Aschau – Dass man auf Schusters Rappen oder auf dem Fahrrad die Alpen überqueren kann, ist bekannt und beliebt. Doch es geht auch mit dem Pferd. Beispielsweise mit dem im Achental beheimateten Reitstall „Equitours“. Inhaberin Jessica Emmerich und elf weitere Reiter aus ganz Deutschland sind am vergangenen Freitag in Rottau aufgebrochen. Dort liegt der Hoderhof, dort hat „Equitours“ seine Pferde einstehen.
Jeden Tag fünf
Stunden unterwegs
Am Nachmittag kam die Reitertruppe dann nach Sachrang. Über Kufstein, den Stimmersee, das Zillertal, das Pfitscherjoch und Sterzing geht es weiter zur Flecknerhütte am Jaufenpass und von dort an nur noch bergab nach St. Leonhard im Passeiertal. „Jeden Tag reiten wir zweieinhalb Stunden am Vormittag. Nach einer langen Rast für Reiter und Pferd geht es nachmittags noch mal zweieinhalb bis drei Stunden weiter.“
Jessica Emmerich bietet die Tour nicht zum ersten Mal an: „Wir haben feste Logis-Partner.“ Und doch wird alles – seien es Übernachtungsmöglichkeiten, Weidemöglichkeiten für die Pferde, Platz für den Transporter oder Rastplätze – vor jeder Tour noch einmal sorgfältig eruiert und geplant.
Ganz ohne Begleitfahrzeug geht es nicht: Jessicas Mann, Thomas Hütter, fährt den Begleittransporter mit ausreichend Heu für die acht Tage, einer kleinen Werkstatt und natürlich dem Gepäck. „Pferde brauchen keinen Reisepass“, sagt Jessica. „Aber sie brauchen ein Gesundheits- und Reisetransportzeugnis vom Veterinäramt, das wird auch überall streng kontrolliert.“ Den Mitreitenden hat der erste Reittag – von Rottau nach Sachrang – gut gefallen. Klar, keiner von ihnen ist Novize. Alle sind sie erfahrene Reiter, haben für ihre Bewerbung mehrtägige Reitertouren und Vorbereitungskurse absolviert.
Jessica Emmerich führt die Gruppe an. Sie hat ihr eigenes Pferd dabei, auch zwei weitere Reiter haben ihre eigenen Pferde mitgebracht, alle anderen sitzen auf Pferden aus dem Stall vom Hoderhof, die die Reiter teilweise von früheren Touren kennen. Die Natur, die Ausblicke, die Wege abseits der großen Straßen und die Gemeinschaft – all das hätte ihr schon im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass sie unbedingt noch mal mitmachen wollte, sagt Bettina (34) vom Ammersee.
Janne (39) ist eigens von Köln angereist. Die gebürtige Kielerin ist schon sehr gespannt. Im vergangenen Jahr war sie erstmals auf einem Vier-Tages-Trail unterwegs. Sie schätzt an Jessica Emmerich, dass sie „so unfassbar ruhig und gelassen“ ist. Das müsse man auch sein, sagt die Horsemanship-Instruktorin, Pferdetherapeutin, Sozialpädagogin und zertifizierte Erlebnispädagogin bescheiden. Beim Reiten und speziell auf solch langen Touren seien eine gute emotionale Kontrolle und eine gute mentale Verfassung das A und O. Ganz zu schweigen von der physischen Verfassung.
Acht Tage werden sie unterwegs sein, acht Tage, an denen alle Reiter ihrem Pferd ein guter Führer sein müssen. Auch wenn es eine geführte Reitertour ist, ist jeder selbst für sich und sein Pferd verantwortlich.
Keine Probleme an
der Wetterfront
Eine so lange Reiterreise birgt durchaus Risiken: Das Pferd ist ein Fluchttier, dazu kommen noch die äußeren Einflüsse, seien es die Wege, der Verkehr oder das Wetter. Im vergangenen Jahr hatten sie sogar Regen und Schnee. Doch danach sieht es dieses Mal nicht aus: Die Wettervorhersagen verheißen Sonnenschein. „An der Wetterfront gibt es also hoffentlich keine Probleme“, lacht Jessica Emmerich.
Genug erzählt. Jetzt heißt es wieder aufsitzen: Vom Ertlhof bewegt sich die Karawane nach Süden, über einen Feldweg geht es Richtung Kaisertal, immer mit Blick auf den Wilden und den Zahmen Kaiser. Reiter müsste man sein.