Stephanskirchen – Die Gemeinde Stephanskirchen hat auf die zunehmenden klimatischen Veränderungen und die Gefahr von Sturzfluten reagiert und ein Sturzflut-Risikomanagement in Auftrag gegeben. Im Rahmen eines Informationsabends wurden nun die Ergebnisse dieses Managements vorgestellt und Empfehlungen für den Hochwasserschutz vermittelt.
Anschauliche Präsentation
Dipl.-Ing. Bernhard Unterreitmeier präsentierte anschaulich mit Fotos, Diagrammen und Statistiken die Ursachen und Auswirkungen von Starkregenereignissen sowie notwendige Vorkehrungen. Trotz der Relevanz des Themas verfolgte nur eine überschaubare Anzahl von Bürgern die Veranstaltung, was vermutlich an den schwül-heißen Sommertemperaturen lag.
Unterreitmeier betonte, dass Vorkehrungen ein wichtiger Bestandteil der persönlichen Schadensbegrenzung seien. Auch Kommunen und Städte müssten bei der zukünftigen Bauleitplanung sowie bei Kanal- und Infrastrukturmaßnahmen Vorsorge treffen. Die Starkregenereignisse würden zunehmen, so der Ingenieur, und auch Zweifler könnten daran nichts ändern. Der Klimawandel sei der entscheidende Faktor dieser Veränderungen.
Fachleute unterscheiden laut Unterreitmeier zwischen lokal entstehenden Hochwassern durch Starkregen und Überflutungen durch Flussläufe, die über die Ufer treten. Für die Gemeinde Stephanskirchen seien beide Gefahren relevant. Erinnerungen an das Hochwasser durch Starkregen an der Sportanlage in Haidholzen sowie an die Problematik der Sims im Abfluss zum Inn wurden aufgegriffen. Ein zu geringer Durchfluss bei der Staatsstraße stelle hier ein Problem dar. Bürgermeister Karl Mair erhofft sich Abhilfe durch Gespräche auf politischer Ebene.
Bürgermeister Karl Mair und Bauamtsleiter Wolfgang Arnst wiesen darauf hin, dass auf der Internetseite der Gemeinde Flurkarten mit Geländestruktur, Abfluss- und möglichen Staurückhaltungen einsehbar sind. Zudem stellt die Gemeinde Infoblätter und Broschüren zur Verfügung, die über das richtige Verhalten bei Überschwemmungen, Haftungsfragen und bauliche Veränderungen informieren. Fragen aus persönlicher Betroffenheit wurden laut Gemeinde ausführlich und ohne Schuldzuweisung beantwortet.
Für Neubauten in gefährdeten Gebieten empfiehlt die Gemeinde eine andere bauliche Ausführung, beispielsweise den Verzicht auf einen Keller. Für Bestandsgebäude sei eine Begutachtung durch Fachleute zur Schadensvermeidung sinnvoll. Unterreitmeier betonte, dass die Kosten für präventive Maßnahmen wie wasserdichte Fenster, erhöhte Kellerschächte, freie Abwasserleitungen und geräumte Gräben deutlich geringer seien als die Kosten im Schadensfall. Wichtig sei, sollte es zum Schaden gekommen sein, alles zu dokumentieren, möglichst mit Foto. Auch Zeugen wären hilfreich.
Gefahren durch Wärmepumpen
Auch Kreisbrandrat Richard Schrank warnte vor Gefahren durch eingebaute Wärmepumpen und Speicheranlagen, die bei Hochwasser oder Brand ein Risiko darstellen können. Eine Abklärung im Vorfeld, mit Fachleuten für einen anderen Standort könnten helfen. Besonders gefährlich sei das Betreten von mit Wasser gefüllten Kellerräumen, auch wenn das Wasser nur wenige Zentimeter hoch stehe, da Stromschlaggefahr bestehe sowie Türen im Wasser oft nicht mehr zu öffnen seien, warnte Schrank. „Das Leben ist wertvoller als das Fahrzeug“, so sein Fazit mit Blick auf Tiefgaragen.
Zur Vorsorge empfehlen alle Beteiligten die Nutzung der Wetter-Apps des Deutschen Wetterdienstes, die als zuverlässig und regional punktgenau gelten. So vorbereitet könnten Bürger rechtzeitig Vorkehrungen treffen.