Zum Bericht „Toilettennot am Brannenburger Bahnhof“ (Lokalteil):
Das Thema „Toilettennot in Brannenburg“ ist leider nicht neu. Bereits in einer Bürgerversammlung vor zwei Jahren gab es dazu eine Anfrage. Damals wurde unter anderem auf die örtliche Gastronomie und die Wendelsteinbahn (Privatbesitz) verwiesen. Es gibt in Brannenburg keine öffentliche Toilette, die an sieben Tagen die Woche geöffnet hat. Die wenigen öffentlichen Anlagen (Touristinformation, Altes Schulgebäude in Brannenburg) sind nur während der Bürozeiten geöffnet. Und am Bahnhof ist, wie beschrieben, keine. Bürgermeister Jokisch verweist auf Artikel 57 der Gemeindeordnung, dass die Gemeinde nicht verpflichtet sei, öffentliche Toiletten bereit zu halten. Sich hinter einem fragwürdigen Artikel zu verstecken, zeugt von seiner Einstellung zum Thema Bürgernähe und -bedürfnisse. Was dabei herauskommen wird, wenn sich die Gemeinde das Thema „nochmal anschaut“ kann man sich denken. „Nochmal“ heißt ja, dass das Thema schon mal angeschaut wurde – und was kam dabei heraus? Und das ausgerechnet in einem Ort, der sich als Touristengemeinde versteht. Dass darunter örtliche Betriebe leiden, ist kein Wunder. Wo sollen sich denn Gäste, Wanderer, Zugreisende und auch Einheimische erleichtern, wenn es mal pressiert?
Ludwig Moser
Brannenburg
Top, dass Friseurladen und Restaurant ihr Leid klagen und öffentlich machen. Der Unmut ist berechtigt und Brannenburg kein Einzelfall. Das Problem fehlender Toiletten ist ein systemisches Problem und Deutschland ist beim Thema Toiletten an Bahnhöfen im europäischen Vergleich rückständig. Die SNCF in Frankreich sieht Bahnhöfe als „öffentliche Räume“ und übernimmt Verantwortung für Grundbedürfnisse. In Dänemark gelten Toiletten als Bestandteil der Serviceverpflichtung gegenüber Fahrgästen. Wie in dem Artikel klar zum Ausdruck kommt, werden bei uns Verantwortlichkeiten zwischen Bahn und Kommunen hin- und hergeschoben. Hier sollten die Gesetzgeber in München und Berlin handeln und eine öffentliche Toilettenversorgung endlich pflichtig und nicht nur freiwillig machen. Und natürlich muss auch an kleineren Bahnhöfen eine Toilette her. Wo soll man denn hin, wenn der Zug sich wieder mal verspätet? Das sollte zentral der Bahn auferlegt werden, damit nicht jede Gemeinde das Rad neu erfinden muss in Bezug auf Standards, Reinigung und Bepreisung der Bahnhofstoiletten. Die andere Seite ist, dass sich Bayern – wie auch Brannenburg – Stichwort „Ferien am Wendelstein“ gerne touristisch präsentiert aber für das Grundbedürfnis „Toilette“ nicht wirklich was tut. Dass sich der Bürgermeister großzügigerweise das Problem jetzt noch einmal anschauen möchte, ist ja fast schon als gönnerhaft nett einzustufen. Liebe CSU und Freien Wähler in der Regierung, schafft klare Regelungen und Standards oder fahrt mal an die Nordsee zur Fortbildung. Ich war dort überwältigt von dem guten Angebot sauberer öffentlicher Toiletten und den vielen Hinweisschildern. In Brannenburg sollte man eventuell über einen Bürgerantrag nachdenken.
Ulrich Kottmann
Nußdorf