Weichenschäden bringen Probleme

von Redaktion

„Nächstes Mal nehme ich das Auto.“ Sätze wie diesen hörte man reihenweise zum Wochenstart, als Schüler und Pendler die Sperrung der Zugstrecke zwischen München und Holzkirchen traf. Eine Fahrt von Bad Aibling nach München kann derzeit die Nerven aufreiben.

Bad Aibling/Holzkirchen – Wer es am vergangenen Wochenende nicht gezielt verfolgt hatte, der wurde am Montagmorgen womöglich böse überrascht. „Verbindung fällt aus“, leuchtete da auf zahlreichen Anzeigetafeln an bayerischen Bahnsteigen auf. Seit dem Wochenende ist die Zugstrecke zwischen München und Holzkirchen bis auf Weiteres gesperrt. Die überraschend plötzliche Nachricht hat weitreichende Folgen für viele Fahrgäste, die mit der Bahn von München ins Oberland fahren wollen oder umgekehrt.

Frust und Planungsaufwand

Gerade für Zugreisende aus dem Mangfalltal, die etwa aus Kolbermoor, Bad Aibling, Bruckmühl oder Feldkirchen-Westerham in Richtung München reisen oder von dort nach Hause kommen wollen, sorgt die Sperrung ab Holzkirchen für Frust und Planungsaufwand.

Grund für die Maßnahme, so teilt es die Deutsche Bahn mit, seien Schäden an mehreren Weichen im Bereich Deisenhofen, der an der Strecke der Bayerischen Regiobahn (BRB) zwischen Holzkirchen und Münchner Hauptbahnhof liegt. Bedeutet etwa für Bahnreisende aus dem Mangfalltal, dass sie ab Holzkirchen nicht wie gewöhnlich weiterkommen. Denn die DB InfraGO muss zunächst schadhafte Schwellen an insgesamt sieben Weichen austauschen, was wohl mehrere Wochen dauern wird. Doch wie lief der Wochenstart unter den erschwerten Bedingungen, der auch zahlreiche Pendler und Schüler hart treffen dürfte?

„Unser erstes Fazit ist positiv“, erklärte am frühen Montagabend eine BRB-Sprecherin auf OVB-Nachfrage. Insbesondere am Montagmorgen habe es im Pendler- und Schülerverkehr keine Kapazitätsprobleme gegeben. „Viele Fahrgäste haben sich aber wohl anders organisiert und auf Fahrten mit dem Zug beziehungsweise dem Schienenersatzverkehr verzichtet“, erklärte die Unternehmens-Sprecherin. Doch klar ist auch, dass gerade der Feierabend-Verkehr für ausreichend Frust unter Bahnreisenden gesorgt hatte. Zumal die Ausfälle und Behinderungen nicht immer rechtzeitig kommuniziert wurden. So schreibt etwa ein verärgerter Bahnreisender in der Facebook-Gruppe „Bürgerforum Bruckmühl“, dass die wichtigen Informationen am Bahnsteig Westerham immer erst auf der Anzeigetafel erscheinen, wenn der Zug bereits hätte kommen müssen.

Dass nicht alles reibungslos lief, zeigte auch eine Mammut-Reise am späten Montagnachmittag von Bad Aibling nach München, die am Ende rund drei Stunden andauerte. Bei 30 Grad im Schatten warteten am Aiblinger Bahnsteig vor allem Schüler und lauschten dann den sich minütlich ändernden Durchsagen. Aus zunächst „5 Minuten Verspätung“ wurden „10“, „15“, „20“, „25“, „30“, „35“, „40“ und letztlich „45“. „Das kann nicht wahr sein“, fluchte ein junger Mann in der Hitze. „Was soll das, ich muss dringend los“, schimpfte eine Teenagerin, die in München eine Veranstaltung besuchen wollte. Einige Schüler telefonierten mit ihren Eltern und organisierten eine Abholung.

Ob der besagte Zug letztlich noch in der Kurstadt ankam, ist unklar. Denn längst hatten sich die meisten Wartenden anders orientiert oder wechselten aufs andere Gleis, wo mit nur wenigen Minuten Verspätung der nächste planmäßige Zug in Richtung Holzkirchen einfuhr. Wer sich dann in die überfüllte Regionalbahn reinquetschte und sich stehend auf dem Gang noch irgendwo festhalten konnte, der hatte beileibe nicht den schlechtesten Platz ergattert. „Das nächste Mal fahre ich wieder mit dem Auto“, hörte man im hinteren Wagen einen Mann sagen, der an diesem Nachmittag wohl vielen aus der Seele sprach.

Weiter ging die abenteuerliche Reise dann in Holzkirchen, wo sich die Fahrgäste mit Schienenersatzverkehr (SEV) begnügen mussten. Oder sie stiegen bereits eine Station zuvor am Bahnhof Kreuzstraße aus, wo man, wie per Durchsage empfohlen, mit der S-Bahn weiter in die Landeshauptstadt gelangen könne. Doch auch hier hieß es Warten und kuriose Szenen über sich ergehen lassen. Denn kurz vor der planmäßigen Ankunft der S-Bahn teilte die Deutsche Bahn per Anzeigetafel und Durchsage mit, dass das Transportmittel aufgrund einer „kurzfristigen Erkrankung des Personals“ ausfalle.

Irgendwann, wenn auch nicht wirklich mit den ausgewiesenen Informationen deckend, kam dann doch eine S-Bahn und fuhr mit reichlich Verspätung letztlich auch in München ein. Wer dann noch in den Nordwesten der Landeshauptstadt fahren musste, war gute drei Stunden unterwegs. Und betroffene Fahrgäste werden es sich in den kommenden Wochen sicher genau überlegen, ob sie eine solche Strecke unbedingt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen müssen.

Kunden sollen sich online informieren

Auf erneute OVB-Nachfrage teilte eine BRB-Sprecherin am vergangenen Dienstag mit, dass sich Fahrgäste möglichst auf der BRB-Website und den BRB-Whatsapp-Kanälen über die aktuelle Lage informieren sollen. „Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die Kapazitäten in den SEV-Bussen verglichen mit den Zügen knapp sind und der Weg zu den Ausflugszielen deshalb beschwerlich werden könnte.“ Eine Prognose über die Dauer der Sperrungen könne man derzeit nicht abgeben.

Bahnreisende aus der Region müssen sich also in den kommenden Wochen auf weitere Einschränkungen einstellen. Während etwa die Strecke von Rosenheim zum Münchner Ostbahnhof nicht von den Sperrungen betroffen ist, wird es vor allem die Pendler aus dem Mangfalltal auf eine harte Probe stellen. Sie müssen entweder zunächst nach Rosenheim kommen, um dort in Richtung München aufzubrechen, oder jene Mammut-Reise antreten. Ausgang ungewiss.

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