Wohnhausbrand: So arbeiten die THW-Fachberater

von Redaktion

Wohnhausbrände – für Betroffene ein Schock, für Einsatzkräfte Routine. Beim jüngsten Dachstuhlbrand in Pittenhart wurde ein Fachberater des THW hinzugezogen. Wie kritisch der die Lage beurteilt und wie die Risiken bei Brandobjekten in puncto Statik und Einsturzgefahr aussehen, haben wir von Nico Schieder vom THW-Ortsverband Traunreut erfahren:

Pittenhart/Chiemgau – Aufregung und Großeinsatz für die Wehren am frühen Abend des 11. Juni: Aus noch ungeklärter Ursache brach ein Brand in einem Wohnhaus eines landwirtschaftlichen Anwesens in Fachendorf bei Pittenhart aus (wir berichteten).

Um das Feuer im Bereich des Dachstuhls bekämpfen zu können, musste die Feuerwehr teilweise Schindeln entfernen. Der THW-Ortsverband Traunreut mit Sitz in Altenmarkt war mit einem Fachberater vor Ort.

Bedarfsgerechte
Einsatzmöglichkeiten

Welche Hauptaufgaben hatte der während und unmittelbar nach dem Dachstuhlbrand auf dem landwirtschaftlichen Anwesen? Schieder kennt die Antwort: „Bei dem konkreten Einsatz in Fachendorf wurde der Fachberater aufgrund des aufgerufenen Alarmstichworts von der integrierten Leitstelle Traunstein automatisch dazu alarmiert.“

Nach dem Eintreffen an der Einsatzstelle meldete sich der Fachberater des THW Traunreut bei der Einsatzleitung der Feuerwehr Pittenhart an. Nach einer kurzen Lage-Einweisung durch den Einsatzleiter, den Ersten Kommandanten der Feuerwehr Pittenhart, machte sich der Fachberater selbst ein Bild von der Einsatzstelle.

„Zu dieser Zeit hatte die Feuerwehr den Brand bereits unter Kontrolle und war noch damit beschäftigt, letzte Glutnester unter den Dachschindeln des Wohnhauses abzulöschen“, erläutert Schieder. „Aufgrund der kontrollierten Lage entschloss sich der Einsatzleiter, die Feuerwehrkräfte vor Ort zu reduzieren und sah auch keinen Bedarf mehr für konkrete Einsatzoptionen des THW‘s. Nach Abmeldung bei der Einsatzleitung konnte der Fachberater somit abrücken.“

„THW-Fachberater selbst haben nur eine beratende Funktion. Sie treffen vor Ort nur Entscheidungen nach und im Auftrag der Einsatzleitung“, erklärt Schieder die Aufgabenverteilung.

„Der Fachberater berät Einsatzleitungen in Bezug auf das Leistungsspektrum und mögliche Einsatzoptionen des Technischen Hilfswerks. Er kennt Ausstattung, Einsatztaktik und Strukturen der THW-Einheiten im eigenen Ortsverband und auf regionaler Ebene und kann so der Einsatzleitung bedarfsgerechte Einsatzmöglichkeiten des THW‘s aufzeigen. Der Fachberater ist dabei der Einsatzleitung des Anforderers, im Regelfall der Feuerwehr, unterstellt.“

Grundsätzlich unterscheidet sich die Vorgehensweise des THW-Fachberaters bei einem Wohnhausbrand wie in Pittenhart nicht von einer Explosion, wie es jüngst in Tengling bei Taching am See in einer Siedlung der Fall war.

Auch hier war ein Fachberater in beratender Funktion für die Einsatzleitung der Feuerwehr zur Stelle. „In beiden Fällen waren die Kräfte der Feuerwehr ausreichend, um die Einsatzstellen sicher und zeitgerecht abarbeiten zu können“, weiß Schieder.

Wäre das Schadensausmaß jedoch größer ausgefallen, so hätte das THW zahlreiche unterstützende Optionen parat, darunter die Rettung verschütteter Personen, den Transport von Löschwasser, Räumung von Trümmern, Versorgung von Einsatzkräften und Betroffenen mit Essen und Getränken sowie Unterbringung in beheizten Zelten.

Hilfreich für alle Kräfte vor Ort ist die sehr gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr-Einsatzleitung, betont Schieder. Und: „Für künftige Einsätze ist es eine gute Basis, wenn man sich bereits persönlich kennt.“

Die Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) engagieren sich, wie die meisten Feuerwehrkräfte, rein ehrenamtlich. Alle Fach- und Technischen Berater gehen einem normalen Beruf nach, bilden sich vor allem in ihrer Freizeit freiwillig für den Bevölkerungsschutz weiter und stehen in Notfällen bereit.

„Am besten lässt sich vorbeugen, indem Brandschutz- und Bauvorschriften eingehalten, Warnvorrichtungen wie Rauchwarnmelder oder Gaswarner installiert und kritische Anlagen wie Gasheizungen regelmäßig gewartet werden. Falls Brandschutztüren vorhanden sind, sollten diese niemals verstellt werden“, rät Schieder. Viele Maßnahmen seien einfach und günstig, so seien Rauch- und Gasmelder oder Wasserwächter für nur wenige Euro erhältlich.

Diese Vorbeugungsmaßnahmen sorgen dafür, dass erst kein größerer Schaden entsteht. Sollte es doch zum Brandfall kommen, zählt rasches Handeln: „Je früher ein Brand entdeckt wird, umso schneller kann gelöscht und Schaden abgewendet werden. Wenige Minuten machen bereits den Unterschied, ob mit einem Eimer Wasser gelöscht werden kann oder sich ein Brand ausbreitet.“

Rückblickend auf den THW-Arbeitsalltag möchten wir von Schieder wissen, ob es außergewöhnliche Momente oder Situationen gab, die besonders im Gedächtnis geblieben sind. Aus Sicht des Fachberaters sei der Einsatz während des Schneechaos im Jahr 2019 besonders hängen geblieben: „Dies war der letzte größere Einsatz bei uns im Landkreis, bei dem auch Fachberater eine zentrale Rolle gespielt haben. Die Einsatzdauer zog sich circa eine Woche.“

Teilweise
200 Helfer

Die THW-Ortsverbände Traunstein und Traunreut stellten zeitweise rund um die Uhr Fachberater in der örtlichen Einsatzleitung (ÖEL) und in der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) im Landratsamt Traunstein. Auf Anforderung der ÖEL bewältigte das THW mit teils an die 200 Helfer an Einsatzstellen in Reit im Winkl, Schleching und in anderen Gemeinden im Landkreis. Es waren dabei Einheiten des THW aus ganz Bayern im Einsatz, die auch nach einer gewissen Zeit wieder abgelöst werden mussten.

„In so einem Katastrophenfall ist ein Fachberater extrem gefordert“, unterstreicht Schieder. „Hier ist ein gutes Zusammenspiel mit der ÖEL und der FüGK sowie anderen Einsatzkräften und Organisationen unabdingbar. Gleichzeitig muss Kontakt zur Führungsstelle THW im Einsatz gehalten und bedarfsgerechte Kräfte- und Materialanforderungen an die übergeordneten THW-Strukturen weitergegeben werden.“

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