aber eine komplett neue Brücke gebaut werden, denn nur so wird es möglich, den Durchflussquerschnitt zu vergrößern. Damit würden die Kosten um 88000 Euro auf insgesamt 172000 Euro steigen. Auf Fördermittel, so erläuterte Bürgermeister Simon Frank, brauche die Gemeinde nicht zu hoffen. Auch mit Zuschüssen aus dem 500-Milliarden-Euro-Topf des Infrastruktur-Sondervermögens der Bundesregierung könne Aschau nicht rechnen, so der Bürgermeister.

Höherer Schutz
für Anwohner

Ein Gemeinderat fragte kritisch nach, ob die Breite der Brücke wirklich gebraucht werde und wie komfortabel es Autofahrer denn noch haben müssten. Doch um die Breite der Straße und damit der Brücke ging es in der Diskussion nicht. Denn darüber hatte der Aschauer Gemeinderat bereits in der Februar-Sitzung diskutiert. Mit einer Mehrheit von 12:5 Stimmen war die Entscheidung für eine fünf Meter breite Straße mit zwei Meter breiten Parkbuchten gefallen.

„Heute geht es um den Abflussquerschnitt der Brücke und damit um den Schutz vor einem hundertjährlichen Hochwasser“, räumte der Bürgermeister Missverständnisse aus. Mit einem Votum von 17:1 entschied sich der Gemeinderat für den Neubau der Brücke und damit für einen verbesserten Hochwasserschutz der Menschen in der Zinnkopf- und Hochriesstraße.

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