Obing – Wer in der deutschen Comedy-Szene unterwegs ist, kommt mittlerweile nicht mehr an Fabian Lampert vorbei. Der 27-Jährige hat 2023 den Nachwuchspreis des „Quatsch Comedy Clubs“ erhalten und ist 2025 Sieger des „Comedy Clash“ geworden. Am 30. Juli kommt der Stand-up-Comedian mit seinem Programm nach Obing. Im Interview erzählt er vorab, wie er zum Witze-Erzählen gekommen ist, wieso viele Komiker auch einen Podcast betreiben und worauf sich die Obinger freuen können.
Herr Lampert, wie sind Sie Stand-up-Comedian geworden?
Grundsätzlich habe ich schon immer gerne Menschen zum Lachen gebracht. Beim Abi-Ball habe ich dann eine witzige Rede gehalten. So hat sich der Wunsch in mir festgesetzt, Comedy professionell zu machen.
Wie ist es dann weitergegangen?
Nach dem Abitur wollte ich erst noch etwas Vernünftiges machen und habe bei Aldi eine Ausbildung zum Handelsfachwirt gemacht. Das war auch gut so, denn dort habe ich gelernt, selbstständig zu arbeiten und mich persönlich weiterzuentwickeln. Mit dem Abschluss hatte ich auch eine berufliche Sicherheit, falls das mit der Comedy doch nichts für mich sein sollte. Nach der Ausbildung habe ich mich dann aber auf meine Stand-up-Karriere konzentriert. Dafür bin ich dann im Oktober 2021 nach Köln gezogen. Köln deswegen, weil das neben Berlin damals eine der Städte war, in denen es viele Bühnen für Stand-up-Comedy gab. Berlin war mir zu groß.
Mittlerweile haben Sie mehrere Comedy-Preise gewonnen. Mit der Professionalisierung hat es also geklappt.
Ja, seit gut einem Jahr kann ich von Stand-up-Comedy leben. In den vergangenen Jahren ist einiges richtig gut gelaufen. Der Preis vom Quatsch Comedy Club 2023 war damals ein persönliches Staffelfinale für mich. Darauf habe ich rund zwei Jahre hingearbeitet. Da stand einfach Cindy aus Marzahn neben mir auf der Bühne und ich durfte sie als Gewinner umarmen. Das sind Momente, die man nicht vergisst.
Gab es auch mal Momente, die schwierig waren?
Ich habe immer wieder auch Momente, in denen ich mich hinterfrage und an mir selbst zweifle. Am Tag nachdem ich den Quatsch-Comedy-Preis gewonnen hatte, stand ich wieder auf einer Bühne und musste mein Können erneut unter Beweis stellen. Der Preis vom Vortag war dann zu diesem Zeitpunkt gar nichts mehr wert, weil einen Tag später kommt es darauf an, das neue Publikum zu unterhalten. Und manchmal klappt es dann an einem Abend nicht so gut. Glück und Enttäuschung liegen in diesem Beruf nah beieinander.
Wie gehen Sie damit um, wenn ein Witz mal nicht funktioniert?
Das zu lernen, war mit das Härteste zu Beginn meiner Karriere. In seiner eigenen Welt hat man sich das Allerwitzigste überlegt. Und wenn das beim Publikum nicht gut ankommt, ist das tough. Ich habe aber relativ schnell verstanden, dass dieses Scheitern zu diesem Beruf dazugehört und das muss man lernen, zu akzeptieren. Dabei habe ich auch gelernt, an meine Arbeit zu glauben und an lustigen Geschichten dranzubleiben. Manche Witze, die mittlerweile zu meinem festen Programm gehören, haben die ersten Male auf der Bühne nicht funktioniert. Dann habe ich das noch mal überarbeitet. Jede Geschichte befindet sich in einem permanenten kreativen Prozess.
Wie testen Sie Ihre Ideen?
Oft teste ich Witze im Gespräch mit Freunden oder meinem Bruder. Vor allem, er hilft mir viel dabei. Wir reden über unseren Alltag und über das, was uns beschäftigt. Wenn ich dabei meinen Bruder zum Lachen bringe, steckt dahinter oft eine lustige Geschichte.
Wie kommen Sie ansonsten auf lustige Geschichten?
Ich ziehe meine Witze zum Großteil aus eigenen Erfahrungen und Beobachtungen. Zum Beispiel erzähle ich lustige Geschichten aus meiner Zeit bei Aldi an der Kasse, lasse mich vom eigenen Leben inspirieren. Ich habe einige Allergien und die bieten auch richtig Stoff für Witze. So will ich auch Leichtigkeit und Humor in manchmal recht trockene und eher nervige Dinge bringen.
Auch, um selbst besser damit umgehen zu können?
Natürlich. Es nimmt auch mir die Schwere und dann ist es bei Weitem nicht so tragisch. Wenn ich von außen betrachtet negative Dinge auf der Bühne so erzähle, dass Menschen lachen und klatschen, ist das toll. Aus etwas Schlechtem etwas Schönes zu kreieren, ist die maximale Umkehr und eine coole Sache.
Wie viel darf dabei überspitzt werden und wie viel Wahrheit muss in einem Witz erhalten bleiben?
Das kommt auf die Art der Comedy an. Es gibt Künstler, die bewusst witzige Alltagssituationen erzählen, die in der Art wahrscheinlich jedoch nicht stattgefunden haben. Ich erzähle mehr aus meiner persönlichen Wahrheit heraus, weil es mir schwerfällt, mir Dinge auszudenken. Meine Grundgeschichte besitzt einen Wahrheitsgehalt, braucht aber auch eine gewisse Überspitzung. Dann versuche ich, einen witzigen Gedanken einfließen zu lassen. Zum Schluss wird daraus ein schönes Spiel zwischen Sprache und richtigem Timing.
Bei welchen Themen ziehen Sie die Grenze? Was darf Comedy und was nicht?
Dadurch, dass ich bei meinen Witzen stark autobiografisch arbeite, laufe ich selten Gefahr, Grenzen zu übertreten. Von einem selbst bekommt man ja keinen Shitstorm. Gute Comedy sollte meiner Meinung nach nicht nach unten treten, sondern auf Augenhöhe stattfinden. Ich versuche, niemanden zu verletzen, sondern eine gute Zeit auf der Bühne zu kreieren.
Neben Stand-up-Comedy betreiben Sie auch den Podcast „Einer zu viel“ mit dem Fotografen Lars Dargel. Braucht man als Stand-up-Comedian zwingend auch einen Podcast?
Man braucht jedenfalls nicht zwingend einen Podcast, aber es ist tatsächlich klassisch für Stand-up-Comedians. Ich glaube, das kommt aus dem Redebedürfnis, das Comedians generell haben. Es ist auch wichtig, Alltagssituationen immer wiederzuerzählen, um so am komödiantischen Timing zu feilen. Zudem kommt es im Podcast auf einen guten Partner an und den habe ich mit Lars Dargel. Er ist Video- und Fotograf und bringt oft eine andere Perspektive ein.
Am 30. Juli kommen Sie nach Obing. Worauf können sich die Besucher freuen?
Letztlich soll sich meine Comedy wie eine WG-Party anfühlen, bei der ein Freund aus seinem Leben erzählt. Mein Programm wird aus einem Best-of aus den vergangenen drei Jahren bestehen. Grundsätzlich gibt es einen roten Faden, aber bei Gelegenheit kann auch ein kleiner Dialog mit dem Publikum entstehen. Ich freue mich immer, wenn ich in Bayern auftrete, das fühlt sich immer ein wenig wie heimkommen an.
Interview: Anna Weinfurtner