Oberaudorf – Der überraschende Tod von Alfons Lotter hat in Oberaudorf große Bestürzung und Anteilnahme ausgelöst. Lotter starb im Alter von 83 Jahren nach der Diagnose einer lebensbedrohenden Erkrankung und kurzem Krankenhausaufenthalt. Noch am Abend vor seiner Einlieferung ins Krankenhaus nahm er an der Chorprobe des Reisacher Männerchors teil, dem er jahrzehntelang die Treue gehalten hat.
Alfons Lotter wurde während der Kriegsjahre in München geboren. Seine Familie verließ die Stadt, und über Flintsbach führte sein Lebensweg nach Oberaudorf. Dort war er als Konstrukteur und Techniker bei den Firmen Fritzmeier und Kettner tätig. Im Jahr 1976 heiratete er seine Frau Christa. Ein Sohn, Schwiegertochter und Enkelkinder ließen die Familie wachsen.
Lotter engagierte sich in zahlreichen Vereinen und prägte das gesellschaftliche Leben in Oberaudorf maßgeblich mit. Über 65 Jahre war er Mitglied der Bergwacht, fungierte als Bereitschaftsleiter-Stellvertreter und übernahm ab 1972 die Nachfolge von Hans Randl als Oberaudorfer „Bergwacht-Boss“.
Er trieb die Modernisierung der Ausbildung, die Erneuerung von Schulungsräumen, Lager und Gerätschaften zielstrebig voran. Nach 33 Jahren gab er 2005 das Ehrenamt ab und wurde von der Bergwacht Bayern für seine außergewöhnlichen Verdienste mit der Leistungsauszeichnung in Gold geehrt.
Auch im Wintersportverein Oberaudorf war Lotter aktiv, unter anderem als Stadionsprecher, und blieb den Springern und nordischen Sportlern eng verbunden. Seine Leidenschaft für den Skisport zeigte sich auch in vielen privaten Unternehmungen.
Seit 1961 war Lotter Mitglied der Bergsteigergruppe Oberaudorf und des Wintersportvereins und wurde Sänger im Männerchor Reisach, wo er im ersten Tenor sang. Im selben Jahr trat er dem Trachtenverein Niederaudorf bei. Dort übernahm er zahlreiche Funktionen, darunter Zweiter Vorsitzender, Vorplattler, Jugendwart und Schriftführer. Zudem begann er, die Chronik des Vereins handschriftlich zu verfassen.
Im Jahr 1962 wurde Lotter Mitglied der Musikkapelle Niederaudorf, wo er das Tenorhorn spielte. Er wurde nicht nur als Musikant und Chronist, sondern auch als Ehrenmitglied geschätzt.
Als die Gemeinde Niederaudorf 1971 in die Gemeinde Oberaudorf eingegliedert wurde, kandidierte Lotter für den Gemeinderat. Von 1972 bis 2007 war er für die Freien Wähler im Gremium vertreten, auch als Fraktionsvorsitzender. Sachlichkeit und Neutralität zeichneten ihn in der Gemeindepolitik aus. Im Jahr 2007 wurde er für seine Verdienste mit der Bürgermedaille der Gemeinde ausgezeichnet – nur eine von zahlreichen Ehrungen, die er im Lauf seines Lebens erhielt.
Seit 1964 begleitete Lotter als freier Mitarbeiter das Vereinsleben in Oberaudorf, berichtete auch über Lokalpolitik und wurde so zur Stimme des Ortes.
Die Trauerfeier für Alfons Lotter wurde von seinen musikalischen Weggefährten gestaltet. Viele Mitglieder der Dorfgemeinschaft nahmen in liebevoller und dankbarer Erinnerung Abschied von einem verdienten Mitbürger. swt/ku