Großkarolinenfeld/Bad Aibling – „Am Sonntag, 15. Juni, wurde Eman E. in einem Waldstück bei Thann gefunden“, informiert Stefan Sonntag, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Keine fünf Kilometer von ihrem Zuhause entfernt. Sieben Monate nachdem die ägyptische Staatsbürgerin als vermisst gemeldet worden war. Als dringend tatverdächtig gilt der Ehemann der Toten, er kam in Untersuchungshaft.
Am Abend des 11. November des vergangenen Jahres hatte ein naher Angehöriger die Polizei in Bad Aibling informiert, dass die damals 34-Jährige am Morgen die Wohnung verlassen hatte und nicht mehr zurückgekommen war.
Suche in vergangenen
Wochen ausgeweitet
Seitdem wurde sie gesucht: in Krankenhäusern, in ihrem Umfeld, bei Verwandten und Freunden. Ohne Erfolg. Es fanden sich keine Spuren, weder physikalische, noch digitale, noch biologische.
Das Fachkommissariat 1 der Kriminalpolizeiinspektion Rosenheim übernahm zuständigkeitshalber von der örtlichen Polizeiinspektion nach einigen Wochen in dem Vermisstenfall die weiteren Ermittlungen. Mehrere Beamte arbeiteten seitdem im Rahmen einer Ermittlungsgruppe an dem Fall.
Ermittler entscheiden
sich für Öffentlichkeit
Im Mai wurde die Suche ausgeweitet, auch die Bevölkerung einbezogen. Die Polizei veröffentlichte ein Foto: von einer schönen jungen Frau mit glücklichen Augen. Sie war etwa 1,70 Meter groß, hatte schulterlanges dunkles Haar, eine normale Statur. Und sie trug ein khakifarbenes Kopftuch. Die OVB-Heimatzeitungen berichteten insgesamt drei mal über die Öffentlichkeitsfahndung.
Ein Zufall führt die
Polizei zur Leiche
Nun wurde sie gefunden. Durch einen Zufall. Die Einsatzkräfte waren alarmiert worden, weil ein Kinderfahrrad und ein Helm am Straßenrand lagen. In Sorge um ein verunglücktes oder verirrtes und hilfloses Kind hatte ein Spaziergänger die Polizei gerufen. Die intensive Suche nach dem Kind begann.
Mit großem Aufwand. Ein Hubschrauber kontrollierte die Gegend aus der Luft. Polizeibeamte und Personenspürhunde durchstreiften das angrenzende Waldstück. Auch Kameraden der Feuerwehr Ellmosen wurden zu Hilfe gerufen. Und dann machten sie einen völlig unerwarteten Fund.
Der Personenspürhund schlug an. Er hatte die sterblichen Überreste eines Menschen im Unterholz gewittert. „Ein Leichnam, der ohne technischen Aufwand geborgen werden konnte“, erklärt Sonntag.
Augenzeugen berichten, dass es das khakifarbene Kopftuch war, dass alle erahnen ließ, wen sie da gefunden hatten. Doch dazu will sich die Polizei zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht äußern. Auch nicht zur konkreten Auffindesituation. Die Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen.
Die Obduktion im rechtsmedizinischen Institut in München brachte nun die traurige Gewissheit: „Bei der weiblichen Leiche handelt es sich zweifelsfrei um die seit November vermisste Eman E. aus Bad Aibling“, bestätigt der Pressesprecher.
Inzwischen wäre sie 35 Jahre alt. Doch diesen Geburtstag erlebte sie nicht mehr. Noch ist nicht klar, wie sie ums Leben kam. „Das ist Gegenstand unserer Ermittlungen.“ Die Auswertung der rechtsmedizinischen Untersuchungen ist noch nicht abgeschlossen. Auch sind noch nicht alle Spuren, die die Kriminalpolizei am Fundort sicherte, ausgewertet. „Sobald wir mehr wissen, informieren wir die Öffentlichkeit“, kündigt Stefan Sonntag an.
Dringender Verdacht
gegen den Ehemann
Eins ist jedoch bereits klar: Die am Montag durchgeführten Untersuchungen ergaben Hinweise auf eine Gewalteinwirkung.
Gegen den Ehemann der Toten, einen 43 Jahre alten ägyptischen Staatsangehörigen, ergaben sich dringende Verdachtsmomente, weshalb die sachleitende Staatsanwaltschaft Traunstein – Zweigstelle Rosenheim – einen Antrag auf Haftbefehl wegen eines Tötungsdelikts stellte.
Widerstandslos
bei der Festnahme
Der Beschuldigte wurde daraufhin gestern Morgen von den Ermittlern der Kriminalpolizei Rosenheim widerstandslos festgenommen und im Laufe des Tages dem Ermittlungsrichter zur Prüfung der Haftfrage vorgeführt. Der Richter folgte dem Antrag der Staatsanwaltschaft und erließ Haftbefehl wegen Totschlags gegen den 43-Jährigen.
Der Mann wurde von den ermittelnden Kriminalbeamten im Anschluss unmittelbar in eine Justizvollzugsanstalt gebracht, wo er jetzt in Untersuchungshaft sitzt.