Zum Bericht „Vorwürfe nach Kampenwand-Sonnwendfeuer“ (Lokalteil):
Die Massenansammlung zur archaischen Sonnwendfeier auf der Kampenwand ist längst kein harmloses Spektakel mehr, sondern Sinnbild eines überholten Massenereignisses. Am 2. Mai protestierte „Mountain Wilderness“ mit der Aktion „Tourismus am Abgrund“ gegen die Überlastung unserer Bergwelt – doch der Weckruf bleibt scheinbar ungehört. Warum fällt es uns so schwer, die Grenzen der Natur zu akzeptieren? Stadien und Konzertsäle haben Kapazitätsgrenzen – die Natur auch. Am Tag der Feier reichte die Autokolonne bis ins Sachranger Tal. Wann ist es endlich genug? Deutschland lebt, als hätten wir 3,5 Planeten. Der Earth Overshoot Day fällt hierzulande bereits Anfang Mai – ab da leben wir auf Kosten kommender Generationen. Die Alpen erwärmen sich besonders stark: Die Temperatur liegt heute schon um 2,5 Grad höher. Über die Hälfte der Gletscher ist verschwunden. Der auftauende Permafrost löst Bergrutsche und Felsstürze aus. Der aktuelle Hitzedom mit Extremwerten in Gesamteuropa zeigt erneut, wie sehr das Klima aus dem Gleichgewicht gerät. Die Katastrophe im Schweizer Ort Blatten – ausgelöst durch den Abbruch einer Gletscherzunge nach einem Felssturz – verursachte einen Schaden von einer Milliarde Schweizer Franken. Ein weiteres Beispiel für die realen Folgen der Klimakrise in den Alpen. Die Kampenwand ist kein Freizeitpark, sondern Lebensraum und empfindliches Ökosystem. Der Berg ruft – nicht nach mehr Menschen, Lärm oder Bahnausbau. Sondern nach Respekt und Achtsamkeit. Lernen wir nicht, Grenzen zu achten – die der Natur, unseres Planeten und unsere eigenen – zerstören wir weit mehr als einen schönen Ort: Wir verspielen die Zukunft unserer Kinder.
Professor Edda Weimann
Aschau