Bad Endorf – Julius Klöpfer ist besorgt. Vor allem der derzeit niedrige Pegelstand des Simssees aufgrund des trockenen Winters und Frühjahrs macht ihm zu schaffen. Denn als Vorsitzender der Fischereigenossenschaft Simssee befürchtet er, dass es für einige Fische ungemütlich werden könnte. Insbesondere für die Mairenke. Diese Fischart gilt als gefährdet, da sie deutschlandweit nur in wenigen Seen in Bayern vorkommt.
Wichtiger Bestandteil des Ökosystems
Klöpfer ist mit der Fischerei groß geworden. Ein Teil des nördlichen Seeabschnitts – der Simssee befindet sich im Gegensatz zu anderen großen Seen nicht in staatlichem Besitz, sondern ist Privateigentum – gehört seiner Familie. Dass der Fischbestand des Sees stabil bleibt, liegt ihm aber nicht nur aufgrund seines Hobbys am Herzen. „Die Mairenken sind für uns Fischer gar nicht so attraktiv. Sie sind aber ein wichtiger Nahrungsfisch für Raubfische und halten das Ökosystem im Gleichgewicht“, so Klöpfer.
Vor allem die Stelle, wo sich die Kiesinsel im Simssee befindet und die Thalkirchener Achen in den Simssee mündet, beunruhigt den 31-Jährigen. Vor etwa drei Jahren habe dort das Wasserwirtschaftsamt Rosenheim eine Spundwand eingezogen, um den Fluss des Wassers in den See zu steuern. „An sich ein guter Gedanke“, sagt Klöpfer. Allerdings drücke das frische kalte Wasser, das der Simssee und die Lebewesen darin unbedingt brauchen, in das umliegende Schilf und verteile sich nicht so, wie es sollte. Das Hauptproblem für ihn bestehe jedoch darin, dass das Hochwasser im September 2024 den Zufluss stark verlanden ließ. Sprich: Es wurde eine Menge Kies angespült.
Klöpfer befürchtet, dass der Wasserpegel aufgrund von Hitze und Trockenheit im Sommer weiter fallen könnte. Dann könnten die seltenen Mairenken, die Kiessubstrat zum Laichen brauchen und dafür in die Thalkirchener Achen ziehen, dort nicht mehr hereinkommen.
Auch Andreas Haas von der Fachberatung Fischerei des Bezirks Oberbayern beobachtet die Situation an der Kiesinsel. Er hat ein besonderes Interesse daran, dass der Zulauf möglichst zugänglich für die Mairenken bleibt. „Noch sehe ich kein Problem. Den Mairenken reichen ein paar Zentimeter Wasser, um ihren Weg zu finden“, erklärt er. Zum jetzigen Zeitpunkt mache er sich noch keine Gedanken.
Und doch seien die Bedenken von Klöpfer nicht zu vernachlässigen. Denn die Mairenken aus dem Simssee haben eine große Bedeutung für den Erhalt dieser Art in Bayern: Ende Mai 2019 starteten die Fachberatung mit dem Fischereiberechtigten (Julius Klöpfer) und der Pächtergemeinschaft der Fischervereine Schliersee ein Wiederansiedlungsprojekt im Schliersee. Mit Erfolg.
Selbst tätig werden und eine Rinne ziehen, dürfen Klöpfer oder die Fischereigenossenschaft Simssee jedoch nicht – obwohl er Eigentümer und auch Pächter eines Abschnitts der Thalkirchener Achen ist. Denn die Überwachung, Unterhaltung und damit auch bauliche Maßnahmen an diesen Gewässern liegen beim Wasserwirtschaftsamt Rosenheim (WWA). Im Februar 2025 haben sich Klöpfer und Dr. Hadumar Roch vom WWA an der Thalkirchener Achen getroffen, um nach einer Lösung für das Problem zu suchen. Mit einem unbefriedigenden Ergebnis für Klöpfer: Denn dieses Jahr plant das WWA keine Maßnahmen an dieser Stelle.
Hochwasserschutz
hat Priorität
Wie Dr. Roch auf Nachfrage erklärt, räumt die Behörde etwa alle zwei bis drei Jahre diese Stelle – auch damit die Mündung für die Mairenken frei bleibt. Zuletzt war dies im Winter 2023/2024 der Fall. „Zugegeben, das Jahr 2024 war meteorologisch besonders“, sagt Roch. Doch das Hochwasser habe im gesamten Landkreis für schwere Schäden gesorgt, die im Moment „einfach Priorität haben“.
Roch betont aber: „Wir sehen das Problem und möchten uns dem Thema nicht verschließen.“ Allerdings sei die Laichzeit der Mairenken, die von Mai bis Juni dauert, „ohnehin vorbei“, sodass keine Dringlichkeit besteht, dieses Jahr noch tätig zu werden. Der Hochwasser-Experte weist auch darauf hin, dass das Ziehen einer Rinne nicht nur untersagt, sondern auch technisch ohne den Einsatz von Baggern unmöglich ist.
Aufgrund der sensiblen Natur und des Schutzes anderer Tierarten, zum Beispiel von Kiesbrütern, die auf den Sandbänken ihren Nachwuchs großziehen, prallen laut Roch mehrere Interessen aufeinander. „Es ist schwierig. Aber wir sind dran.“ Allerdings, so Roch, müssen entsprechende Maßnahmen eingetaktet werden.