Schnaitsee – Ein lauer Sommertag im Mai, eine uralte Eiche und ein fesches Madl, das keck vorbeiradelt: Im neuen Musikvideo der Schnaitseer Band „Anheizholz“ dreht sich alles um den „Star vo Rosenheim“. Was verbirgt sich noch in dem Song neben guter Laune und Heimatliebe zwischen München und Salzburg – und wie genau entsteht die Musik des Duos, Christine und Thomas Beer, eigentlich? Sänger Thomas Beer hat ein bisserl aus dem Nähkästchen geplaudert:
In eurem neuen Song geht‘s nicht nur um ein fesches Madl, dem „Star vo Rosenheim“, sondern auch um die Gegend zwischen München und Salzburg. Wie heimatverbunden sind Christine und du?
Sehr. Die Gegend zwischen München und Salzburg trifft in dem Lied ziemlich genau, weil sich auch in unserem Leben alles um diese Gegend dreht: Christine ist aus dem Atteltal und immer von Rosenheim nach Salzburg gependelt, um zu studieren. Ich war mit München und Nürnberg etwas weiter weg zum Studieren, habe jedoch damals schon immer gemerkt, dass ich auf jeden Fall zurück in die Heimat möchte. Wir geben Unterricht an der Kolbermoorer Musikschule. Selbstverständlich sind wir sehr gerne in Schnaitsee, aber nicht nur mit diesem Ort heimatverbunden, sondern mit dem gesamten Chiemgau bis ins Inntal. Zwischen München und Salzburg eben.
Wie seid ihr auf die Idee des Songs gekommen – und wieso ausgerechnet „Star vo Rosenheim“ – und nicht zum Beispiel Wasserburg?
Erstens reimt sich Rosenheim einfach besser als Wasserburg, und zweitens, weil wir beide in Rosenheim geboren sind. Zudem ist Rosenheim ein wenig repräsentativer für den gesamten Landkreis und die Gegend zusammengefasst – es ist in unseren Augen der zentralste Ort unserer Heimat. Wir wollten einen Song machen, mit dem sich die Leute hier identifizieren – etwas Besonderes, das zu unserer Gegend passt.
Wie entstehen eure Songs? Habt ihr einen bevorzugten Ort oder eine bestimmte Art von Arbeitsprozess, um kreativ zu werden?
Das kann ich so pauschal nicht beantworten, denn der Vorgang ist bei jedem Lied unterschiedlich. Kreativität kommt und geht, wie es ihr gefällt und lässt sich nicht erzwingen. Es kann passieren, dass einen die Natur beim Spazierengehen inspiriert. Oder mystische Sagen und Erzählungen aus der Gegend – da gibt es jede Menge, wie wir extra einmal recherchiert haben. So haben wir ein noch unveröffentlichtes Lied über eine Chiemsee-Sage, das auf einem baldigen Album erscheint. Die Idee zum „Star vo Rosenheim“ ist mir beispielsweise in einer schlaflosen Nacht gekommen. Es basiert eigentlich auf einer irischen Volksmelodie, in der es auch um eine Begegnung mit einem Madl von Norden nach Süden geht. Ich war der Meinung, es wäre bestimmt cool, wenn wir das auf unsere Region herunterbrechen. Oft reicht ein Aufhänger oder eine Melodie – und schon geht’s los.
Ein bisserl irischer Folk, ein bisserl bayerische Mundart: Gibt es Künstler oder Bands, mit denen ihr euch verbunden fühlt oder die euch musikalisch gesehen besonders inspiriert haben?
Unsere Liebe zu Irland und den nordischen Ländern ist Inspiration und Vorbild. In den Pubs singen und tanzen Jung und Alt zusammen – diese Leichtigkeit fasziniert uns. Die deutsche Band „Pam Pam Ida“ hat uns ein bisserl die Augen geöffnet, bayerische Mundart in Songs zu verpacken. Das Poptrio „Ganes“ aus Südtirol singt zwar Ladinisch – ein romanischer Dialekt, der in mehreren Alpentälern Oberitaliens gesprochen wird – hat aber, wie wir auch, eine Schwäche für klassische Musik und verkörpert Folk-Sound. Es handelt sich dabei allgemein um eine total beliebte Musikrichtung, reißt die Leute unabhängig vom Alter mit und macht immer gute Laune. Folk spricht direkt das Herz an.
Wie würdet ihr die musikalische Entwicklung und euren Weg als Band von der Gründung bis heute beschreiben?
Das selbst einzuschätzen, ist gar nicht so leicht. Das können die Leute von außen bestimmt besser betrachten und beurteilen. Wir freuen uns über jeden, der unsere Musik mag. Uns gibt es zwar noch nicht so lange, aber dafür läuft unsere Entwicklung als Newcomer gut, wir können uns nicht beschweren – auch mit den Musikvideoproduktionen. Wir versuchen freilich, alle Plattformen zu bedienen, weil auch Social Media wie Instagram immer wichtiger wird in der Szene. Für uns als junge Eltern stellt es allerdings immer eine Herausforderung dar, alles unter einen Hut zu bringen. Dafür machen wir alles miteinander. Wir haben uns für diesen Weg als Berufsmusiker entschieden und bleiben dabei – neben den Unterrichtsstunden an der Musikschule.
Welche Auftritte blieben euch bisher besonders im Gedächtnis und welche Erfahrungen waren besonders prägend?
Da waren durchaus ein paar Höhepunkte dabei. Im zweiten Jahr nach der Gründung durften wir zum Beispiel in der besonders magischen Kulisse der Schloss-Serenade in Vagen vor 1000 Leuten auftreten. Bereits zweimal organisierten wir in unserem Heimatort Schnaitsee Konzerte im großen Festsaal. Kamen beim ersten Mal noch 80 Menschen, war es beim zweiten Mal schon gut voll mit 200 Leuten. Über solchen Zuspruch freuen wir uns sehr. Ebenfalls ein Auftritt, der uns ewig im Gedächtnis bleibt: als Support einer unserer Lieblingsbands „Ganes“ im „Jakobmayer“ in Dorfen – da waren wir wirklich sehr aufgeregt und hegten zunächst Bedenken, ob wir das Niveau halten und das Publikum überzeugen können. Am Ende war es ein gelungener Abend und wir waren sehr happy.
Die eigenen Songs im Radio: Hätten ihr das je für möglich gehalten?
Wir wussten bei der Gründung noch gar nicht, in welche Richtung es gehen würde. Wir haben anfangs Irish Folk Sound gecovert – und plötzlich sind unsere eigenen Lieder entstanden, zunächst auf Englisch und dann auf Bairisch. Dass die jetzt im Radio laufen, ist der Wahnsinn. Nächstes Jahr möchten wir unser erstes Album veröffentlichen – freilich mit dem Song über die Chiemgau-Sage. Lange Rede, kurzer Sinn: Ihr hört weiterhin von uns!
Interview: Marina Birkhof